– Ein Bericht von Mirko Beyer –

Am 15.01.2017 war es wieder soweit und unsere 2. Mannschaft durfte sich auf die erste Auswärtsrunde der neuen Saison freuen. Nach der Niederlage gegen Flensburg (3½ : 4½) waren wir hochmotiviert, unseren ersten Sieg gegen SC Schleispringer Kappeln zu erspielen. Um 10:00 Uhr waren alle Spieler anwesend und spielbereit und die Bretter wurden freigegeben.

Auf den Brettern 7 und 8 wurde auch nicht lange gefackelt und Bruno Geruschkat sowie Gerd Libuda setzten ihre Gegner von Beginn an unter Druck und konnten in den ersten 20 Zügen deutlichen Materialgewinn erzielen. Diesen Vorteil ließen sie sich bis zum Schluss nicht mehr nehmen und heimsten nach etwas mehr als einer Stunde 2 Brettpunkte ein.

Ralf Koch versuchte es auf Brett 2 mit dem Wolga-Gambit und schaffte es nach seinem anfänglichen Bauernopfer mit einem Mehrbauern auf dem Damenflügel, seinen Gegner gehörig unter Druck zu setzten. Maik Madelmayer auf Brett 3 versuchte es mit Pressing gegen einen schwachen Bauern … und wurde mit einem Turm und einem Brettpunkt belohnt. Als sich Ralfs Mehrbauer im Endspiel durchsetzen konnte, waren wir mit 4 Brettpunkten aus vier Partien mehr als zufrieden.

Ulrich Bussmeier und Olaf Zeuch spielten in einem langen und ausgeglichenen Spiel auf den Brettern 5 und 6. Enrique durfte auf Brett 1 gegen Hans Heinrich antreten und sah sich ebenfalls lange in einem ausgeglichenen Spiel. Ich durfte mich getrost als gierig bezeichnen, als ich unbedingt meinen dritten Mehrbauern erspielen wollte und dadurch Raum für Gegenspiel bot. Schlussendlich konnte ich mich aus meiner prekären Lage befreien und wollte zuversichtlich mit zwei Mehrbauern in das Endspiel starten, als mein Gegner ein unangenehmes Dauerschach fand und ein Remis erspielte. Mir sollte es recht sein, da wir nun mit 4½ Punkten den Mannschaftssieg in der Tasche hatten.

Olaf Zeuch musste sich nach einer Offensive einem Gegenangriff stellen und nach Materialverlust musste er trotz guten Spiels seine Niederlage einräumen.

Ulrich Bussmeier machte es für uns Zuschauer nochmal spannend, als er in Zug 32 noch knapp 8 Minuten zu spielen hatte. Nach gespielten 40 Zügen konnten wir jedoch aufatmen und nach sicherem, aktivem Spiel hatte sich das lange Nachdenken ausgezahlt und wurde mit einem Brettpunkt belohnt.

Beim Stand von 5½ : 1½ blieb nur noch Brett 1 offen. Obwohl es eher nach einem Remis aussah, glaubte Enrique Ruiz Hampel offenbar an seine Chance. Auch wenn ich persönlich nur im Ergebnisdienst den Ausgang der Partie mitbekam, da sich zu dem Zeitpunkt die erste Gruppe gen Heimat aufmachte, war ich umso froher, das 1:0 zu lesen. Hut ab vor meinem ehemaligen Trainer, der das 6½ : 1½ gegen SG Schleispringer perfekt abrundete.

Am 19.02. 2017 geht es gegen Husum in die nächste Runde, und man kann sich nach dieser Teamleistung einfach nur auf den nächsten Mannschaftskampf freuen. Danke an alle Teamspieler, die diesen Sonntag neben dem guten Wetter sogar noch schöner machten. Wenn wir optimistisch oder realistisch sind, können wir noch aufsteigen (: .

