Die Saison hat begonnen!

Am 05.09.2016 war es soweit: die Schachsaison 2016/2017 begann bei uns mit der ersten Runde unserer Pokal- meisterschaft. Für diese 1. Runde waren acht Paarungen ausgelost, von denen an diesem 05.09. sechs Paare bereit und in der Lage waren, ihre Partie zu spielen. Die Zufälle der Auslosung brachten es mit sich, dass einige Anwärter auf den Pokalsieg gegeneinander antreten mussten und ihnen auf diese Weise im Falle eines Verlustes schon in der 1. Runde das Ausscheiden drohte.

Die Partien verliefen spannungsreich, abwechselnd und nicht immer den Gesetzen der schachlichen Logik folgend. Nach etwa vier Stunden konnte das Fazit gezogen werden: Es gab vier glückliche Gewinner. In zwei Partien einigten sich die Spieler auf remis, so dass die Entscheidung zunächst in zwei Schnellpartien gesucht werden musste.  Aber nur eines der beiden Pärchen hatte die Kraft und den Mut, sich noch am selben Abend darauf einzulassen. Und diese Partie wurde entschieden, ohne dass die beiden Kontrahenten sich noch in zwei Blitzpartie hätten messen müssen.

Die Einzelergebnisse dieser ersten Runde – soweit sie bisher gespielt worden sind – finden Sie auf der Seite der Vereins- meisterschaft.

Auf DWZ-Aufholjagd in Berlin

– Ein Bericht von Dustin Möller –

Mit seinen vielfältigen Angeboten an Schach-Open ist der August immer ein besonders aufregender Monat. Wie es mittlerweile nahezu Tradition ist, hieß das für Christopher Deutschbein – unser neues Mitglied – und mich die Teilnahme am Kieler Open und an dem in Berlin ausgetragenen Lichtenberger Sommer.

Der Ein oder Andere mag sich über das Fehlen eines Berichtes über das zu Beginn des Monats stattgefundenen Kieler Heimspiels gewundert haben. Die Erklärung dafür ist so einfach wie auch traurig. Auf schmerzvolle Weise habe ich feststellen müssen, dass das Verfassen eines Berichtes mit über 2000 Wörtern hin und wieder eine Sicherheitskopie erfordert, für den Fall eines Programmabsturzes. Eben dieser radierte den fast fertig geschriebenen Bericht bis auf das letzte Wort aus. Die Lust, alles nochmal zu verfassen war gering, daher wird es hierzu auch keinen ausführlichen Bericht geben. Doch so viel sei gesagt: Sowohl Christopher als auch ich, die wir im A-Open antraten, waren sehr zufrieden mit unseren Leistungen und durften uns über ordentliche DWZ-Gewinne freuen.

Anmerkung des Webmasters: nach 9 Runden gab es im A-Open bei 84 Teilnehmern folgende Ergebnisse unserer Spieler: Dustin Möller Platz 20 mit 5½ Punkten; Christopher Deutschbein Pl. 50; 4 P.; im B-OPen bei 47 Teilnehmern: Ralf Koch Pl. 7; 6 P. – Holger Hogreve Pl. 20; 5 P. – Mirko Beyer Pl. 23; 4½ P. und Maik Madelmayer Pl. 42; 2 P.

Nun aber zum eigentlichen Thema dieses Berichtes, dem Lichtenberger Sommer. Dieser war abermals sehr gut besucht. 208 Schachfreunde fanden ihren Weg in die Hauptstadt, darunter auch viele bekannte Gesichter aus dem Norden: Alexander Pluska (Doppelbauer Kiel) trafen wir bereits auf der Hinfahrt, auf der bereits gut gescherzt und taktiert wurde. Ferner nahmen drei Lübecker Schachfreunde, unter anderem der mehrmalige Landesmeister Marco Frohberg, der Vorsitzende Thilo Koop und Jens-Tarek Eisheh sowie Joachim Kornrumpf (Preetz) und Arne Bahr (Turm Kiel) den Kampf an den Brettern an. Während des gesamten Turniers war diese lokale Verbundenheit permanent unterschwellig zu spüren, da fleißig beim Rest gekiebitzt wurde.

Der Turnierbeginn verlief, wie er zu erwarten war. Da Christopher und ich in der oberen Hälfte gesetzt waren, bedeutete dies, dass wir recht dankbare Gegner für den ersten Tag zugelost bekamen. Ein Umstand, um den wir nicht traurig waren, der Rotweinvorrat im Hause Deutschbein hatte am Vorabend doch beträchtlich Federn gelassen. Nachdem auf der Hinfahrt noch reichlich über einen Sieg Christophers über Alexander Pluska zwei Jahre zuvor gescherzt wurde, kam es am Folgetag wie es kommen musste, dem Rückspiel der Beiden. Abermals konnte Christopher das Spiel für sich entscheiden, nachdem Alexander sich in schlechterer Stellung nicht nur ein, sondern gleich zwei Dauerschachs ertrickst hatte. Wie sich herausstellte, sollte nur eines davon wirklich durchschlagen.

Meine Partie hatte ein ähnliches Ende, leider zu meinen Ungunsten. Nachdem ich erneut einen deutlich schwächeren Gegner (1850) gepaart bekam, überzog ich eine wohl nur leicht angenehmere Stellung in den forcierten Verlust.

Der dritte Turniertag war weniger spektakulär. Chris remisierte recht früh in der Partie und ich gewann.

Darauf folgend erlitt ich die zweite Niederlage, diesmal allerdings völlig verdient. Obwohl mein Gegner auf dem Papier deutlich unterlegen einzuschätzen war, schlug er mich auf positionelle Weise sehr überzeugend.

Die kurze Rochade für unser Duo machte Chris gegen Marco Frohberg komplett. Nachdem Marco bereits nach 7 Zügen positionell klar besser stand und Bauer + Stellung mehr hatte, ließ er das Spiel immer mehr in taktische Gefilde lenken und schuf sich selbst eklatante Felderschwächen. Trotz der zwischenzeitlichen Unsicherheiten konnte sich der Lübecker Schachfreund gegen unseren Neuzugang durchsetzen. An dieser Stelle möchte ich auf die Website von Marco Frohberg hinweisen (http://www.marcofrohberg.de), auf der er täglich vom Turnier berichtet hat. Darüber hinaus ist seine Seite für jeden zu empfehlen, der seinen schachlichen Horizont mithilfe eines Trainers erweitern möchte.

Nachdem ich meine Partie erfolgreich in den Sand gesetzt hatte und den Analyseraum betrat, sah ich etwas, das man so im Schach selten sieht: einen glücklichen Sieger und einen fröhlichen Verlierer. Während Marco deutlich erleichtert war, dem im Diagramm gerade aufkeimenden Mattangriff davon gekommen zu sein, war Christopher lediglich froh darüber, nach einem so frühen Bauernverlust die Partie noch interessant gestaltet zu haben. (s. Diagramm links nach 22 … Lb8). Die gemeinsame Analyse mit den Lübeckern war wohl mein persönliches Highlight des gesamten Turnieres.

Da ich derweil mit 2/4 gegen einen Gegnerschnitt von 1760 auf einem zwischenzeitlichen DWZ-Minus von 34 stand und damit meine Hoffnungen auf den Erwerb des Brett 1 für die kommenden Saison in weite Ferne gerückt schien, hieß es für mich von nun an, mit vollem Rohr auf Sieg zu spielen, um irgendwie die verlorenen Punkte wieder reinzuholen. Dies gestaltet sich in Berlin jedoch extra schwer, da bekanntlich bei der Paarung immer alle Punktgleichen nach ihrem Rang in der Startrangliste geordnet werden. Da das Feld in Berlin allerdings so breit ist, hieß dies für mich immer einen Platz im oberen Feld und damit schwächere Gegner, welche selbstverständlich weniger Punkte einbringen würden. So war ich mir im Klaren darüber, dass mindestens 6/9 nötig sein würden, um Brett 1 zu behalten.

Nach seiner vorangegangenen Niederlage kam Chris mit einem soliden Remis wieder zurück auf die Erfolgsspur, ich gewann gegen einen mit 400 Punkten geringer gewerteten Gegner (Zwischenstand -30).

