– Ein Bericht von Dustin Möller –

Der 2. Advent brachte unserer Mannschaft ein besonders schönes vorläufiges Nikolausgeschenk: ein Auswärtsspiel in Leck. Die dritte Runde der diesjährigen Saison stand unter klaren Vorzeichen. Für beide Mannschaften ging es um wichtige Punkte im Abstiegskampf. Der Druck lag dabei deutlich auf Lecker Seite, da diese bereits gegen Segeberg verloren hatten und somit bereits mit dem Rücken zur Wand standen.

Erwartet früh war Aufbruch in den hohen Norden. Während die Kieler Fraktion sich mit Rolf in Bredenbek einfand, holte Kai unsere Eckernförder Gastspieler (ein bei lediglich zwei Spielern aus Eckernförde angebrachter Terminus) aus Eckernförde ab.

An dieser Stelle möchte ich die Chance nutzen, einen besonderen Dank an unsere Fahrer im Team auszusprechen, nicht nur die vom vergangenen Sonntag. Es wird oft als selbstverständlich angenommen, dass die wenigen Fahrtüchtigen im Team das Taxi zum Auswärtsspiel spielen. Dem sollte keineswegs so sein! Danke für eure Aufopferung für die Mannschaft. Danke für jeden Bring- und Abholdienst, der euch immer eine halbe Stunde früher losfahren und später heimkommen lässt als alle Anderen. Ihr seid die stillen Helden im Team, danke!

Nun aber zum Schachlichen.

Grundsätzlich waren beide Teams relativ ausgeglichen einzuschätzen. Lediglich an Brett 1 besaß Leck einen Vorsprung von 100 Punkten mit Thore Prien gegenüber meiner Wenigkeit.

Edmund Lomer gab sein Saisondebüt in der ersten Mannschaft – standesgemäß wurde erst mal eine Eins eingetragen. Mein erster Eindruck von Edmunds Partie ist im linken Diagramm zu sehen. Hier begann ich meinen ersten Rundgang und sah mit Entzücken, dass Edmund in einer Stellung gelandet war, die wie für ihn gemacht schien. Positioneller Druck mit besserem Figurenspiel. Der c6-Bauer würde auf Dauer fallen, die c-Linie wird okkupiert und das Feld c5 ist für den Springer zugänglich. Hier begann ich im Weggehen schon mit dem Nicken – das würde Edmund sich nicht nehmen lassen. Und so war es! Der weitere Partieverlauf entging mir am Spieltag, doch die Analyse am Montag zeigte ein Spiel auf ein Tor. Das Diagramm rechts zeigt bereits klaren Vorteil für Edmund. Bauer mehr, Harmonie der Figuren und ein offener schwarzer König – klare Sache. Sein Gegenüber suchte nach jedmöglicher Desperado-Lösung, um irgendwie Aktivität vorzutäuschen. Selbst eine Figur wurde noch geopfert. „Huch…naja, den nehm ich erst mal“ beschrieb Edmund seinen Gedankengang am Montag – 1:0.

Lange sollte die früh gewonnene Führung jedoch nicht anhalten. Kai Krüger verlor seine Partie an Brett 4. Es wurde eine katalanische Partie gespielt, in der Kai es nicht vollbrachte, Gleichgewicht mit den schwarzen Steinen herzustellen. Das wird wohl auch an den 39 Grad Fieber, die am nächsten Tag anschlugen, gelegen haben, Kai fühlte sich bereits am Sonntag recht schlapp – kein Vorwurf, nächstes Mal wird wieder gewonnen – 1:1

Nach einer ärgerlichen Niederlage am letzten Spieltag ging Tim Bendfeldt diesmal keine großen Risiken ein. Die Stellung nahm im frühen Mittelspiel deutlich an Schärfe zu, so dass auf drei Ergebnisse gespielt wurde. Im offenen Turnier hätte man die Stellung weiter gespielt, hier wollte Tim im Mannschaftssinne kein unnötiges Risiko eingehen – 1½:1½.

Für unser Zugpferd Christopher Deutschbein (bis dato mit 2/2 !) sollte es diesmal ganz und gar nicht laufen. Geplagt von Müdigkeit und überrascht von guter Eröffnungsvorbereitung seines Gegners, war die Partie ab einem gewissen Punkt immer schwieriger zu spielen. In der Stellung links zog Chris Sc1. Um die Tiefe dieses Zuges zu verstehen, fehlt mir eindeutig die Zeit, aber ich nehme an, dass er die 2. Reihe für die Dame räumen wollte und mit dem Turm ein Auge auf e6 behalten. Die allwissende Maschine hätte hier Sg3 bevorzugt, selbe Idee, nur dass der Springer so die g-Linie blockiert.

