– ein Bericht von Claus Langmann –

Als ich erfuhr, dass Neumünster Austragungsort der diesjährigen Landeseinzelmeisterschaft sein würde, sah ich mich nach einer Ausweichmöglichkeit um. Und wurde fündig: Cuxhaven-Duhnen bot sich an. Dort werden seit vielen Jahren im April gleichzeitig jeweils ein Open und ein Senioren-Open ausgeschrieben. Einige Spieler nutzen dieses Angebot sogar, um an beiden Turnieren – die getrennt vormittags und nachmittags ausgetragen werden – teilzunehmen.

Derart schachverrückt bin ich nicht. Ich begnügte mich mit der Teilnahme am Senioren-Open in der Woche vom 05.04. bis 13.04.13. Das Turnier war zahlenmäßig und stärkemäßig gut ausgestattet (65 Teilnehmer, davon 18 (!) Nestoren; DWZ-Medianwert 1727). Ich war gesetzt an Platz 37.

Gespielt wurde im Café Windjammer, einem schmucklosen, in die Jahre gekommenen Bau der Touristikverwaltung. Es liegt sehr zentral und attraktiv direkt am Deich und aus seinen Fenstern blickt man gern auf das Watt und bei günstiger Wetterlage bis zur Insel Neuwerk. Im Laufe der Woche erfüllte ich mir auch den lange gehegten Wunsch, diese Insel auf dem Kutschbock eines Wattwagens zu besuchen.

Schachlich ließ die Woche sich gut an. Ich wurde in der ersten Runde gegen den in Schleswig-Holstein gut bekannten Wolfgang Göbel von Wyk/Föhr gelost und erreichte gegen ihn mit Schwarz ein ausgekämpftes Remis. Auch in den folgenden Runden hatte ich starke Gegner. In den insgesamt neun Partien wurden mir sieben Mal Gegner zugelost, die in der Setzliste vor mir standen. Das brachte mir zu den dabei erspielten vier Punkten die deutlich beste Buchholzwertung der Gruppe, Platz 39, einen DWZ-Gewinn von 18   Punkten und ein zufriedenes Gemüt ein.   Eine schachliche Überraschung besonderer Art erlebte ich in der 7. Runde: Mein Gegner servierte mir mit 1. g2-g4 Grobs Angriff! Das ist mir nach den 821 in meiner persönlichen Datenbank gespeicherten Schwarzpartien noch nie geschehen.   Es ist gar nicht so einfach, sich gegen diesen ungewöhnlichen Eröffnungszug in der Kürze der Zeit einen befriedigenden Aufbau zu erarbeiten.

Ein Wort noch zur Turnierleitung als Schiedsrichter: Nach den FIDE-Regeln hat der Schiedsrichter dafür zu sorgen, dass durchgehend gute Spielbedingungen herrschen und dass die Spieler nicht gestört werden. In dem Punkte bestanden deutliche Mängel: So wurde das häufige Analysieren im Turnierraum nicht unterbunden – auch nicht, als nach einigen Tagen(!) ein gesonderter Raum dafür bereit gestellt wurde. Auch das zum Teil heftige Gebabbel   nach Beendigung einer Partie oder am Tresen, der sich im Turniersaal befand, wurde nie vom Turnierleiter abgestellt, sondern musste immer aus dem Kreis der Spieler moniert werden.   Da ist noch Luft nach oben.

Sieger des Turniers wurde mit 7½ Punkten FM Hans-Werner Ackermann aus Dortmund vor CM Manfred Pape (SK Bad Harzburg) mit 7 und Rolf Hunold (SV Letmathe) mit 6½ Punkten, die beiden letzten auch in Eckernförde wohlbekannt durch ihre Teilnahme an den Offenen Seniorenmeisterschaften von SH, die in diesem Jahr leider in Büsum ausgetragen wird.

Meine Reise quer über die Elbe nach Cuxhaven hat mich nicht gereut. Und im Gegensatz zu meinem Vereinsfreund Lomer, der sich aus privaten Gründen auf den Austragungsort Leck im nächsten Jahr freut, werde ich wohl auch dann wieder im Schachkalender nachschauen, welche anderen attraktiven Möglichkeiten es zu der Zeit um Ostern herum gibt.