Am Folgetag entschied ich mich, mit den weißen Steinen meine neue Liebe (?) auszupacken, das Colle-System. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gewann ich die Partie und hatte nun nur noch -24 aufzuholen. Chris gab seine Stellung in besserer Stellung remis. Er übersah das entscheidende vorteilbringende Motiv in der Stellung. Dazu war sein Gegenüber mit einem FM-Titel bestückt, da kann man auch mal ein Respektsremis abgeben! Seine Remisserie hätte Chris auch in Runde 7 beibehalten können, doch ließ ihn eine erneute Fehleinschätzung der Stellung eine Zugwiederholung ausschlagen und die Partie damit, ähnlich wie bei mir in Runde 2, überziehen. Kein guter Tag im Leben eines Kugelschreibers.

Meine Serie hielt jedoch an. Nachdem ich mit Schwarz endlich den ersten ebenbürtigen Gegner (1958) erhielt und überzeugend gewinnen konnte, war das rettende Ufer so langsam in Sicht (nur noch -17!).

In Runde 8 hieß es dann: alles oder nichts. Der erst 19-jährige russische FM Rudakov sollte determinieren, wohin der Weg gehen soll in der kommenden Saison. Da wir am Vorabend erst um 23:30 daheim waren und die 8. Runde am folgenden Morgen um 10 Uhr begann, bedeutete das wenig Zeit für Vorbereitung … denkste! Nachdem ich ein deutliches Manko im Eröffungsrepertoir meines Gegners gefunden hatte, saß ich bis um 01:00 Uhr am Laptop, voll motiviert, den vollen Punkt zu machen.

Am nächsten Morgen hieß es dann, am Brett die Lehren aus zwei Jahren Theaterunterricht in der Oberstufe anzuwenden, damit mein Kontrahent den Braten auch ja nicht riechen würde und womöglich von seiner favorisierten Ben-Oni Verteidigung abweicht. Die Falle schnappte zu! (s. Diagramm links). An dieser Stelle hatte ich sämtliche Verteidigungen von Schwarz vorbereitet: Sc6, Db4, h6 und Ld8. Letztere wandte mein Gegenüber an, griff in der Folge nach Lb2 jedoch fehl. Statt die Dame nach a5 zu ziehen, erlaubte er mir das Tempo a3 nach seinem Db4. Dies mag unscheinbar aussehen, bedeutet aber langfristige Passivität der Dame und damit ungehemmte Initiative am Königsflügel für mich. (s. mittleres Diagramm nach 21.Tc4). Der Turm schwenkt zum Königsflügel und beschützt gleichzeitig den a3 Bauern taktisch (Dxa3 wird mit Ta2 beantwortet). An dieser Stelle war ich mir des Sieges schon recht sicher, da die schwarze Stellung einfach zu unterentwickelt ist. In der Folge gewann ich eine Qualität und behielt, wenn auch nicht in souveränster Weise, die Initiative. Nach beidseitiger Zeitnot erreichten wir die zum Matt führende Endstellung (s. Diagramm rechts nach 37. Dg7+). Die Freude meinerseits war immens. Nicht nur war es eine tolle Sache, einen derartig starken Spieler zu schlagen, sondern ich egalisierte jeden DWZ-Verlust auf einen Schlag.

Chris bekam es ausnahmsweise mit einem schwächeren Gegner zutun und gewann ein sehr interessantes und lehrreiches Springerendspiel, das definitiv im Verein vorgetragen werden muss!

Am Abschlusstag stand die Welt dann plötzlich Kopf: Ich spielte an Brett 4 gegen einen IM um Preisgeld, im Schweizer Gambit macht mir keiner etwas vor! So schön die Aussichten, so ernüchternd die Realität: Nach 26 Zügen war Schicht im Schacht. Das war eine Liga zu hoch für mich. Chris hatte ein vergleichbar ernüchterndes Erlebnis: sein Berliner(!) Gegner entschied sich, das Turnier vorzeitig zu beenden und erschien nicht.

Überzeugend gewinnen konnte GM Vladimir Dobrov das Turnier mit 8/9.

Rückblickend ein erfolgreiches Turnier für Chris, der nach 2 Jahren schachlicher Abstinenz nun in zwei Turnieren in Folge eine konstant gute Leistung um die 2030 erbringen konnte und keinerlei Mühe hatte, mit Gegnern bis 2200 mitzuhalten. Für mich war insbesondere dieses Turnier eine Achterbahn der Gefühle. Dennoch bin ich sehr stolz, nach zwei derartigen Nackenschlägen wieder aufgestanden zu sein und mich gefangen zu haben. Ansonsten lässt sich wenig aus einem Turnier ziehen, in dem mir kein Gegner zwischen 1950 und 2240 gegenüber saß.

Einen Ehrenplatz am Ende dieses Berichts möchten wir unserem Mentaltrainer Torsten Bahr beimessen, der uns unter der Woche immer wieder aufmunternde, motivierende und anstachelnde Worte hat zukommen lassen!

Nun ist der „Schachsommer“ erst mal vorüber, die Konzentration gilt von nun an der Landesliga!

Weltmeisterschaft in Radebeul!

– Ein Bericht von Edmund Lomer –

Weltmeisterschaft – ein klangvolles Wort! Erst ein einziges Mal habe ich bei einer WM mitgespielt (Senioren-WM Bad Zwischenahn 2008). Nun bekam ich kürzlich einen Anruf von meinem lieben Schachfreund Henning Geibel aus Bargteheide. Er fragte mich, ob ich bereit sei, in seinem Team „Randbauern“ bei der Seniorenweltmeisterschaft 50+ sowie 65+ (Vierermannschaften) in Radebeul mitzuspielen. Laut FIDE-Sprachregelung wurde der Begriff „Senioren“ durch 50+ und 65+ ersetzt, d.h., der nach Ansicht der FIDE potentiell diskriminierende Begriff „Senior“ ist aus der Ausschreibung und auch aus den zu vergebenden Titeln verschwunden.

Im Vorjahr war Hennig Geibel mit seinem Team schon bei diesem Turnier dabei, belegte aber leider nur den letzten Platz. Daher hatte er die geniale Idee, diesmal auf dem „Spielermarkt“ groß einzukaufen, um die Randbauern wirksam zu verstärken. Schnell waren wir uns einig (ohne 6-stellige Gage!) und so hatte ich nach langer Zeit die Gelegenheit, wieder bei einer WM teilzunehmen. Wir waren zu Fünft, so dass jeder seine Pause hatte, um das Karl-May-Museum in der Villa Shatterhand zu besichtigen oder auch für einen Ausflug in das nahe gelegene Dresden oder Meissen zu nutzen.

Mir wurde vom Teamcaptain Brett 1 zugeteilt, ferner spielten Herbert Schnaitmann, wohnhaft in Franken, Hardy Wenske (Kiel), Klaus Briesemeister (Lingen) und Henning als Geheimwaffe mit.

In der 1. Runde hatten wir den erwartet starken Gegner: Norwegen 1 gewann klar, mein Gegner, FM Thor Geir Harestad, setzte sich im Endspiel durch. Auch das Team „Surprise“ erwies sich als zu stark für uns, immerhin gelang mir gegen Kurt Rychlik ein Remis. Endlich gab es auch Erfolgserlebnisse: 2:2 gegen Chemie Radebeul, und nach einer knappen Niederlage gegen Saxone den laut umjubelten ersten Mannschaftssieg gegen den Dresdner Seniorenklub. Es folgten noch zwei Remis, ein Verlust und sogar ein zweiter Team-Sieg, so dass wir mit 15½ Brettpunkten und 7:11 Mannschaftszählern sehr zufrieden auf dem 42 Platz bei 50 Mannschaften landeten!

Henning war mit meinem Anteil (4 Gewinne, 2 Remis, 2 Verluste) hochzufrieden und ich war froh, dass der „Einkauf“ etwas zum Gelingen beitragen konnte.

Die Turnieratmosphäre war großartig, dem Ereignis würdig und angemessen. Flaggen aller teilnehmenden Nationen schmückten den Saal und bei der Siegesfeier wurden die Nationalhymnen der Sieger gespielt. Dabei hörte ich die Russische Hymne sehr gern, ein tolles Musikstück.

In der Sektion 50+ gewann Germany 1 vor Armenia und England 1 mit meinem alten Bekannten GM John Nunn. Er konnte sich nach einem Blick auf mein Namensschild, sofort an unser Bishop-Ending vor einigen Jahren erinnern. Seinerzeit trat Eckernförde im Landespokal gegen die Mannschaft des Lübecker SV an, die John einige Jahre verstärkt hat.

