– Ein Bericht von Christian Devic –

Dieses Jahr hatte ich zum ersten Mal Gelegenheit, am Pokalturnier des ESC teilzunehmen. Zwölf Teilnehmer meldeten sich an und wie üblich, wurde dieses Turnier im K.O.–System ausgetragen. Durch die vielen starken Mitspieler hielt ich meine Chancen auf einen Turniersieg für gering. Trotzdem machte mein Ehrgeiz es mir vor jeder Runde schwer, denn natürlich wollte ich gewinnen.

In der ersten Runde, dem Achtelfinale, gab es drei Freilose, damit im Viertelfinale die Paarungen aufgingen. Mit anderen erhielt auch ich ein Freilos, worüber ich zunächst etwas enttäuscht war. Ich hatte mich darauf gefreut, wieder eine Turnierpartie zu spielen, aber andererseits war ich damit ohne Gegenwehr eine Runde weiter.

Ulrich Bußmeier setzte sich gegen Alexander Koch durch und somit war er – da die weiteren Paarungen im Vorhinein bestimmt waren – mein Gegner im Viertelfinale. Hier noch einmal die Paarungen:

In der slawischen Eröffnung schätzte ich die Stellung ziemlich früh falsch ein und nahm mit dem Zug c5 die Spannung aus dem Zentrum. Von da an begann eine ziemlich harte Zeit für mich und schließlich machte ich einen taktischen Fehler, der mich forciert die Partie hätte kosten können:

Das gesamte Spiel drehte sich um meinen schwachen d-Bauern. Der schwarze Springer war bereit, nach e6 zu ziehen, um noch mehr Druck gegen d4 auszuüben. Ich zog gerade g3 mit der Idee, im nächsten Zug Lf3 spielen zu können. Dem Turm auf e4 stünde durch meinen Vorbereitungszug g3 das Feld h4 nicht mehr zur Verfügung. Während Ulrich ein wenig Zeit investierte,  erkannte ich die eigentlich unabwendbare Niederlage. Ziemlich ärgerlich. Um meine Spielstärke zu verbessern, löste ich in letzter Zeit viele Taktikaufgaben, die mitunter deutlich schwerer waren, als das, was ich hier übersah: 19. …Txe3! 20. fxe3 Dxg3+ und plötzlich fallen erst der g-, der h- und der e-Bauer für die Qualität (natürlich immer schön mit Schach) und mindestens noch der d-Bauer. Wow! Wirklich ein genialer Zug von mir, g3 zu spielen. Der Turm kommt ja nicht nach h4 und alles wird gut! Auch Ulrich sah die Abwicklung. Allerdings rechnete er die Variante nur bis zu dem Punkt, an dem er den g- und h-Bauern erobert mit der Folge Dauerschach und Remis. Das war ihm zu wenig und er zog schließlich 19. …f5. Ich war zwar sichtlich erleichtert, aber dass er es nicht jetzt und hier beendete, bedeutete noch nicht, dass ich alles überstanden hätte. Bis zum 39. Zug stand ich auf Verlust. Als Ulrich und ich jeweils den 40. Zug spielten, um in die nächste Zeitkontrolle zu geraten (+30 Minuten), hatten wir beide weniger als eine Minute Restzeit.

Ich nahm in der Zeitnot noch einen vergifteten Bauern. In dieser Stellung scheitert mein Zug 39. Lxh6 eigentlich an 40. … Le3! Den Läufer darf ich nicht wiedernehmen, da dann der schwarze Turm auf die dritte Reihe kommt und ich in etwa 10 Zügen forciert Matt bin. Wie gesagt, es war zu wenig Zeit auf der Uhr, um das zu kalkulieren und so verblieb ich mit einem Mehrbauern, den ich glücklicherweise in einen Sieg umsetzen konnte. Wir kosteten die 5 Stunden fast komplett aus und so waren wir ebenfalls die letzten, die noch im Vereinslokal waren.  

Am Nachbartisch konnte wesentlich früher Kai Krüger die Partie gegen Eduard Wiederkehr für sich entscheiden. Somit stand das erste Halbfinale fest, in dem ich auf Kai treffen würde. Doch was ist in der Zwischenzeit in der anderen Paarungshälfte passiert? Dort traf unter anderem der Favorit und Vereinsmeister 2013 Manfred Homuth auf Dustin Möller. Nach einer spannenden Partie, die die Vereinskollegen im Nachbarraum interessiert analysierten, sorgte Dustin tatsächlich für die Überraschung und seine Eintrittskarte ins Halbfinale. In der letzten Viertelfinalpartie traf Ralf Koch mit Weiß auf Claus Langmann. Nachdem der Angriff von Ralf Koch zu verlaufen schien, konnte er plötzlich die schwarze Dame am Königsflügel fangen.

Wir kommen dem Siegertreppchen schon näher. Mein nächster Gegner war der knapp 300 DWZ-Punkte stärkere Kai Krüger (1959). Trotzdem wollte ich natürlich gewinnen, doch diese Partie nahm einen ernüchternden Verlauf. Sie dauerte auch nur 17 Züge und wäre forciert nach spätestens 22 vorbei gewesen. Werfen wir trotzdem einen Blick hinein:

Nach ein paar Eröffnungsfehlern fand ich mich mit Schwarz in dieser Stellung wieder. Und nein, wir spielten kein Tandem-Schach! Der noch Beste von allen schlechten Zügen für Schwarz ist in dieser Stellung 12. … Se4 mit der Idee 13. Sxe4 Dxc5 14. Sxc5 Kxf7. Doch Kai fand die beste Fortsetzung und antwortete auf 12. … Se4 mit 13. Da3. In der anderen Variante hätte mein Gegner am Ende einen Mehrbauern behalten, aber dafür den überwältigenden Angriff aufgegeben. Die Spannung aufrechtzuerhalten, war die richtige Entscheidung. Später in der Partie kam ich auf die irrsinnige Idee, meine Dame zu opfern, in dem Glauben, dafür eine Leichtfigur und einen Turm zu erhalten.

Allerdings setzt Weiß in dieser Stellung in 6 Zügen Matt. Ich gab nach dem nächsten und ersten richtigen Zug auf. Die einfache Lösung: 17. De7+ Kg8 18. De8+ Lf8 19. Lh6 und wenn man seinen Gegner noch ärgern möchte, 19. …Sxe2+ 20. Lxe2 Sd3+ 21. Txd3 und nach einem beliebigen Zug 22. Dxf8#. Kai hat verdient gewonnen und steht somit im Finale.

In der anderen Halbfinalpaarung Ralf Koch gegen Dustin Möller dauerte es etwas länger, doch Ralf konnte sich durchsetzen. Das Finale wird somit zwischen Kai Krüger und Ralf Koch in 2 Wochen – am 05. August – ausgetragen.

Insgesamt könnte ich mit dem Ergebnis zwar wahrscheinlich zufrieden sein, aber spielerisch habe ich in diesem Turnier leider nicht viel zeigen können. Wie auch immer. Ich denke, wir können uns auf ein spannendes Finale freuen!