… und ein Sieg gegen Husum

– mit einem Bericht von Maik Madelmayer –

In der 4. Runde am 19.02.17 ing es für uns darum, Husum zu besiegen, und das lief dann auch so, denn die Husumer traten leider nur mit 4 Spielern an. Sie besetzten die Bretter 3, 6, 7 und 8. An den Brettern 6, 7 und 8 waren stärkere Spieler gesetzt, die normalerweise an höheren Brettern für Husum spielen. Aber naja, es war trotzdem ein würdiger Kampf. An den besetzten Brettern spielten:

Brett 3 – Maik Madelmayer 1599 – Holger Lund 1537

Brett 6 – Holger Hogreve 1298 – Wadim Sautner 1430

Brett 7 – Lothar Meyer 1327 – Hans Friedrichsen 1399

Brett 8 – Gerd Libuda 1248 – Heiko Tomsen 1341.

Der Spielablauf gestaltete sich ungefähr so: Spielbeginn war 10:15 Uhr in der Pestalozzischule, da in unserer normalen Spielstätte ein Flamencokurs stattfand. So trafen wir uns mit unserer 1. Mannschaft, die gleichzeitig auch in unserer Ersatzspielstätte gegen Norderstedt II spielte.

Die Partien gestalteten sich in der ersten Stunde ausgeglichen. Nach einer Stunde gab es ein Remisangebot seitens der Husumer von Holger Lund an Brett 3. Ich nahm es an, weil es uns den Sieg sicherte und ich mit den schwarzen Spielfiguren eh nur ausgeglichen stand. 4½ : ½ Brettpunkte für uns. Die anderen Partien verliefen dann auch gut für Holger Hogreve und Gerd Libuda an den Brettern 6 und 8. An Brett 7 war nach zwei Stunden klar, dass dies eine Verlustpartie für uns sein wird. Nach zwei Stunden stand es 4½ : 1½ Brettpunkte. Ich sah interressiert zu, wie an den noch verbliebenen Brettern die Partien von beiden Seiten umkämpft wurden. Gerd Libuda spielte einen zu meiner Freude dynamischen Angriff und verwickelte seinen Gegner in eine Problemstellung nach der anderen. Ansehen werde ich mir diese Partie auf jeden Fall, wenn Gerd Lust hat.

Die Partie von Gerd Libuda gegen Heiko Tomsen stand auf Gewinn für uns, und Holger Hogreve stand besser gegen Wadim Sautner. Unsere beiden Spieler mit den weißen Steinen. Nach 2½ Stunden ging dann wieder ein voller Brettpunkt an uns durch ein Matt an Brett 8. (5½ : 1½). Die längste Partie war an Brett 6 zu sehen, wo Holger Hogreve leider von einem offensiven Spiel zu einem defensiven Spiel wechselte, was seinem Gegner Wadim Sautner einen Bauerngewinn einbrachte. Die letzte Partie im Bunde ging dann leider für uns verloren, und so sich ergab ein Endergebnis von 5½ : 2½ für uns.

Bedanken möchte ich mich ganz herzlich bei Holger und Olaf, die für Kaffee und Gebäck sorgten. Dies wurde dann zu aller Freude auch von unserer 1. Mannschaft genutzt. Ganz stark fand ich auch, das Mirko Beyer und Ralf Koch, die ja keine Gegner hatten, sich ein Match zu Ligabedingungen boten. Alles in allem ein gelungener Tag für den ESC II. Ich freue mich auf das nächste Ligaspiel auswärts gegen Kropp und hoffe, dass die Spielfreude von allen Spielern bestehen bleibt, damit wir auch weiterhin gewinnen. Beim nächsten Mal werde ich versuchen, die interressanten Stellungen als Diagramm darzustellen und genauer zu erläutern. Ich finde die Partien in der Bezirksliga Nord nämlich durchaus erwähnenswert. Bis zum nächsten mal …                                                           

… freundliche Grüße.

 
Pokal in Bad Segeberg

Der Schachverband SH hatte ein Pokalturnier für Vierermannschaften ausgeschrieben. Die erste Runde war am 25.02.16 in Bad Segeberg angesetzt. Dort trafen sich 11 Mannschaften, darunter auch unsere Mannschaft in der Reihenfolge Tim Bendfeldt, Dustin Möller, Edmund Lomer und Kai Krüger. Also eine recht starke Besetzung. Unsere Mannschaft wurde gegen Bad Segeberg III augelost. Lesen Sie nun den ereignis- und detailreichen Bericht von Kai Krüger. Und wer das Wort „Moinsen“ nicht kennt, der wende sich bitte an Kai mit der Bitte um Auskunft.