Die Sektion 65+ entschied Russia vor St. Petersburg und Belgien 1.

Eckernförde in Lüneburg

– Ein Bericht von Claus Langmann –

Im Mai hatte ich mich entschlossen, in diesem Jahr wieder am VCMG-Festival in Lüneburg teilzunehmen. Vor zwei Jahren war ich schon einmal dabei und hatte nur beste Erinnerungen an die Spielatmosphäre, an die Ausrichtung, an die Spieler und besonders auch an das Städtchen Lüneburg.

Das 9-rundige Turnier, für das ich mich gemeldet hatte – das sogenannte A-Open – begann am 1.7. mit 112 Teilnehmern. Trotz Schwierigkeiten bei der Bundesbahn traf ich rechtzeitig in Lüneburg im Hotel Seminaris – dem Spielort – ein und wen treffe ich als ersten: unseren Ralf Koch, der sich auch für dieses Turnier angemeldet hatte. Und nicht nur das: Die zeitliche Einteilung verschiedener Turniere machte es ihm möglich, auch am 7-rundigen B-Open für Spieler bis DWZ 1800 teilzunehmen. Das bedeutete für Ralf natürlich fast tägliche Doppelrunden; aber wer das Schach liebt, dem bedeutet das keine Belastung, sondern die reine Freude, jedenfalls, wenn man gewinnt.

Ich begnügte mich mit einer Partie pro Tag und wollte den Rest des Tages dem schönen Lüneburg widmen. Dieser Vorstellung wurden allerdings Grenzen aufgezeigt, weil ich mich nicht mehr als so gehfähig erwies wie in früheren Jahren.

Also zum schachlichen Teil. Im Schweizer System haben schwächere Spieler in der ersten Runde immer schweres Brot zu kauen und kaum eine Chance gegen ihre jeweiligen Gegener. Auch mir erging es so: ich hatte mit FIDE-Meister Tobias Vöge einen Gegner, gegen den ich nicht bestehen konnte. In den folgenden Runden wurde es etwas besser. Nach vier Runden hatte ich 2½ Punkte, allerdings mit einem Dusel, der einen nicht so recht glücklich macht. In der nebenstehenden Stellung konzentrierte sich mein sehbehinderter Gegner auf die Geschehnisse rund um das Zentrum und verlor dabei meine am Rand auf a2 stehende Dame völlig aus den Augen. Erst als er seinen Zug De3-e2 ausgeführt und beim Heben des Kopfes meiner Dame gewahr wurde, schreckte er auf und gab auf, bevor ich überhaupt bemerkt hatte, dass er gezogen hatte.

Schön war, dass ich in einigen Partien gegen sehr junge Spieler antreten konnte. Es begann schon in der 2. Runde gegen eine 14-jährige Schülerin aus Erfurt (remis), später gegen einen 17-jährigen aus Uelzen (verloren) und der Höhepunkt war in der letzten Runde die Auslosung gegen einen sehr sympathischen 8-jährigen Jungen aus München (gewonnen). Gegen diese jungen Leute hatte ich mir eine eigene Taktik zurecht gelegt: Da diese Spieler von ihren Trainern in aller Regel theoretisch gut vorbereitet werden, habe ich ihnen als Weißer das relativ unbekannte Mittelgambit vorgesetzt und war dadurch mit Erfolg keinen Buchvarianten oder –überraschungen ausgesetzt. Mit 4 aus 9 beendete ich das Turnier auf Platz 76. Ich hatte damit einen halben Punkt mehr als vor zwei Jahren – bin also zufrieden.

Und was machte unser Ralf? Im B-Turnier – beginnend täglich um 10 Uhr – war ich meist zu müde, um ihn zu beobachten. Aber im A-Turnier nahm ich mir schon dann und wann mal eine kleine Pause, um mir seine Partie anzusehen. Dabei sind diese Fotos entstanden, die auch meinen Schachfreund Werner Schirmer vom HSK beim Kiebitzen zeigen, er saß direkt neben der Partie von Ralf. Schirmers sorgenvoller Blick war ein Blick in die Zukunft: Ralf hat diese „gewonnene“ Partie noch in den Sand gesetzt. Ralf hat natürlich dennoch seine Punkte gemacht: Im A-Open 4 Punkte (Platz 79) und im B-Open nach 7 Runden 3½ Punkte und Platz  14 (von 34).

Es gab einen weiteren Grund für meine Teilnahme an diesem Turnier: Das Treffen mit vielen Bekannten aus dem Hamburger Schachleben bis hin zum Veranstaltungsleiter „Jonny“ Carlstedt – ich habe mich gefreut, sie alle wiederzusehen.

Simultan im Rathaussaal

Fast alle Jahre wieder in diesem Jahrtausend, so auch am 16. Juni 2016, stellte sich Edmund Lomer, der Ehrenvorsitzende des Eckernförder Schachclubs, zahlreichen Schachfreunden aus Politik, Kultur und dem öffentlichen Leben, um im Simultanspiel für unser Königliches Spiel zu werben.

Lesen Sie nun den Bericht von Edmund Lomer:

Dies soll keineswegs eine Ein-Mann-Show sein, sondern Menschen, die nur wenig Zeit zum Schachspielen haben, Gelegenheit zu einer Partie zu geben. Gern lade ich zu dieser Veranstaltung ein, solange es mir gelingt, mehr Partien zu gewinnen als zu verlieren. Knapp ging es in den letzten beiden Jahren zu, als sich die Zahl meiner Verluste mehrte und gefährlich der selbstgesetzten Grenze näherte. Ob es diesmal vielleicht die letzte Veranstaltung dieser Art sein sollte?

Als ob man diese „Gefahr“ ahnte, fanden sich diesmal zu meiner freudigen Überraschung 19 Schachfreunde und 2 -freundinnen im Ratssaal ein, eine bislang nie erreichte Zahl! Das stärkte nicht nur meine Motivation, sondern erhöhte auch meine erforderliche Aufmerksamkeit sowie die zu bewältigende Rundenzahl.

Nach der freundlichen Begrüßung durch Rainer Bunte, den Vorsitzenden des Kulturausschusses der Stadt, begann ich ohne Zögern mit meinen Runden, natürlich in Sportschuhen. Nach recht schnellem Gewinn gegen Jonas Kramer (Vorsitzender SPD) gab es schon kurz darauf die erste Niederlage gegen unseren ehemaligen Bürgermeister und späteren Innenminister Klaus Buß/SPD (siehe Foto, das mich beim Aufgeben zeigt). Das fing ja spannend an!

Zu Beginn der zweiten Stunde lief es aber dann besser für mich: Gewinne gegen Peter Sparr, Alexander Daberkow/SPD mit einem ästhetischen Mattbild, Georg Bicker/CDU (endlich mal ein Mitglied der eigenen Partei dabei), Dr. Heiner Mehl und Jörg Meyer/Ratsherr SPD sorgten für einen guten Zwischenstand. Das erste Remis erreichte Otto Jeschke, der trotz guter Position das von mir aus Vorsicht angebotene Remis vermutlich auch aus Vorsicht annahm.

Dann aber war die Zeit reif für einen weiteren Verlust: Jürgen Knaak, Pastor i. R., wohl mit himmlischem Segen bedacht, nutzte einen groben Fehler von mir zum Gewinn. Dann ging es abwechslungsreich weiter: Meinem Sieg gegen Martin Klimach Dreger/Ratsherr SPD folgte ein Verlust gegen Mirco Beyer, den jüngsten Teilnehmer und Mitglied des Eckernförder Schachclubs.

Weitere Verluste erduldete ich gegen Enrique Ruiz Hampel, einen Spitzenspieler des Eckernförder Schachclubs, Jürgen Neumann/Ratsherr SPD und Hanfried Kiesbye, den ehemaligen Leiter des Jungmann-Gymnasiums und auch Mitglied unseres Schachklubs.

Zu meiner Freude war ich aber erfolgreich gegen den früheren Standortältesten Hans-Jürgen Schäfer, bislang mein „Angstgegner“ (bisher gewann er stets gegen mich), Wolfgang Bachor/Leiter vom DRK Eckernförde sowie Amelia Czerianuk und Erika Beuter. Zu erwähnen bleiben weitere Remispartien gegen meinen Vereinskameraden Olaf Zeuch, meinen früheren Kollegen Waldemar Schmidt/Kiel und Rainer Bunte/Ratsherr SPD, der den Wettkampf als Letzter mit einem umkämpften Remis beendete, bevor er flugs zu einem weiteren Termin eilte.

