In der Woche vom 15. bis 21.03.2008 wurde in Groß Grönau die diesjährige Landeseinzelmeisterschaft von Schleswig-Holstein – ausgerichtet vom Lübecker Schachverein – ausgetragen. Von unserem Verein nahmen vier Spieler daran teil, nämlich Gerd Bernhardt (Meisterklasse), Enrique Ruiz Hampel (Vormeisterklasse) sowie Edmund Lomer und Claus Langmann in der Gruppe der Senioren.

Meisterklasse

Gerd Bernhardt verschlug es durch ungewöhnliche Umstände in die Meisterklasse. Sein Bericht zeigt, wie schwierig es ist, sich dort zu behaupten:

    „Als Sechstplatzierter des letzten Jahres wollte ich dieses Jahr in der stärker gewordenen Vormeisterklasse zumindest nicht absteigen. Mein     Wunschtraum war es, einmal in der Meisterklasse antreten zu können. Dieser erfüllte sich überraschend bereits vor der ersten Partie. Für die     Meisterklasse hatten nicht genügend Spieler gemeldet, so dass ich aufgrund des Vorjahresergebnisses in die höchste Spielklasse aufrücken durfte.     Wer hätte jedoch gedacht, dass aus der schönen Prinzessin ein so hässlicher Frosch werden würde. Am Ende stand ein halber Punkt aus neun     Partien und ein Verlust von 50 DWZ-Punkten zu Buche. Und gerade als ich mich möglichst unauffällig vom Spielort entfernen wollte, lief ich     unserem Webmaster Claus Langmann in die Arme, der natürlich sofort um einen Bericht für unsere Internetseite bat. Da keine Gnade zu erwarten     war, nun eine Schilderung meines persönlichen Turnierverlaufes.

    In Runde 1 spielte ich eine lange Partie gegen Sven Wobbe (DWZ 2077). Keine Seite konnte zu irgendeinem Zeitpunkt deutlichen Vorteil     erspielen. Am Ende war ich mit dem Remis zufrieden, zumal die Schlussstellung nicht einfach zu spielen schien.

    Die Niederlage in der 2. Runde konnte eigentlich nicht überraschen. Alexander Haffner (DWZ 2096) hat sich schon häufiger als mein Angstgegner     erwiesen. Als beide Seiten nur noch Minuten auf der Uhr hatten, schien allerdings trotz eines Minusbauern ein Remis möglich. Mein Gegner sah     jedoch ein korrektes Figurenopfer, wodurch er ca. 10 Züge später einen seiner Bauern zur Dame umwandeln konnte. Meinem Mehrspringer erging     es wie dem Tropfen auf dem heißen Stein: Er hatte keine Bedeutung.

    Unglücklicherweise gewann auch in Runde 3 der bessere Spieler. Volker Gülke (DWZ 2036) reichte eine positionelle Ungenauigkeit aus, um mich     nach und nach zu überspielen und um den 40. Zug herum kombinatorisch zu besiegen. Eine starke Leistung – aber leider nicht von mir.

    In Runde 4 gegen Maximilian Kölsch (DWZ 2070) hatte ich eine scheinbar durchschlagende Kombination gesehen. Erst den Läufer opfern, dann     den Springer hinterher und die Dame und Schach und matt. Zwischendurch wurde allerdings mein Springer geschlagen. Daher 0:1.

    Bereits etwas angeschlagen, versuchte ich es gegen Michael Kosak (DWZ 2078) mit einem Eröffnungswechsel. Die Eröffnung gelang, wurde jedoch     durch einen Partieteil abgelöst, in dem eigenes Denken erforderlich war. Dies klappte bei meinem Gegner besser und er erspielte sich einen lang     anhaltenden kleinen Vorteil. Schließlich war ein Endspiel König, Springer und h-Bauer bei mir gegen König, Läufer, g- und h-Bauer bei Michael     Kosak entstanden. Bei beiderseitiger Zeitnot hüpfte mein Springer mal hier- und mal dorthin, bis ich ihn auf ein Feld setzte, wo der schwarze     Läufer ihn einfach schlagen konnte. Das tat weh!