Moinsen, das war doch einfach!

Im Viererpokal sieht´s gut aus für uns Eckernförder. Nach einem mühsamen 3½ : ½ gegen Bad Segeberg III folgt in einem Monat das Spiel gegen Bad Schwartau, und wenn alles gutgeht, danach gegen Schwarzenbek. Kann man beide an einem guten Tag schlagen, und gegen beide haben wir dies Jahr eine Rechnung offen. Und dann sind wir im Finale, jo – so leicht wird das nach dem mühsamen Auftakt!

Tim Bendfeldt hatte um Begleitung gebeten, weil er vier Gegner nicht gleichzeitig schultern kann. Er ist ja gut, echt gut, aber simultan verwässert das Ergebnis oft. Also habe ich mich auf die Suche gemacht. Vor 2-3 Wochen waren ganz viele mit ganz viel Feuer und Lust am Argumentieren, dass wir vielleicht diesmal 2 Mannschaften melden sollten. Wir haben ja inzwischen so viele gute Spieler.

Tatsächlich kam ein geballte Ladung von Rückmeldungen: Erst gar nicht. Dann etwa so: Wir scheiden ja doch schnell aus. Mein Mann besucht Samstag seinen Vater. Samstag ist mein heiliger Tag. Ich hätte da eigentlich eine Alternative. Hab meinem Bruder schon die Aufwartung versprochen. Ich hab verhandelt, aber darf diesmal nicht. Ich verstehe Euch ja alle, aber wo bleibt der Ernst des Lebens denn dabei? Manno! Hallo, huhu – ich bin es doch nur, Euer Mannschaftsführer, Vorsitzender, Organisator, Motivator, Garant für das Überleben der Vereinsseele. Aber niemand hat mich im Stich gelassen. Ihr wart alle im Herzen und in Gedanken bei mir. Als ich den Familientag zu opfern bekanntgab, hatte Edmund Lomer an seinem heiligen Samstag doch nichts vor, und Dustin Möller kann auch an vielen anderen Tagen mit seinen besseren Freunden, als wir Schachfreunde es je sein können, Kaffee trinken in der Kneipe. Ich weiß sowieso nicht, warum man in der Kneipe Kaffee trinkt. Als ich Student war…

Damit waren wir 4 Mann. Reicht. Edmund bat mich noch rein, weil das Frühstück so zäh war. Er hat echt lustige Puschen. Hat dann aber die guten Schuhe angezogen, welche, die beim Fußwackeln nicht quietschen. Dustin hatte sein Handy bei seiner Freundin vergessen. Oh mein Gott! – eine Freundin, wird der ernste Schachsport leiden? Nein, nur eine Freundin! Wie, du hast noch mehr? Ach Kai, so war das nicht gemeint, bleib mal ernst! Er hatte nachts Angst, morgens zu verschlafen, hat seinen Körper ganz doll angespannt und ist dann halb sieben hochgeschnellt. Ausversehen zwei Stunden zu früh, voll unnormal. Digitale Abhängigkeit der jungen Generation, kein eigenes Zeitgefühl mehr, aber was soll´s, ab ins Auto und weiter. 4 Mann also. Tim musste nicht simultan spielen, das hat ihn erleichtert und unsere Anwesenheit hat ihn gefreut. Jedenfalls nach dem zweiten Klingeln. Denn seine Nummer hab ich noch nicht gespeichert, keine Ahnung warum, nimm´s nicht persönlich, du hast ja meine Nummer im Kopf. Alle wollten morgens was von ihm und ich hab ihn da rausgerissen, ab ins Auto und weiter, schnell auf die B 404 und pünktlich ankommen.