Nicht nur mit der erfreulich hohen Zahl der Widersacher, sondern auch mit dem Ergebnis von 13 : 8 (11 Gewinne, 4 Remis, 6 Verluste) war ich sehr zufrieden. Das Ergebnis war deutlich besser als in beiden Vorjahren und gibt mir die Möglichkeit, im kommenden Jahr wieder anzutreten zu „Einer gegen Alle“.

Herzlichen Dank spreche ich meinen unermüdlichen Helfern bei Auf– und Abbau aus, mit denen der Tag beim Eis im Veneto ausklang.

Unsere Schnellschachmeisterschaft

– Ein Bericht von Dustin Möller –

Unsere Vereinsmeisterschaft im Schnellschach wurde in diesem Jahr am 22.05. ausgetragen. Aufgrund der schwindenden Beteiligung in den letzten Jahre entschloss ich mich, das Turnier an einem Tag stattfinden zu lassen und erhoffte mir so, dem Trend entgegensteuern zu können. Dem sollte erfreulicher Weise auch so sein. Kai, Maik und ich rührten kräftig die Werbetrommel, so dass wir mit 14 Teilnehmern den Raum voll hatten!

Unter Besagten 14 tummelte sich auch ein externer Schachfreund, Torsten Bahr. Torsten hatte sich unseren Verein genauer anschauen wollen, sodass ich Ihm eine Sondererlaubnis aussprach, denn am besten lernt man sich natürlich am Brett kennen.

Bevor wir uns dem Spielgeschehen zuwenden, einen Dank an alle Helfer an jenem Tage. Maik, der selbst telefonisch noch Mitglieder der zweiten Mannschaft mobilisiert hat – Enrique, der mir mit seiner langjährigen Erfahrung als Turnierleiter bei der Technik unter die Arme gegriffen hat – und nicht zuletzt Kai, der nicht nur, wie bereits angesprochen, die Werbetrommel rührte, sondern zusammen mit Maren (auch an Dich herzlichsten Dank!) für eine reichhaltige Verpflegung am Spieltag sorgte. Unmengen an liebevoll geschmierten Brötchen und gebratenen Frikadellen ließen keine Wünsche offen.

Nun aber zum Wesentlichen, dem Turnier!

Bereits die erste Runde ließ den ein oder anderen „Favoriten“ ins Wanken geraten. Manfred remisierte seine Partie gegen Matthias, Dustin musste arg aufs Zahnfleisch beißen, um Christian zu besiegen und Torsten verlor überraschend gegen Lothar.

Doch wie es seine Art ist, formulierte Manfred bereits Sekunden nach seiner kleinen Enttäuschung die Kampfansage an den Rest: „6½ aus 7 reichen auch zum Sieg“ – eine Aussage, die – wie sich herausstellte – nicht zu hoch gegriffen war.

In der zweiten Runde musste ich gegen Edmund schmerzhaft feststellen, dass ein Läuferpaar dem Turmpaar in seltenen Fällen tatsächlich überlegen sein kann und fiel damit bereits früh im Turnier entscheidend zurück, während mit Kai, Manfred und Enrique die restlichen Favoriten souverän gewannen.

In der Folge sollten es Manfred, Kai und Eduard sein, die den Turniersieg unter sich ausspielten. Eduard hatte aus eigenem Fehler die ersten drei Partien mit Schwarz bestritten (die Paarungsliste zeigte im Nachhinein deutlich, dass er sich aus Versehen in Runde 2 an die falsche Seite des Brettes gesetzt hatte). Dennoch spielte Eduard bockstark. Erst gewann er (!) in typischer Wiederkehr-Manier gegen meine Wenigkeit in einem Turmendspiel mit zwei Bauern weniger und später brachte er Manfred an den Rand der Niederlage. Er verlor besagte Partie mit dem sicheren Remis in der Hand, weil er die Geduld verlor und die Stellung mit Mehrbauer überzog – die womöglich entscheidendste Partie des Turniers. Dennoch kann man hier keineswegs nur von einem Patzer reden. Die Falle, die Manfred bereits lange vorher aufgestellt hatte, um in genau diesem Moment per Läuferopfer seinen Bauern umwandeln zu können, gehört ebenso zur Geschichte wie Eduards positioneller Missgriff.

Kai war vor der Schlussrunde der Einzige, der Manfred die Krone noch wegschnappen konnte. Nachdem er in Runde 6 gegen mich positionell von vorne bis hinten deutlich das Spiel bestimmte und zurecht gewann, lag er nach beendeter Runde 6 einen halben Punkt hinter Manfred.

Die Letztrundengegner der Beiden waren der toll aufspielende Maik mit 3½/6 und ebenso erfreulich, Christian mit gleicher Punktzahl. Klasse!

Beide sollten den beiden Dominatoren des Turnieres leider nicht gewachsen sein, auch wenn insbesondere Christian einen glorreichen Kampf aufs Brett zauberte, nicht schlecht für einen inaktiven Schachspieler, Herr Devic!

So sollte sich Manfreds Prophezeiung tatsächlich bewahrheiten. Mit 6½/7 gewann er verdient vor dem Rest des Feldes. Große Worte sind das eine, Taten folgen lassen zu können das andere, Glückwunsch!

Im selben Atemzug gilt es Kai und seine 6/7 zu nennen, der abgesehen von der Niederlage gegen Manfred (was mit den schwarzen Steinen durchaus mal passieren kann) jede Partie für sich entschied. Das Treppchen komplettierte Eduard mit 5/7, bereits mit deutlichem Rückstand auf die beiden anderen, aber trotz alledem mit einer starken Performance.

Ich freue mich über die zahlreiche Beteiligung an der diesjährigen Schnellschachmeisterschaft, die Austragung an einem Spieltag werden wir so beibehalten.

Besonders gefreut hat mich nicht nur das Spielgeschehen an sich, sondern auch, dass zwischen jeder Runde intensiv miteinander geredet und gelacht wurde. So hatte ich mir das Ganze vorstellt – einen schönen Tag im Kreise des Vereins, an dem nicht nur der Wettbewerbsgedanke, sondern insbesondere die gemeinsame Freude im Vordergrund stehen sollte.

Zum guten Schluss noch die Endtabelle: 

Spieler

Punkte

Buchh.-Wtg.

Manfred Homuth

28

Kai Krüger

6

29,5

Eduard Wiederkehr

5

25,5

Dustin Möller

4

25,5

Torsten Bahr

4

19,5

Enrique Ruiz-Hampel

28,5

Maik Madelmayer

28

Edmund Lomer

26,5

Christian Devic

26

Claus Langmann

3

20,5

Matthias Braun

23

Bruno Geruschkat

2

20

Lothar Meyer

1

21,5

Gerd Libuda

1

21

Pokalfinale in der BBS

– Ein Bericht von Claus Langmann –

Pokalkämpfe haben immer einen besonderen Reiz und deshalb hatte ich mich entschlossen, den Finalkampf am 2. Mai zwischen Dustin Möller und Edmund Lomer selbst mit zu erleben. Für die Farbauslosung gegen 19 Uhr traf ich zu spät ein und so sah ich – nachdem schon etwa zwei Stunden gespielt waren – die folgende Stellung (s. Diagramm links) nach 22.Da4 auf dem Brett mit Weiß für Dustin. Die Stellungsbeurteilung schien mir einfach: bei gleichem Figurenmaterial hat Weiß verheißungsvollen Druck gegen den Damenflügel. Und tatsächlich ging Lomer nach einigen weiteren Zügen dort ein Bauer verloren und im Ergebnis blieb dem Weißen ein freier b-Bauer. Von da an war es ein Spiel auf ein Tor: Der Bauer wurde mächtig unterstützt und kostete Lomer schließlich den Läufer und damit auch schon fast die Partie. Eine letzte Humorpointe konnte Lomer sich nicht verkneifen (s. Diagramm rechts): nach 57.h4 opferte er seinen Turm mit „Schach!“ auf g2 und erreichte auf diese Weise nach 58.Kxg2 immerhin ein Fast-Patt, denn nur der Bauer auf f7 lässt die Pattidee scheitern.

So können wir Dustin Möller zum Pokalsieg und zum erstmaligen Eintrag in die Pokalsiegerliste gratulieren!

