– Ein Bericht von Dustin Möller –

Es kommt nicht oft vor, dass ein Spieler unseres Vereines sich in das Finale des Dähne-Pokal vorspielt, weshalb ich mich am Sonntag, dem 23.10.16 auf den Weg nach Flintbek machte, um unseren Neuzugang Tim Bendfeldt bei seiner Mission des Titelgewinnes zu unterstützen.

Der Dähne-Pokal entspricht unserem Pokalturnier, lediglich auf Landesebene. Attraktivität gewinnt das Turnier durch die damit verbundene Chancen, sich für die Meisterklasse der Landeseinzelmeisterschaft zu qualifizieren oder auch als Möglichkeit, zum Finale auf Bundesebene zu fahren. Da beide Finalisten hierfür als spielberechtigt vorgesehen sind, können wir uns daher auf Tims Leistungen gegen die besten Amateurschachspieler Deutschlands freuen!

Tims Werdegang zum Finale barg lediglich einen dicken Brocken, das Lübecker Edeljuwel Martin Kololli. Dieser ist in seinen jungen Jahren bereits jenseits der 2200 gewertet, der Sieg von Tim mit den schwarzen(!) Steinen war demnach durchaus eine kleine Überraschung. Umso größer war die Freude über den Sieg im Juli.

Nachdem das Halbfinale keine große Herausforderung darstellte, war der letzte Kontrahent vor dem Titelgewinn ein wahrer Kracher: Falko Meyer vom SK Norderstedt – er spielt in der 2. Bundesliga und ist bekannt für seine herausragenden Fähigkeiten im Blitz-Schach. Da Tim das Heimrecht für das Finale eingeräumt wurde, hieß dies gleichzeitig, dass unsere Titelhoffnung mit Schwarz antreten müsste. Kein Problem für Tim: „Mit Schwarz hab ich sie eh lieber!“

Jede Form der Vorbereitung war bereits nach wenigen Zügen obsolet, Meyer überraschte ihn mit einer nicht antizipierten Variante der Damenbauerspiele. Früh griff Tim etwas daneben, schaffte es aber pünktlich zu meiner Ankunft vor Ort, die Stellung wieder in die Balance zu führen und drohte gar, die Initiative zu greifen (s. Stellung 1).

Mit dem in französischen Bauernstrukturen oft entscheidenden Hebel- und Befreiungszügen f6 und e5 kommt der schwarze weißfeldrige Läufer an die frische Luft, hier sogar mit extra Wumms durch den drohenden Läuferzug nach f5 mit Tempo auf die Dame.

Doch anstatt sich das Heft aus der Hand nehmen zu lassen, zeigte Meyer in den Folgezügen seine ganze Klasse. Zunächst zog er sehr dynamisch Sg5!?, mit einem klaren Trick im Auge. In der späteren Analyse war man sich über das Ende der extrem scharfen Antwort h6 nicht im Klaren, kaum einer kann Tim das natürlich wirkende Nehmen auf d4 jedoch vorhalten. Doch hier zeigte sich Meyers Idee: Sxc4 und plötzlich versinkt Schwarz in einer Welt voller Probleme. Genommen werden kann der Springer aufgrund des dann folgenden Läuferschachs natürlich keineswegs. Wenige Züge später wurde dann deutlich: Weiß hat die Oberhand im Kampf um die Initiative gewonnen (s. Stellung 2).

In der Folge wurde der b-Bauer nach b6 getrieben und mittels eines Turmtauschs auf c7 noch weiter Richtung Grundlinie befördert. In der drohenden Zeitnot fiel es Tim immer schwerer, konkrete Gegenchancen zu kreieren. Ld3 und h5 rissen exemplarisch eine zweite Front auf (s. Stellung 3). Meyer gewann dann mit einer Dame/Läufer-Batterie den g6-Bauern und konnte so Tims Königsstellung für den entscheidenden Angriff öffnen (s. Stellung 4).

Auf dem letzten Bild ist die Stellung nach beidseitiger großer Zeitnot zu sehen. Weiß gelang es wenig später, seinen schwarzfeldrigen Läufer nach f6 einpflanzen, die Dame heranzuholen und den Turm auf der c-Linie etablieren. Die kombinierten Drohungen waren zu viel: Meyer – Bendfeldt endete 1:0.

Schade drum! Gerade zu Beginn des Mittelspiels war ich noch sehr optimistisch, dass Tim nach e5 die Partie zu seinen Gunsten hätte wenden können. Der Sxc4-Trick war meines Erachtens die partieentscheidende Stelle, hier galt es wohl tatsächlich, den Springer von g5 zunächst zu vertreiben. Danach spielt sich die Partie gegen einen derart starken Gegenüber sehr unangenehm. Falko Meyer kann man zu seinem Sieg nur gratulieren, das war bombenstark gespielt und wahrlich keine Schande für Tim, da das Nachsehen zu haben. Aber hey, eine Revanche beim Bundesfinale ist ohnehin deutlich wertvoller!

Stellung 1

Stellung 2

Stellung 3

Stellung 4