Tim hatte Manfreds Rucksack mit und wusste gar nicht, warum der ihn am Sonntag im Auto vergessen hatte. Witzig. Manfred sagte Montag, er wusste nicht, warum Tim ihn mitgenommen hatte. Macht ja nichts, weil Manfred nichts Wichtiges drin hatte. Ist sowieso ein HSV-Rucksack. Heute spielen die gegen Bayern, da gehört einem der sowieso plötzlich nicht mehr, man ist ja keine Schießbude. Als ich Tim sagte, das Manfred sagte, dass das auch einen Monat mit der Rückgabe Zeit habe und Manfred sagte, dass da drin höchstens der Apfel verschimmeln würde, was ich Tim auch sagte, sagte Tim spontan im Auto, dass ihm das sagte, dass es etwas leichtfertig von Manfred war, dass er es wagte, ihm das anzutun. Ich habe das ernst genommen, denn Manfred ist im Boxverein, und Tim kann auch boxen, und ich glaube, er trainiert mehr und ist auch etwas jünger. Aber Dustin und Edmund wollten nicht in den Rucksack gucken und auch nicht dran riechen, also war das Thema zu Ende.

Wir waren überpünktlich in Bad Segeberg und es gab keinen Stadtlauf wie in der Landesliga-Runde, als wir deswegen nicht zum Spielort fanden, bis ein Segeberger Spieler uns zufällig traf. Heute waren wir ohne Umweg da. Mit 10 anderen Mannschaften.

Uns erwischte Bad Segeberg III. Tim legte an Brett 1 angestrengt los. Er wusste nicht, dass sein Gegner 984 DWZ-Punkte weniger hatte. Also hätte Tim vielleicht bei einer Vorausprognose doch simultan spielen können, dafür aber musste er am Brett doch zu viel Körner geben, bis was Zählbares rauskam. Mir war das zu kompliziert, weil ich selbst abgekämpft vom Fahren noch nach der notwendigen Spannung im Gehirn suchte. Irgendwann nach zähem Kampf soll er eine Dame nicht genommen haben. Aber es reichte ganz knapp, nur hier und da wars mehr. Simultan wäre doch nicht ganz so gut gewesen. Dustin hatte Tim gönnerhaft den Vortritt gelassen und spielte an Brett 2 gegen eine honorige Dame, die sich mit einem Vornamen vorstellte, die dann aber dazu sagte, dass es der Nachnahme ist. Das hat mich etwas aus dem Konzept gebracht. Denn es war kein verdecktes Duz-Angebot, weil es ja überraschend der Nachname war. Dustin merkte am Brett 2 nach einiger Zeit, dass er stärker war. Er hat es ja immer nicht so leicht, wenn die Gegner auf dem Papier schwächer sind, weil er dann keinen Plan mehr hat und entweder Remis spielt oder überzieht und sogar verliert. Diesmal war der Abstand mit 1079 DWZ-Punkten doch zu groß. Tim hatte ja die Dame nicht mitgenommen. Dafür hat sich Dustin eine geholt. Und dennoch alle Achtung. Bei Frauen redet man nicht über das Alter. Aber in diesem Fall hätte ich das niemals gedacht. Dustins Gegnerin war fast viermal so alt wie er, bis auf ein Jahr nur, und Dustin ist 23. Wenn ich so alt bin, will ich auch noch Schach spielen! Also nicht die 23, das dauert, bis ich wieder so jung werde, aber ihr versteht das!

