– Ein Bericht von Claus Langmann –

Im vorigen Jahr las ich auf der Website des Hamburger Schachklubs eine Notiz, wonach eines seiner Mitglieder bei einem von der ACO veranstaltetet Turnier in Dubai „Weltmeister“ geworden sei. Das machte mich neugierig und ich erkundigte mich zunächst nach der „ACO“. Diese Abkürzung steht für Amateur Chess Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, alljährlich eine Weltmeisterschaft für Amateure bis zum ELO-Rating 2400 nach ihren Regeln auszutragen. Diese Regeln entsprechen in etwa der des bekannten Ramada-Cups: Die Teilnehmer werden in Stärkegruppen von je 200 TWZ-Punkten eingeteilt (in der stärksten Gruppe A von 2201 bis 2400) und der Sieger der jeweiligen Gruppe erhält den Titel „Worldchampion der ACO in der Gruppe …“.

Im Herbst 2012 fand ich die Ausschreibung der ACO für ihre 2. Weltmeisterschaft im Mai 2013 auf Kreta. Ich meldete mich an, buchte Hin- und Rückflug und fand mich am 11. Mai in einem Hotel nur wenige Kilometer östlich von Heraklion wieder. Schon vorher konnte ich im Internet feststellen, dass ich in der Gruppe C (TWZ von 1801 bis 2000) spielen und an Platz 17 (von 25) gesetzt sein würde.

Alle Gruppen spielten gemeinsam in einem großen, klimatisierten Raum des Hotels mit Blick auf das Mittelmeer und es standen jederzeit – da „all inclusive“ gebucht – Erfrischungsgetränke, Kuchen, Kekse bereit. Insgesamt nahmen 168 Teilnehmer am Turnier teil, die in 6 nach TWZ getrennten Gruppen spielten.

Die Stellung nach 10. … Sg4

Die Stellung nach 11. h3 .. f5

Die Stellung nach 12. hxg4 fxg4 13. Se5 Dh4 14.g3 Dh3 15.Tfe1 Txf2!! – der Knaller!

Die Schlussstellung nach 16.Kxf2 Dh2+ 17. Kf1 Tf8+ 18.Sdf3 Sxe5 19.Te2 Txf3+ 20.Ke1 Sxd3+ 21.cxd3 Lb4+

In dieser harmlosen Stellung zog mein Gegner 10. … Sg4. Mein Hirn fragte „Wat schall denn dat?, die vorläufige Verhinderung von Sf3-e5 kann doch eigentlich nicht der Sinn sein?“. Also kam mein Tritt 11.h2-h3 und ich war dann doch verblüfft, als der Springer sich nicht etwa zurückzog, sondern mit 11. … f7-f5 gestützt wurde. Ich sah auch danach noch keine unmittelbare Gefahr, schlug den Springer mit 12. hxg4 und nach 12. … fxg4 13. Se5 Dh4 war meine Verteidigungstrategie klar: g3, Te1, Df1 und Dg2 – und der schwarze Angriff wäre abgewehrt. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: nach 14. g3 Dh3 15.Te1 explodierte der schwarze Tf8 auf f2, wodurch ein furchtbares Matt drohte und nach 16.Kxf2 Dh2+ 17.Kf1 Tf8+ hätte ich schon aufgeben können.

Das waren echte Watschen und als ich mich erholt hatte, verpflichtete ich meinen Gegner, nun auch unbedingt Weltmeister unserer Gruppe C zu werden, damit ich auf unserer Website den Aufmacher bringen könne „Vom Weltmeister geschlagen“. Mein Gegner war in den nächsten Runden auch auf dem besten Weg dahin, verlor aber in den beiden letzten Runden und landete am Ende punktgleich einen Platz vor mir mit 5 Punkten auf Platz 8.

Das Turnier stand unter der Turnierleitung von GM Falko Bindrich, er hielt sich aber wohl auch wegen der Ereignisse der letzten Monate um seine Person im Hintergrund. Der Turnierorganisator war Lothar Hirneise – Präsident der ACO – mit seinen beiden Söhnen und etlichen weiteren Helfern, die kompetent, freundlich und jederzeit hilfsbereit das Turnier im Griff hatten und auch an den Abenden Blitzturniere mit unterschiedlichen Bedingungen ausrichteten. Bereichert wurde die Veranstaltung auch dadurch, dass den Teilnehmern drei gut geführte Busausflüge angeboten wurden.

Ganz aufmerksame Leser werden nun irritiert sein, denn weil mein Schweizer Gegner kein Weltmeister geworden ist, wäre die Überschrift dieses Berichts unzutreffend. Doch, doch – die Überschrift ist korrekt, denn Weltmeister unserer Gruppe wurde Peter Jeute mit 6½ aus 9, mein siegreicher Gegner aus der 1. Runde.

So angenehm und gut organisiert das Turnier auch war, im nächsten Jahr werde ich wohl nicht daran teilnehmen, denn es findet vom 07.06. bis 16.06. auf Rhodos statt und Kreta hat mich gelehrt: solche Gegenden sind für mich zu heiß!

Alle Einzelheiten über die Turnierergebnisse und viele Fotos finden Sie auf der Seite der ACO unter www.amateurchess.com.