Unser Terzett in Flensburg

– Ein Bericht von Dustin Möller – 

Wie es bereits Tradition hat, ermittelt der Bezirk Nord seinen Bezirksmeister im Schnellschachformat am Herrentag. Die Aussicht auf Ruhm und Ehre lockten Edmund, Enrique und mich ins ferne Flensburg. Die Hinreise hielt allen Hoffnungen auf einen – abgesehen vom schachlichen – spaßigen Tag mit den Teamkollegen stand. Die Motivation, Bezirksmeister zu werden, erschien meinen beiden Mitstreitern jedoch nicht genug Nervenkitzel zu versprechen. Kurzerhand ließen sich beide Seiten selbstbewusst auf eine Wette ein, wer denn erfolgreicher abschneiden würde. Der Verlierer müsse den Gewinner zum Essen einladen, so hieß es.

Angekommen in Flensburg, begaben wir uns bei bestem Wetter auf dem Weg zum Spiellokal des Ausrichters, dem Flensburger Schachklub. Eine wahrlich wunderschöne Räumlichkeit sowie schöne Bretter und Figurensätze boten allen Teilnehmern beste Turnierbedingungen.

Pünktlich um 10 Uhr erklärte Turnierleiter Guido Heinemann das Turnier für eröffnet und so begann für uns der lange Arbeitstag über 7 Runden á 25 Minuten Bedenkzeit. Da wir in der Setzliste alle hintereinander rangierten, durften alle Eckernförder Schulter an Schulter Platz nehmen: Ich an Brett 2, Enrique an 3 und Edmund an 4. Lediglich Andreas Schütte platzierte sich in der Setzliste vor uns und war aufgrund seiner Spielstärke auch klarer Favorit auf den Titel.

Die erste Runde begann für uns zufriedenstellend. Während Enrique souverän gewann und Edmund etwas glücklich sein Turmendspiel verwerten konnte, gelang es mir gegen den jungen Donato Gutschenreiter nicht, die Partie zu gewinnen. Ein Remis war auch schon im vergangenen Sommer beim Kieler Open unser Resultat geworden, so auch heute.

Auch die zweite Runde sollte uns ein 2½ aus 3 bescheren. Diesmal war es Edmund, der schwächelte. Da er gegen Dirk Moysich jedoch zwischenzeitlich eine ganze Figur weniger hatte, war dies dennoch ein gefühlter Sieg. Enrique und ich kamen hingegen zu klaren Siegen. Enrique hatte eine für ihn typische Stellung gegen Uwe Jacobsen auf dem Brett – lange stand er optisch schlechter und mit weniger Raum. Durch zeitlichen sowie positionellen Druck dank eines dominanten Springers gelang es ihm jedoch, im späteren Verlauf der Partie erst einen, dann zwei und gar drei Bauern zu gewinnen – nur der Verlust durch Zeitüberschreitung bewahrte Jacobsen vor einem schönen Bauernmatt.

In der dritten Runde nagte Enrique am Sieg gegen den stark aufspielenden Alexander Berenstein. Dieser erwies sich jedoch als trickreich und konnte Enrique in schlechterer Stellung ein Dauerschach abluchsen. Edmund und ich gewannen unsere Partien gegen Irina Bräutigam und Dirk Moysich. Einer von uns etwas glücklich, der andere deutlich.

Im Anschluss an die dritte Runde wurde den Teilnehmern eine Mittagspause gewährt. Gestärkt mit der liebevoll zubereiteten und preisgünstig angebotenen Gemüsesuppe des Ausrichters ging es an den Brettern nun in die entscheidende Phase des Turniers. Bereits am Mittagstisch orakelte Enrique, dass von nun an Spielstärke immer weniger bedeutend sein würde, die Kondition gäbe im späteren Turnierverlauf den Ausschlag.

Die vierte Runde bescherte uns unser erstes vereinsinternes Duell. Enrique und Edmund spielten um die Vorentscheidung für das Abendessen. Edmund hing wie so einige Male an diesem Tage bereits in den Seilen und ließ sich dann doch nicht tot kriegen. Mit zwei Bauern mehr ging Enrique ins Leichtfigurenendspiel, nur um dann zu erkennen, dass er seine Bauern auf der falschen Felderfarbe positioniert hatte – sein Läufer unterstützte den Bauernvormarsch nicht mehr, Fortschritt aussichtslos – Remis.

Ich spielte eine wundervolle Partie gegen Alexander Berenstein und gewann erst Turm, dann Dame. In akuter Zeitnot landeten die Bauern meines Gegenübers jedoch auf b2 und b3. Mit 40 Sekunden auf der Uhr entging mir das entscheidende Schach, welches es mir erlaubt hätte, die Dame für beide Bauern zu geben, um dann im Anschluss mit einem meiner restlichen Bauern durchzulaufen. Stattdessen begnügte ich mich sichtlich enttäuscht mit einem Dauerschach.

Mit nur wenigen Sekunden Pause ging es sofort weiter. Diesmal Vereinsduell Nummer 2: Enrique gegen Dustin. Mir gelang es, ein komplexes Mittelspiel zu konstruieren, was Enrique früh in einen entscheidenden Zeitnachteil drängte. Im entstandenen Bauernendspiel besaß ich einen Bauern mehr. Beide Parteien besaßen jedoch weit vorgerückte Bauern, Enriques waren womöglich etwas gefährlicher. In einer hochdramatischen Schlussphase, in der Enrique nur noch 20 Sekunden gegen meine 50 besaß, gewann ich schließlich auf Zeit.

Die Tabelle sah nach 5 von 7 Runden drei Führende an der Spitze: Alexander Berenstein, Andreas Schütte und meine Wenigkeit – alle mit 4 Punkten.

Das entscheidende Duell um den Titel bestritt ich in Runde 6 gegen Andreas Schütte. Leider musste ich erneut – ohne auch nur die geringste Zeit zum Luft schnappen zu haben – direkt weiterspielen. Ich würde mir für das nächste Jahr erhoffen, eine Pause von 5 Minuten zwischen der letzten beendeten Partie und dem Beginn der nächsten Runde vorzufinden. Zwei Spiele direkt hintereinander über die volle Distanz zu spielen, ist extrem schlauchend, sodass ich mich gegen Andreas Schütte ungemein unter Wert verkaufte und nach 10 Zügen klar auf Verlust stand. Ein Jammer im Anbetracht des bisherigen Turnierverlaufes. Genauso erging es Enrique gegen Manfred Plewka. Auch Enrique war deutlich gebeutelt von der fehlenden Pause und übersah die Mattidee seines Gegenübers.

Gleichzeitig gewann zumindest Edmund mit einem wunderschönen „Möllermatt“ (ersticktes Matt mit Springer auf f7) gegen Guido Heinemann.

Vor Beginn der letzten Runde sah die Tabellensituation wie folgt aus: Der Turniersieger wurde im direkten Duell zwischen Andreas Schütte (5) und Irina Bräutigam (4½) ausgespielt. Für Edmund, Manfred Plewka, Alexander Berenstein und mich ging es um die verbleibenden Preisränge (alle 4 Punkte).

Die Paarungen dieser vier Spieler sahen zwei vereinsinterne Duelle vor: Edmund gegen mich und Plewka gegen Berenstein. Während unsere Rendsburger Schachfreunde sich friedlich Remis einigten, kämpften Edmund und ich mit dem Messer zwischen den Zähnen. Unterm Strich war Edmund der taktischen Komplexität im Mittelspiel nicht ganz gewachsen und verlor entscheidend Material. Enrique rutschte aufgrund seiner zwei Niederlagen in den Runden zuvor ins Mittelfeld ab und spielte gegen die 8-jährige Tochter von Irina Bräutigam, die durchaus gute Spielanlagen für ihr junges Alter zeigte, Enrique aber selbstverständlich noch nicht gewachsen war.

So beendeten Enrique und Edmund das Turnier mit jeweils 4 Punkten. Die Wette gewann Edmund aufgrund der deutlich besseren Buchholzwertung und darf sich über ein schmackhaftes Essen auf Kosten seines langjährigen Schachfreundes freuen. Dieser machte die Revanchewette keine 5 Minuten nach Turnierende bereits dingfest – diesmal für das Schnellschachturnier unseres Vereins am 22.05. in der BBS. Für mich sprangen der zweite Rang und ein kleiner Geldpreis heraus. Andreas Schütte hatte in gewonnener Stellung mit Irina Bräutigam remisiert und sich so verdient den Turniersieg gesichert. Bräutigam landete aufgrund schlechterer Buchholz hinter mir auf Rang 3.