Nach Sc1 wurde es sehr unangenehm für Weiß. Schwarz verdoppelte die Türme, gruppierte stark seinen Läufer nach d6 um und gab Weiß keine Chance für Aktivität – 1½:2½.

Bisher keine gute Saison hat Manfred Homuth. Mit 0/2 gestartet, wollte er es diesmal Allen beweisen. In einem Ben-Oni Komplex sicherte sich sein Gegner früh das Zentrum mit der starken Bauernkette g2-f3-e4-d5 (s. Diagramm rechts) So sehr er es am Damenflügel auch versuchte, schaffte Manfred es einfach nicht, die nötige Aktivität aufzubringen, um diesen langfristigen Vorteil auszugleichen. Der Raumvorteil am Damenflügel mag auf den ersten Blick nett aussehen, führt aber leider zu nichts. Schwarz ist mittelfristig dem Motiv f4-e5 ausgesetzt, welches sich nicht verhindern lässt. Um sich nicht passiv verteidigen zu müssen, opferte Manfred die Qualität, um einen Freibauern auf b3 zu etablieren. Leider sollte dies nicht genügen, die Partie ging nach präzisem Spiel seines Gegenübers verloren – 1½:3½. Eine lustige, wenn auch traurige Parallele mag dem aufmerksamen Eckernförder Ultra-Fan aufgefallen sein. Auch im letzten Jahr wurde für Eckernförde mit 0/3 am 2. Brett gestartet, damals noch durch meine bescheidenen Brettspielkünste. Das bedeutet, Manfred wird nun auch 4/6 machen, klar soweit?!

Der Zwischenstand ließ nichts Gutes ahnen. Bei noch drei ausstehenden Partien war die Marschroute klar: Abteilung Attacke!

Gut sah es hierbei im hinteren Teil der Mannschaft aus. Nachdem Edmund bereits gewonnen hatte, standen auch seine Brettnachbarn Rolf Möller und Torsten Bahr exzellent.

Auf meinem Brett hingegen war wenig Raum für Hoffnung auf etwas Zählbares, dazu in Kürze mehr.

Als erster unseres Trios gewann Rolf seine Partie. Sein Gegner wählte mit 1.b4 einen selten gesehen Anfangszug. Kurios wurde es aber bereits vor Partiebeginn: Nachdem die Paarungen klar waren und ich den Namen von Rolfs Gegner las, kamen ebenfalls Erinnerungen von vor vier Jahren in der Verbandsliga zurück. Damals spielte ich ebenfalls gegen Herrn Gömer – auch hier kam 1.b4. So kam es, dass Rolf und ich uns noch vor Spielbeginn für eine Minute zusammensetzen konnten und eine Vorbereitung ausarbeiteten.

Und prompt kam diese auch aufs Brett! Damit aber nicht genug: Im ersten Zug nach Ende der Vorbereitung ergriff Rolf mit Schwarz sofort die Initiative (s. Diagramm links). Mit d4 nutzt er den Umstand aus, dass Weiß mit seinem Spiel am Damenflügel insgesamt 4 Tempi verloren hatte. In der Folge fand sich der schwarze Läufer auf f4 wieder, die Dame wurde zum Königsflügel transferiert und mit dem Motiv Sg4 (bedroht h2 und e3) war die weiße Stellung letztlich einfach zu sehr überlastet. Rolf gewann mit einem taktischen Schlag zwei Figuren für einen Turm und konnte die Damen abtauschen. Ab diesem Moment wurde die gesamte Stellung gesichert und ohne jede Blöße der Materialvorteil verwertet – 2½:3½.

Zu diesem Zeitpunkt war auch an Brett 8 eine deutliche Tendenz zu erkennen. Ohne die Zeit zu haben, die Stellung in aller Tiefe zu durchblicken, schien es offensichtlich, dass Torsten den einen oder anderen Bauern mehr hatte. Auch wenn er noch nach mir seine Partie beendete, war der Punkt hier fest einzuplanen – 3½:3½. Torsten steht damit mit 2½/3 in den Top 10 der Landesliga. Was ein Einstand in Eckernförde!