Edmund hatte ich an Brett 3 gesetzt, damit ich als Fahrer an Brett 4 eine Erholung bekommen konnte. Alter geht vor Schönheit. Die beiden Gegner hatten wir noch nie gesehen. Da es aber Jugendliche waren, mussten wir aufpassen. Man weiß nie, was da in den anderen Vereinen heranwächst. Die beiden hatten es in sich und trumpften gut auf. Edmund spielte seinen gewohnten Stiefel, tauschte sich zu seinen beiden geliebten Springern und konnte uns Mannschaftskollegen aber nicht so recht was an Vorteil anbieten. Gegen diesen Gegner musste man im Endspiel aufreißen, dachte er. Das aber klappte noch schlechter, und nur die Unerfahrenheit des Gegners machte den Minusbauern wett. Irgendwann erkannte der Gegner, dass die Partie eine gewisse Remis-Breite erreicht hatte. Er bot Edmund remis an. Edmund reagierte nicht. Sein jugendlicher Gegner fragte „Haben sie gehört, dass ich ihnen Remis angeboten habe?“ Edmund reagierte nicht. Das dachte ich mir. Denn irgendwie musste Edmund doch das Ding noch gewinnen. Er wusste zwar nicht wie, und ich auch nicht, aber er schwieg. Sein Gegner fragte zum zweiten Mal: „Haben sie gehört, dass ich ihnen Remis angeboten habe?“ Ich dachte das gibt´s doch nicht! Wie kann er so fragen! Und ich sagte, dass er das natürlich gehört habe, aber doch spiele. Erst ein paar Züge später bot Edmund Remis an. Plötzlich wollte der Gegner weiterspielen. Wie? Randbauer gegen Randbauer, beide auf der h-Linie, das gibt´s doch nicht! Hat er das nicht gehört? Na gut, kurz darauf gab er auf Edmunds drängen Remis. Und dann stellte der jugendliche Gegner die Frage, ob Edmund so eine Zahl habe, wie heiße die denn noch, DWZ oder so. Ich schaute von meinem Brett auf, inspiriert: Nein, hat er nicht! Einige erstaunte Gesichter. Ich also noch mal: Nein, hat er nicht. Sein Gegner war gar nicht erstaunt, denn er hat selbst noch keine. Lieber Edmund, das war ja eine Leistung heute, also du bist an diesem Tag trotz deiner späteren Versuche keine moralische Instanz gewesen, um an den Partien deiner drei Kollegen zu mäkeln! Da hätte Tim vielleicht doch simultan spielen sollen. Dustin, dieser Hinweis sollte dich zufriedenstellen… Ja und als ich Edmunds Gegner dann noch fragte, warum er denn mehrmals nachfragte, ob Edmund das Remis-Angebot gehört habe, meinte er, bei älteren Menschen wisse man ja manchmal nicht, ob die noch gut hören würden. Ich bin vom Glauben abgefallen, wollte gerade böse werden und ausholen und Edmund verteidigen und … Edmund fragte, hat er Remis geboten? Habe ich nicht gehört. Ich schwieg sofort.

Ich habe auch gespielt, am Busfahrerbrett, ganz hinten, wie der Mannschaftsführer von Rüdersdorf, nachdem ja mit Manfred und Torsten auch uns zwei Mann ausgefallen waren. Nicht, dass Tim doch noch hätte simultan spielen müssen. So wie ein Busfahrer in der Pause nach langer Fahrt habe ich mich auch gefühlt. Mir war kalt. Ich habe die Jacke wieder angezogen. Denn ich hatte kein Thermometer dabei. So bin ich nicht. Man nimmt den Kampf so auf, wie man es vorfindet. Mein Gegner zog schnell und ich hatte Schwarz. Irgendwie spürte ich, dass ich meinen jugendlichen Gegner kriegen würde. Mit einer Falle. Irgendwie. Und deshalb dachte ich viel nach. Mein Gegner nicht so viel. Leider schlug sich das nicht in der Stellung nieder. Aber ist ja nur Viererpokal, also nicht verkrampfen. Denn Tim sollte nicht das Gefühl bekommen, dass er mich nicht braucht und das simultan selbst hinbekommen hätte. Aber nee, der junge Mann mir gegenüber hat gut gespielt. Da ging was mit dem Läuferpaar und den Bauern auf d4, e4, f4. Schiete, mit dem König nach links oder rechts rochieren? Mir fehlt die Spielpraxis! Fallen stellen… geht eher so, sieht er, oder geht doch nicht. Abwickeln und im Endspiel besser sein… er greift aber noch an – oh nee, die Qualle! Ich fühlte mich nicht so gut, als ich das sah. Und fror – wo war bloß das Thermometer? Oder hat der sein Handy an, kann nicht mal einer anrufen? Denkt an eure Handys! Ach stimmt ja, immer wenn ich eine Qualität einstelle, gewinne ich. Nein, das war ein Opfer. Wird sich zeigen. Ehrlich: Er hatte drei Schwerfiguren gegen Dame-Läufer-Turm, dazu er einen Freibauern auf e6, und ansonsten die Bauern etwas verkeilt. Das sah nicht gut aus. Hätte ich da schon gewusst, dass mein jugendlicher Gegner keine DWZ hat, hätte ich abends zuhause nochmal geguckt, ob das halbe Fläschchen Bier gestern Abend eine halbe Flasche Whisky war. Wenn wir einen Jugendlichen bei uns aus dem Schulschach bekommen, der auf Anhieb so cool spielt, stelle ich den gleich in die erste Mannschaft. Denn ich bin ja meisterklassenqualifiziert, sodass es nicht an mir liegen kann, dass er so gut stand. Aufreißen. Ist zwar ein Typ und kein Mädel, aber aufreißen! Ich noch 1,5 Minuten, er noch 1 Stunde. Und mit der Zeitkontrolle steht meine schwarze Dame plötzlich auf g3, Turm steht schon auf f4. Hoppla Mattangriff. Gut den rabenschwarzen Tag überspielt. Die Stellung kippt. Aus eben genanntem Material werden Dame und weißfeldriger Läufer gegen zwei Türme und Freibauer auf e7. Inzwischen schwante wegen mir wegen den erläuterten Umständen an Brett 3, dass mein Gegner vielleicht ein Klassenkamerad von Edmunds Gegner sein könnte und auch direkt vom Schulschach ans Brett kam. Ich grüble, er zieht. Er mit 1:28 auf der Uhr – ja, wir haben über 40 Züge vorher mal mit 1:30 auf der Uhr angefangen. Ich unter 10 Minuten. Reicht. Remis abgelehnt (das war frech von mir). König gescheucht. Türmestellung auseinandergebracht. Läufer befreit. Bauern eingesammelt gegen den Läufer, und Abmarsch der eigenen Freibauern! Hab ich mir einfacher vorgestellt. Er war gut, für einen ohne DWZ. Hut ab. Aber ich gewinn immer, wenn ich die Qualität einstelle, nein natürlich opfere.