Für eine tiefere Berichterstattung und Tabelle verweise ich auf die Website des Flensburger Schachklubs.

Zum Ende der Saison: ESC II ist Vizemeister !

– Ein Bericht von Maik Madelmayer –

Die erste Mannschaft konnte sich in der Landesliga halten und der ESC II ist durch einen Meldefehler der Flensburger Vizemeister der Bezirksliga Nord geworden. Wie es dazu kam, erfahren Sie am Ende des Berichts. Dass unsere 2. Mannschaft in dieser Saison so gut davor war, lag sicher am Zusammenhalt, an der Motivation und natürlich an der konstanten Leistung der Mannschaft. So ziemlich alle konnten sich über einen DWZ-Zuwachs freuen. Ganz besonders gut gefällt mir die Tatsache, dass die Mannschaft anfing, ihre Partien zu analysieren. Das sollte in gemütlicher Runde unbedingt weiter gemacht werden. Und nun zum letzten Spiel dieser Saison des ESC II gegen Leck II.

Bei unserer Ankunft in Leck war schon alles aufgebaut, von der Ergebnisstafel bis zum Schachbrett, und das nicht nur für uns, sondern für vier Mannschaften! Kuchen gab es gratis und ein Kaffee bzw. andere Leckereien kosteten bescheidene 50 Cent. Also eigentlich gute Voraussetzungen für einen schönen Schachtag. Das änderte sich ein wenig, als ich sah, dass Leck II tatsächlich im Durchschnitt 300 DWZ-Zähler mehr auf dem Konto hatte als wir. Ich hoffte nur, nicht mit 0 Punkten nach Hause zu fahren. Gott sei Dank kam es ja nicht so. Wir mussten auf jeden Fall über uns hinaus wachsen, um noch punkten zu können. Da es in unseren Reihen aber Schachspieler gibt, die durchaus 200-300 DWZ-Punkte besser spielen können, als ihre eigentliche DWZ aussagt, sagte ich mir: Ok, mehr als alles geben, können wir auch nicht. Und los ging es. Die Aufstellung am Sonntag, Leck II gegen ESC II, war so:

Klassenerhalt! Wir bleiben in der Landesliga!

– Ein Bericht von Dustin Möller –

Die Saison für unsere 1. Mannschaft war keineswegs von der Souveränität des letzten Jahres geprägt. Damals noch mit einem Rekord von 10 Mannschaftspunkten groß aufgespielt, wurden wir dieses Jahr deutlich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Das bedeutete nicht weniger als die Favoritenrolle auf den Abstieg. Lange sah es für uns alles andere als rosig aus. Einzig der frühe Sieg gegen den Abstiegskonkurrenten aus Itzehoe ließ Hoffnung schöpfen. Da das Niveau in der Spitze der Liga durch einen starken Aufsteiger aus Norderstedt nochmals angestiegen war, hieß es insbesondere gegen die vermeintliche Konkurrenz im Tabellenkeller zu punkten.

Die Ausgangslage vor dem entscheidendem Mannschaftskampf gegen die Kieler Schachgesellschaft war wie folgt: Gemäß der Annahme, dass zwei Mannschaften die Rückreise in die Verbandsliga würden antreten müssen, kämpften drei Mannschaften um einen Platz am rettenden Ufer. Itzehoe konnte dabei außen vorgelassen werden, da bereits vor dem Spieltag Stimmen von der Nordseeküste verlauten ließen, dass man arg ersatzgeschwächt gegen die historisch starken Lübecker wohl kein Licht sehen würde. Dem war auch so, Itzehoe verlor 2½:5½ und wird nächstes Jahr in der Verbandsliga erneut den Aufstieg anvisieren.

Die Kieler SG war neben uns die letzte Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt. Beide Mannschaften waren punkt- sowie brettpunktgleich. Nur die Berliner Wertung, die die erzielten Brettpunkte an den oberen Brettern mit einem höheren Faktor als an den unteren bewertet, sprach marginal für die Kieler. Dies war insofern von Bedeutung, dass im Falle eines 4:4 die Berliner Wertung den Ausschlag geben würde. Somit lag der Druck vor dem Spieltag insbesondere auf unseren vorderen Brettern. Sollte der Vergleich 4:4 ausgehen, allerdings mit positivem Score an den ersten Brettern, würden wir die Klasse halten können. Dementsprechend hieß es, permanent mitzurechnen, wo wir gerade stehen.

Schmerzlich vermisst wurden Enrique Ruiz-Hampel und Rolf Möller, die sich beide aus verständlichen Gründen vorzeitig für den Spieltag abgemeldet hatten. Insbesondere Rolfs Fehlen war im Anbetracht seiner erfolgreichen Saisonleistung als Handicap zu bewerten. Aber nun gut, dafür haben wir ja unsere Ersatzbank! Christian Devic und Ralf Koch sprangen beide zum dritten Male in dieser Saison ein, um uns zu helfen.

Fairerweise muss man auch bei der Kieler SG das Fehlen eines Schlüsselspielers erkennen, mit Klaus Rabe fehlte ebenfalls ein sehr solider Spieler. Beide Mannschaften traten also ersatzgeschwächt an. Damit genug der Vorrede, auf zum Eigentlichen: dem Kampf an den Brettern.

Die erste Kuriosität ereignete sich bereits früh zu Beginn. Die Bretter Eins, Drei und Vier hatten die von Dustin Möller für die auf ihre Gegner zugeschnittenen Eröffnungen vorbereitet. Dabei ist der Erfolgsfaktor, dass genau die vorbereitete Stellung sich auch tatsächlich auf dem Brett wiederfindet, ungefähr nur mit 1:3 zu bewerten. Dass Wahrscheinlichkeiten nicht die unbedingt die Wirklichkeit darstellen, zeigte sich an diesem Sonntag: Manfred Homuth (Brett 1) konnte der Vorbereitung einige wenige Züge folgen, Kai Krüger (Brett 3) 14 Züge und Matthias Braun (Brett 4) ebenfalls vergleichbar lang. Dies bedeutete für uns von Beginn an eine gewisse Sicherheit. Eine Stellung zu spielen, die man in dieser Aufstellung vorbereitet hat, spart einiges an Bedenkzeit zu Beginn der Partie und verunsichert dementsprechend das Gegenüber. Die favorisierten Spieler der Kieler SG zeigten sich durchaus beeindruckt. Dies ging soweit, dass wir an den genannten Brettern nach gut anderthalb Stunden Bedenkzeit drei Remisen zu verzeichnen hatten.

Kai Krüger hatte, wie bereits erwähnt, 14 Züge die Vorbereitung durchspielen können. Lediglich drei weitere Züge aus eigener Hand waren nötig, um den Gegner zu einem Remisangebot zu verleiten. Kai überlegte lange hin und her, immer in Absprache mit dem Rest der Mannschaft, ob er dem Angebot nachgeben sollte, immerhin war es – wie eingangs erwähnt – enorm wichtig, vorne zu punkten!

Nach einer guten halben Stunde war es dann jedoch nicht Kai, sondern Manfred Homuth, der den ersten halben Punkt auf dem Punktezettel notierte. Sein Gegner Joachim Neumann war vor Kurzem noch geteilter Landesmeister der Senioren geworden, befand sich also deutlich in bestechender Form. Daher verwundert es nicht, dass Manfred, mit den schwarzen Steinen spielend, dem Remis nicht allzu abgeneigt war (½:½).

Wenig später fügte sich auch Kai Krüger in die Punkteteilung. Brettnachbar Dustin Möller hatte ihm irgendwann nur noch rübergeflüstert: „Nun mach es halt“. Mit der „Genehmigung“, den Druck weiter geben zu können, reichte Krüger seinem Gegenüber die Hand (1:1).