Tja und nun zum Elend am Brett 1. Die Eröffnung lief herausragend für mich. Alle Figuren standen besser, mehr Raum, keine Schwächen – an einem normalen Tag ein sicherer Punkt. Anscheinend jedoch nicht, wenn da ein Gegner mit 2175 gegenüber sitzt. Im Diagramm sieht man den (zweit-)wichtigsten Moment der Partie. An dieser Stelle zog ich selbstbewusst Lb5 (s. Diagramm rechts). Fest damit rechnend, dass Schwarz nehmen muss, sah ich guten Druck gegen b7 voraus, der durch meinen schwarzfeldrigen Läufer schwer zu halten sein würde. Hier zeigte mein Gegner jedoch ein starkes Stück an taktischer Kalkulation. Er schlug mit seinem Bauern auf b4! Ein Zug den ich für ungefährlich hielt, da in meinen vorigen Berechnungen immer auf d7 genommen wurde (bxc3 Lxe6+).

Doch just nach seinem Zug fiel mir seine Idee auf: Nach Lxd7 kommt Sxc5!!. Was für eine Rettung – Chapeau gegenüber Thore, so eine Ressource zu finden, zeugt von großem Spielverständnis. Zur Erklärung warum ich den Bauern nicht einfach wiedernehme: Sc7 ist etwas peinlich. Hiernach war ich zugegeben etwas von der Rolle. Eine derart gute Stellung so einzustellen war in dem Moment doch arg ärgerlich, was meine schlechten folgenden 10 Züge erklären mag.

Wir fanden uns in einem Turmendspiel wieder, welches aufgrund zu vieler schwacher Bauerninseln deutlich schlechter für mich ist, vermutlich verloren. In solchen Stellungen ist es immer eine Grundsatzentscheidung, ob man versucht passiv zu klammern oder aktiv Gegenspiel sucht. Ohne große Umschweife wählte ich Letzteres, keine Hoffnung sehend, mich langfristig hinter meinen Bauern halten zu können.
Also ging es nach vorn, die 7. Reihe war mein angestrebtes Ziel (s. Diagramme links und Mitte). Dadurch, dass der König auf g6 abgeschnitten ist, hatte ich entfernte Hoffnungen auf Dauerschach. Im letzten Diagramm sieht man die Endstellung.

Schwarz hatte sich zwischenzeitlich einen Springer geholt und nutzte damit aus, dass meine Türme sich gegenseitig decken mussten. Genommen werden konnte nicht, da dann Th5+ mit Turmtausch und dem Ende meiner Träume gekommen wären. Eine Dame konnte er sich jedoch nicht holen, das Umwandeln in eine Dame wäre ohne Tempo gekommen, die Antwort wäre Dauerschach gewesen. So wandelte er nach Kf2 mit Tempo in einen Springer um und wir landeten in besagter Endstellung.

Vergeben hatte Schwarz seinen Sieg mit dem Schach auf a3. Das entscheidende Gewinnmotiv für Schwarz war es, e5 zu spielen, um den Turm auf der 6. Reihe zur Verteidigung einzubinden. Glücklicherweise für mich wurde dieses Motiv übersehen, ebenso wie im letzten Diagramm mein Zug f4! Dies sah ich bereits viele Züge im Voraus, es war der einzige Strohhalm, an den ich mich klammern konnte. Nimmt der Turm auf f4, dann kommt Thg7+ und der König muss im Gewinnsinne nach h4. Dann fällt der schwarze Turm. Dies wäre sogar spielbar, wenn der g4-Bauer nicht sofort hinge und Schwarz diesen mit Tg3 passiv decken müsse. Hier ist die Stellung wieder offen. Mein Kontrahent wählte die andere Alternative und willigte ohne große Freude ins Dauerschach ein, eine verständliche Entscheidung mit nur noch zwei Minuten Rest auf der Uhr.

So hieß es am Ende 4:4 zwischen Leck und Eckernförde zu vermelden. Eine besonders im Anbetracht meiner Partie glückliche Punkteteilung, jedoch umso wichtiger. Nicht mal weil wir mit einem Schlag auf Platz 5 der Tabelle gesprungen sind, sondern vielmehr, weil wir dadurch einen Abstiegskonkurrenten hinter uns halten konnten. Nun haben wir es selbst in der Hand, gegen Schwarzenbek den Klassenerhalt frühzeitig klar zu machen.

Vorher geht’s jedoch gegen den Tabellenzweiten aus Lübeck, eine ganz harte Nummer.

Aber dazu mehr im Neuen Jahr!

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Die zweite Mnnschaft hat auch an diesem Tag gespielt, aber trotz guter  Besetzung eine knappe Niederlage eingefangen (s Mannschaftsseite).