    Dass sich Carsten Hamann (DWZ 2129) in der 6. Runde nicht als Aufbaugegner erweisen würde, hatte ich schon geahnt. Auch in dieser Partie     geriet ich nach ausgeglichener Eröffnung durch das bessere Spiel meines Gegners in immer größeren Nachteil. Eine ungenaue Abwicklung im     Endspiel bot mir bei bester Verteidigung noch praktische Remischancen. Doch den richtigen Zug fand ich nicht. Ein Remis wäre der Partie auch     nicht gerecht geworden. Viele gute Züge meines Gegners habe ich einfach nicht gesehen.

    Mein Versuch, in der 7. Runde Andre Nixdorf (DWZ 1987) mit der gewählten Eröffnung zu überraschen, misslang völlig. Mit einem Bauern weniger     und der deutlich schlechteren Stellung erwartete ich ein schnelles Ende. Es wurden jedoch 4 Stunden und 57 Minuten Quälerei. Als durch die     schlechtere Zeit meines Gegners ein kleiner Hoffnungsschimmer aufblitzte, stellte ich ebenfalls in Zeitnot die letzten mir verbliebenen Figuren ein     und musste bei einer Restbedenkzeit bei Andre Nixdorf von ca. 1 Minute aufgeben.

    Die Partie gegen Wolfgang Krüger (DWZ 2113) lief nach dem Motto ab: „Eigentlich nichts falsch gemacht, aber trotzdem keine Chance.“ Bei     solchen Partien erkennt man, dass unterschiedliche DWZ-Zahlen meistens doch kein Zufall sind. Nach dem 40. Zug war jeder Widerstand     zwecklos.

    In der letzten Partie zeigten sich die Auswirkungen der vergangenen Niederlagen. Nach gut 10 Zügen hatte ich gegen Andreas Richter (DWZ 2070)     einen Zeitvorteil von knapp vierzig Minuten und eine mir positionell gut bekannte Stellung erreicht. Nur nicht den starken schwarzfeldrigen Läufer     tauschen. Jedoch – ein übereilter Zug, der Tausch lässt sich nicht mehr vermeiden und täglich grüßt das Murmeltier.

    Nicht schön, wenn alle besser sind als man selbst. Ich hoffe aber, im nächsten Jahr als Resümee mehr festhalten zu können als „ich war stets     bemüht“.

    An dieser Stelle möchte ich nicht vergessen, Oliver Zierke (DWZ 2270) herzlich zum Titelgewinn zu gratulieren. Der Turnierfavorit aus Norderstedt     gewann  souverän mit 7½ Punkten und damit 1½ Punkten Vorsprung vor Sergej Salov (DWZ 2224). Dritter wurde mit 5½ Andreas Hein (DWZ     2173), der wie Sergej Salov für den Lübecker SV spielt.“

Vormeisterklasse

Unser Turnierleiter Enrique Ruiz Hampel hatte die Spielberechtigung für die Vormeisterklasse und war ehrgeizig genug, den Aufstieg in die Meisterklasse anzugehen. Es folgt sein Bericht, der zwischen Hoffen und Bangen angesiedelt ist:

    „Nachdem ich mehrere Jahre in der Vormeistergruppe gespielt hatte, war dieses Jahr bei einem nominell schwächeren Teilnehmerfeld der Aufstieg     in die Meisterklasse geplant. Doch es kam anders: Bereits in der ersten Runde verlor ich gegen Thomas Lehr (Husumer SV) verdient. In der     zweiten Runde wollte ich den Punktverlust egalisieren und spielte zu offensiv. In der dritten Runde gelang endlich der erste Sieg. Auch in der     vierten spielte ich gut, nutzte jedoch meine Chancen nicht und verlor schließlich. In der fünften Partie gegen Helmut Kracht (SK Kaltenkirchen)     gewann ich mit der französischen Eröffnung zwar einen Bauern, die Partie endete aber remis.