Nahezu zeitgleich wurde sich auch an Brett 4 friedlich geeinigt. Matthias Braun kam gemäß der Vorbereitung gut aus der Eröffnung und genoss einen frühen Zeitvorteil von 40 Minuten. Nachdem an den Brettern 5 und 6 Vorteile für unsere Spieler abzusehen waren, war auch das dritte Unentschieden durchaus in unserem Sinne. Die Stellung mag zwar im Zeitpunkt der Einigung noch sehr reichhaltig gewesen sein, doch waren die Meinungen in der späteren Analyse durchaus geteilt, für wen die Stellung vorteilhafter sei. Insbesondere die oberen Bretter Homuth und Möller attestierten dem Gegner von Matthias Braun ein leichteres Spiel. In diesem Sinne war das Remis auch stellungstechnisch belegt und somit in Ordnung. Nach diesen drei Kurzremisen stand es folglich 1½:1½.

Während alle drei noch über die Remisangebote an ihren Brettern nachdachten, hatte ich an Brett 2 eine für meine Partie prägende Entscheidung zu treffen. Mir war die Verantwortung meines nächsten Zuges durchaus bewusst, da meine Brettnachbarn alle remisiert hatten und somit einiges auf dem Spiel stand. Zum ersten Mal schlich sich so etwas wie Anspannung und Nervosität ein.

In dieser Stellung hatte ich drei Kandidatenzüge zu evaluieren.

1. Lg5 – Rückzug des Läufers. Diese Variante rechnete und verwarf ich zuerst. Die Fortsetzung Sxc4 bxc4 nebst Tb6 gefiel mir trotz des Bauernplus nicht. Ab diesem Moment würde mein Gegner den Takt der Partie mit seiner Aktivität auf der b-Linie vorgeben, was es definitiv zu vermeiden galt.

2. Ta1 – die taktische Fortsetzung. Ich war zunächst sehr stolz, diese Idee gesehen zu haben. Der Punkt ist, dass nach Txa1 der Zwischenzug Lxd6 mit Angriff auf die Dame möglich ist. Nach dem Schlagen auf d6 hängt ebenfalls der Springer auf e5, weshalb ich mir erhoffte, vorteilhaft die Qualität zu geben, begründet durch die beiden Bauern im Zentrum. Leider funktioniert das Ganze wegen folgender Variante nicht: Ta1 Txa1 Lxd6 Da8 Lxe5 Lxe5 Sxe5 Txh1 Kxh1 Da1+ (und der Springer auf e5 fällt). Auch Ta1 stellte somit keine spielbare Alternative dar.

3. Lxd6 – Qualität für 2 Bauern. Diesen Zug hatte ich lange im Voraus gesehen, dennoch entschied ich mich, zunächst die beiden vorigen Züge auf potentielle Vorteilhaftigkeit zu prüfen. Lxd6 ist definitiv der solideste Zug. Ich gebe meinen Materialvorteil zwar wieder ab, verhindere aber im Vergleich zur ersten Variante jegliches Gegenspiel meines Gegners. Mit dem mobilen Bauernzentrum und den unkoordinierten gegnerischen Figuren erhoffte ich mir durchaus Siegchancen. Der Computer gibt mir in meiner Einschätzung recht: Lxd6 war der beste Zug in der Stellung, ebenso wie nahezu jeder folgende Zug für den Rest der Partie, den ich spielte. In der Folge versuchte mein Gegenüber, meine Bauernwalze zu stoppen, allerdings auf Kosten der nun unharmonisch stehenden Figuren.

Der gewinnbringende Moment ist im Diagramm rechts zu erkennen. Dr. Bracke entschied sich zwischenzeitlich, mit h5 am Königsflügel Raum zu gewinnen, ein verheerender Fehler. Nach e5 kann Schwarz den Bauern nicht einfach schlagen, da nach Ta6 nebst Dxg6 die Stellung hoffnungslos verloren wäre. Da der Bauer nicht geschlagen werden kann, stellt dieser nach späterem e6 natürlich eine eklatante Gefahr dar, eine Drohung, die mir den Springer gewinnen sollte.

Wenige Züge später erreichten wir die Endstellung (s. Diagramm links):

Zuvor spielte mein Gegner c4 und hoffte, wohl nochmals durch einen Freibauern Gegenspiel kreieren zu können. Im 40. Zug mit 5min Restzeit spielte ich allerdings ganz abgebrüht Tc1. Der Trick ist simpel: Nach cxb3 kommt Tcc7 und ein Matt in 3 Zügen ist nicht zu verhindern.

1. Tut Schwarz gar nichts, kommt Th7#

2. Spielt er g5, um sich Luft zu verschaffen, spiele ich Tc6#

3. Probiert er zu tricksen mit Lg7 (jetzt kann er nach Txg7 g5 spielen, da kein Matt durch Tc6 droht, der Turm auf g7 hängt), spiele ich den wundervollen Zug f5. Nun ist doppelt Matt gedroht, Th7# und Tc6#. Ein schöner Schluss, ein umso wichtigerer Punkt für die Mannschaft. Langer Rede kurzer Sinn – 2½:1½.

 Kurze Zeit nach dem ersten Big Point des Spieltags remisierte Ralf Koch (Brett 8) seine Stellung. Ralf hatte es mit Josef Kollhof zu tun, der ebenfalls bei der kürzlich stattgefundenen Landesmeisterschaft groß aufspielte. Er stieg in die Vormeisterklasse auf! Dementsprechend war es nicht verwunderlich, dass Ralf einen soliden Aufbau wählte, um zunächst einmal das Risiko einer Niederlage zu vermeiden. Doch lässt sich dies gegen manche Spieler nicht so leicht bewerkstelligen. Kollhof spielte sich ein besseres Läuferendspiel heraus, befand sich jedoch kurz vor der Zeitkontrolle in erheblicher Zeitnot. So kam es, dass er kurz vor dem Erreichen des rettenden 40. Zuges die Stellung entscheidend schloss, was keinem der Spieler weitere Fortschritte erlaubte. Es wurde sich folgerichtig auf Remis geeinigt, ein weiterer wichtiger halber Punkt auf dem Weg zum Klassenerhalt (3:2).

Zu diesem Zeitpunkt brach die Ektase im Rest der Mannschaft so langsam aus. Sowohl Edmund Lomer (Brett 6) als auch Eduard Wiederkehr (Brett 5) hatten sich deutlich bessere Stellungen herausgearbeitet. Da Dustin gewonnen hatte, war ebenfalls klar, dass wir im Falle eines 4:4 durch eine nun für uns bessere Berliner Wertung vor der KSG bleiben würden. Solange keiner der Beiden verlöre, würden wir also die Klasse halten!

Zunächst war jedoch Christian Devic fertig. Christian hatte bereits vor der Saison angekündigt, schachlich kürzer treten zu wollen, ließ sich aus Solidarität zur Mannschaft jedoch als Ersatzspieler melden, um der Mannschaft im Falle der Not aushelfen zu können. Insbesondere für sein entscheidendes Remis gegen Schwarzenbek sind wir ihm sehr dankbar! Dieses Mal sollte es leider nicht klappen. Wer nicht spielt, ist natürlich nicht in Form, dies zeigte sich nach langem, ausgeglichenen Partieverlauf im Zuge einer Konzentrationsschwäche Christians, die einen Läufer kostete (3:3).

Kommen wir nun also zum Siedepunkt, der Entscheidung über Verbleib oder Abstieg.

Eduard Wiederkehr hatte zwischenzeitlich einen deutlichen Gewinn in taktisch anspruchsvoller Stellung ausgelassen, konnte in der Folge jedoch ein Springerendspiel mit 3 gegen 2 Bauern erreichen. Normalerweise gewinnt Eduard ein solches Endspiel, doch waren die Figuren so positioniert, dass es ihm nicht möglich war, seinen Mehrbauern zu nutzen. Eduards König wurde erfolgreich an der Aktivität gehindert, wodurch er keine Fortschritte erzielen konnte (3½:3½).

Es verblieb Edmund Lomer als letzter Matador. Ein Remis wäre zu 95% der sichere Klassenerhalt, ein Sieg würde uns sofortige Gewissheit über den Klassenerhalt geben. Edmund dominierte das Spiel von Beginn an und ließ seinem Kontrahenten nie Raum für Aktivität.

Die Stellung links bietet eigentlich alles was man sich als positioneller Spieler wünschen kann: mehr Raum, insbesondere durch den Dolch auf d6; aktivere Figuren, insbesondere die nicht schlagbare Dame auf e5 und schwache gegnerische Bauern auf c6 und e3 als potentielle Ziele.