Danach fand ich Tim und Dustin beim Blitzen wieder, und Edmund kommentierte. Edmund, der heute nicht die moralische Instanz war, das zu tun. Er tat es trotzdem und Dustin rümpfte die Nase und beklagte sich, nachdem er so heroisch und filigran endlich mal jemand mit kleinerer DWZ-Zahl schlagen konnte.

Wir bekommen nun am 25. März 2017 Bad Schwartau als Gast. Das wird eine 50:50–Sache, aber für uns steht Revanche wegen der Landesliga-Niederlage an. Wenn wir gewinnen, bekommen wir es mit Schwarzenbek zu tun, die jetzt erst mal ein Freilos bekommen haben. Dort gilt das gleiche. Das wird auch eine 50:50–Sache, aber für uns steht Revanche wegen der Landesliga-Niederlage an. Und dann sind wir hoffentlich im Finale. Es könnte dann der Lübecker SV werden, so nach den DWZ-Zahlen auf dem Papier. Dann aber gilt das gleiche. Das wird eine 50:50 –Sache, denn heute haben wir gesehen, dass der DWZ-Unterschied nur eine Fassade ist, die man mit Herz und Kampfgeist und esoterischen Ölen außer Kraft setzen kann. Und für uns steht Revanche wegen der Landesliga-Niederlage gegen Lübecks Zweite an. Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

Der Rückweg ging erstmal in die andere Richtung, gen Kiel – Eckernförde – Gettorf. Navi an, damit auch eine schöne Mädels-Stimme im Auto erklingt. Raus aus Bad Segeberg Richtung Schackendorf. Aber das Mädel streikt. War das gerade die Abfahrt zur Autobahn? Gegröle im Auto, die Mädels-Stimme kommt nicht gegen an. Stattdessen Ortseinfahrt Schackendorf. Wollte ich schon immer mal sehen. Danach Richtung Negernbötel. Kurzweilige Diskussion, ob der Ortsname rassistisch ist. Aber keiner will AfD wählen, und das Gespräch gleitet über Negerküsse zu Schaumküssen über. Als ich meine Story vom Tankstellenjob erzählen will, als ich einer Kundin das Wort Neger-Kuss verbieten wollte und sie sich – man, muss ich gut ausgesehen haben – über die Kasse beugte, sah ich im Rückspiegel, wie Dustin die Augenbrauen nebst Mundwinkeln verzog. Nein, hatte ich noch nie erzählt, oder doch? Ablenkung ist thematisch. Der HSV-Rucksack ist meine Rettung und Tim hilft. Wie kann ihm Manfred einen Rucksack mit schimmelndem Apfel da lassen!

Jetzt sitze ich hier, und bin fix und fertig. Mit dem Bericht, tschüß – Kai Krüger.