    In der sechsten Partie wickelte ich den Traxlerangriff des Gegners falsch ab, so dass auch diese Partie verloren ging. Die siebte Partie konnte ich     mit Französisch wieder sicher gewinnen und schöpfte somit noch Hoffnung auf den Klassenerhalt. In der sehr frie ertigen achten Partie gegen     Uwe Jacobsen (Husumer SV) war nur ein Remis möglich. Die neunte Partie endete wie die erste begann: Ich spielte schlecht, verlor und stieg mit     nur 3 Punkten und Platz 15 aus der Vormeisterklasse ab.“

Sieger in dieser Klasse wurde Friedrich Müller (SV Bad Schwartau) mit 6 Punkten.

 

Senioren

In der Gruppe der Senioren kämpften 38 Spieler um den Titel des Seniorenmeisters. Diese Gruppe stellte damit rund 25 Prozent der insgesamt 150 Teilnehmer an der Landeseinzelmeisterschaft. Für sich genommen, ist diese Teilnehmerzahl erfreulich, aber im Zusammenhang gesehen stellt sich die Frage, ob das erste Anzeichen dafür sind, dass das Schach auf dem Wege ist, sich zu einem Altmännersport zu entwickeln.

Im Teilnehmerfeld fanden sich drei amtierende und ehemalige Landesmeister (Klaus Seeck – Husumer SV, Günter Hamann – FT Eider Büdelsdorf und Dietlind Meinke – MTV Leck), wobei Klaus Seeck als Erster der Setzliste und auf Grund seiner bisherigen Erfolge als Favorit gehandelt wurde. An zweiter und dritter Stelle waren Alexander Berenstein (FT Eider Büdelsdorf) und unser Edmund Lomer gesetzt, wobei aber zum guten Ende keiner dieser drei Spieler auf dem begehrten Treppchen Platz nehmen konnte. Das sagt auch etwas über die Spielstärke der Seniorengruppe aus: Die zehn an erster Stelle Gesetzten brachten eine durchschnittliche DWZ-Leistung von 1910 Punkten „auf die Waage“ und lagen damit nur marginal unter dem DWZ-Durchschnitt der Vormeisterklasse mit 1931 Punkten und sehr deutlich vor der Kandidatenklasse mit 1791 Punkten.

Mehr als die Hälfte des Turniers wurde von Joachim Thielemann (SG Turm Kiel) dominiert. Er stürmte zunächst mit fünf Siegen in ununterbrochener Reihenfolge dem Feld davon und ließ dann allerdings vier Niederlagen folgen. Das brachte ihm mit 5 Punkten und der höchsten Wertungszahl aller Spieler in der Endabrechnung (nur) den 11. Platz ein.

Die Spieler unseres Vereins schlugen sich beachtlich: Edmund Lomer erzielte 6 Punkte und belegte nach Wertung Platz 5, Claus Langmann (gesetzt an 12. Stelle) erkämpfte 5,5 Punkte und erreichte damit Platz 9. Freundliche Menschen beglückwünschten uns mit dem Hinweis, daß wir nun zu den „Top Ten“ gehören.

Sieger wurde Jürgen Dümmke (Ahrensburger TSV) mit 7 Punkten und einem halben Wertungspunkt Vorsprung vor dem neuen Seniorenbeauftragten Rudolf-Rainer Gehrmann vom SV Eutin. Dümmke – der sich anscheinend in der Form seines Lebens befindet – hat damit dem Titelgewinn bei der Offenen Hamburger Seniorenmeisterschaft einen weiteren Titel hinzugefügt. Wir gratulieren ihm sehr gern zu diesem schönen Erfolg.