In einer solchen Stellung ist es nicht unüblich, dass der Gegner irgendwann die Nerven verliert, so auch hier. g5?! ist ein deutlicher Fehler! Zunächst einmal gewinnt Weiß einen Bauern, ab diesem Moment sind zudem alle Bauernendspiele gewonnen, da man den entfernten Freibauern besitzt. Das dies die essentielle Idee der Stellung ist, zeigt sich wenige Züge später – s. Diagramm rechts: hier hätte Edmund den Arbeitstag bereits beenden können, indem er die Türme tauscht. Das Bauernendspiel ist nach Kd3, a4 und danach Rückkehr zum Bauern f5 klar gewonnen.

Es mag dem Druck, der auf ihm lastete, geschuldet sein, dass Edmund statt des klaren Sieges eine andere, immer noch für ihn deutlich bessere Variante vorzog. Auch in der Folge blieb die Stellung deutlich gewonnen, jedenfalls bis zur folgenden Stellung – s. Diagramm links.

Der simple Bauernvorzug e6 gewinnt die Partie ohne Umschweife. Schwarz kann den Bauern nicht aufhalten. Nähert sich der König via f5, wird dieser sofort mithilfe des Turmschachs von hinten abgeschnitten. Edmund sah die Stellung bereits als gewonnen an und quälte sich nicht mehr mit solchen Kleinigkeiten. Er zog zunächst den König vor – dieser müsse ja ohnehin früher oder später den Durchmarsch des Bauern unterstützen – sollte man meinen. Es stellt sich heraus, dass die Stellung unglaublicher Weise nach Kd6 remis ist! Die Feinheit ist folgende: Mit dem König auf d6 ist Schwarz das Feld e4 für den schwarzen König zugänglich nach dem wie vorher genannten Motiv Kf5-Tf3+.

Dies verändert die Stellung grundlegend! Die Stellung ist danach nicht mehr zu gewinnen, da der Bauer e6 eine permanente Schwäche bleibt. Der schwarze König droht in Kombination mit dem Turm stets den Bauern zu schlagen, wonach die Stellung remis ist, selbst wenn Schwarz den Randbauern verliert.

Keine andere Möglichkeit sehend, begab sich Edmund jedoch trotzdem in eben besagtes Endspiel, welches durchaus trickreich zu verteidigen ist, wenn man den theoretischen Remisweg, wie später von Spitzenbrett Manfred Homuth offengelegt, nicht kennt. Dazu kam eine akute Zeitnot des Gegners. Edmund hatte gewohnt schnell gespielt und hatte in der Diagrammstellung noch über eine volle Stunde Bedenkzeit für den gesamten Rest der Partie – der Gegner besaß lediglich wenige Minuten. Und so probierte Edmund es, schob seinen Bauern vor und hoffte auf den entscheidenden Fehler des Schwarzen – der auch kam!

Der entscheidende Patzer unterlief dem Spieler der Kieler SG in dieser Stellung  – s. Diagramm links. Geht der König nach dem Turmschach nach d7, wie von Manfred im Nachhinein lehrreich erklärt, ist es Weiß nicht möglich, die Stellung zu gewinnen. In eklatanter Zeitnot wurde Kb5?? gezogen, welcher die Partie mit sofortiger Wirkung einstellt. Warum? Der Trick ist folgender: nach Kb7 kann Schwarz den verlockenden Bauern a6 nicht nehmen, da nach Turmschach auf b1 der König vom Turm abgelenkt wird und dieser verloren ginge. Schlägt er den Bauern jedoch nicht, läuft dieser selbstverständlich einfach durch!

Ein wahres Herzschlagfinale wurde uns geboten – 4½:3½!

KLASSENERHALT! Die Freude kannte an dieser Stelle keine Grenzen. Nur Sieger Edmund Lomer, sichtlich geplagt von Druck und Anspannung während der Partie, nahm sich zunächst einige Sekunden abseits des Trubels Zeit zum Luft holen, wohlverdient!

Im Anschluss konnte man sich natürlich nicht ohne eine entsprechende Feier verabschieden. Die anwesenden Mitglieder des Vorstandes beschlossen einstimmig, dass ein Essen auf Kosten des Vereins in einer örtlichen Lokalität mehr als angebracht sei. Über einem schmackhaften Mahl voll gebratener Heringe, Ackerkartoffeln, Pfannkuchen, Schnitzel und dem einen oder anderen kühlem Bier wurde auf die restlichen Ergebnisse der Liga gewartet und der gesamte Saisonverlauf nochmals reproduziert. Dabei kam man zur Auffassung, dass die Saison doch eigentlich gar nicht so schlecht gewesen sei, wie lange von außen gedacht. Man verlor gegen die deutlich favorisierten Mannschaften und holte 5 aus 6 möglichen Punkten gegen die direkte Abstiegskonkurrenz!

Des Weiteren stellte man fest, dass ein jeder, der während der Saison zum Zuge kam, seinen Anteil am Klassenerhalt hatte. Besonders hervorzuheben sind die Leistungen von Rolf Möller, der vor seinen gesundheitlichen Beschwerden mit 4 aus 6 der Topscorer der Mannschaft war; Edmund Lomer, der wie im Vorjahr den womöglich wichtigsten Punkt der gesamten Saison holte und mit 4½ aus 8 ebenfalls sehr gut aufspielte; sowie die 3 obersten Bretter mit Manfred Homuth, Dustin Möller und Kai Krüger. Während Homuth und Möller zwar eine schwächere Saison als letztes Jahr spielten, sind ihre Leistungen jedoch nach wie vor ohne jede Frage überdurchschnittlicher Natur im Anbetracht der sehr starken Konkurrenz. Kai Krüger hingegen brillierte mit einer für die Mannschaft wichtigen Eigenschaft: Solidität. Bei Kai konnte man immer sicher sein, mindestens ein Remis zu bekommen, was eine ungemeine Sicherheit für den Rest der Mannschaft darstellt. Er gewann zwar lediglich nur eine Partie, die aber zum besten aller Zeitpunkte: beim Sieg gegen Itzehoe.

An den mittleren Brettern haben wir es gewohnt schwer. Der Rest der Landesliga ist so breit besetzt, dass an den Brettern 4-6 Spieler vorzufinden sind, die bei uns ganz vorne spielen könnten. Dementsprechend heißt es hier meist, irgendwie die Balance zu halten. So holten Enrique Ruiz-Hampel, Matthias Braun und Eduard Wiederkehr das, was man in etwa erwarten konnte. Alle tummelten sich bummelig um die 3 Punkte-Marke.

Die von mir bereits eingangs gepriesene Ersatzbank darf an dieser Stelle keineswegs unterschlagen werden: Ralf Koch und Christian Devic halfen wie angesprochen drei Mal aus, während Olaf Zeuch sich einmal in den Dienst der Mannschaft stellte. Alle drei holten einen ungemein wichtigen halben Punkt für die Mannschaft. Christian rettete uns das 4:4 gegen Schwarzenbek, Ralf den wichtigen halben Punkt Vorsprung gegen die KSG und Olaf sicherte uns mit seinem Unentschieden die vor dem letzten Spieltag wichtige Option eines potentiellen 4:4. Bei einem halben Brettpunkt weniger hätten wir diese Möglichkeit nie gehabt. Der Leser darf sich vorstellen, was dann für ein Druck auf Edmund gelastet hätte, wenn er unbedingt hätte gewinnen müssen! Die These, unter solchen Umständen dann dem Druck zu erliegen, liegt nicht allzu fern. In diesem Sinne: Danke euch allen für jeden halben Brettpunkt!

Eckernförde verbleibt also in der Landesliga und beendet die Saison gar auf Platz 7. Neben der KSG überholten wir die Mannschaft aus Schwarzenbek. Insbesondere aus Itzehoe erhielten wir auf multiplen Wegen Glückwünsche zum Klassenerhalt, eine schöne Geste in Anbetracht des eigenen Abstiegs. An dieser Stelle wünschen wir dem Itzehoer Schachverein trotz aller Neutralität viel Erfolg im Rennen um den erneuten Aufstieg in die Landesliga.

Mit Agon Neumünster steigt die mit Abstand beste Mannschaft in die Oberliga auf. Vor 18-0 Punkten kann man wahrlich nur den Hut ziehen, eine bärenstarke Leistung!

Das soll´s dann auch gewesen sein soweit. Wir freuen uns auf ein weiteres Jahr im Oberhaus des Landesverbandes. „Heute ist nicht alle Tage; wir kommen wieder, keine Frage!“