– Ein Bericht von Dustin Möller – 

Wie es bereits Tradition hat, ermittelt der Bezirk Nord seinen Bezirksmeister im Schnellschachformat am Herrentag. Die Aussicht auf Ruhm und Ehre lockten Edmund, Enrique und mich ins ferne Flensburg. Die Hinreise hielt allen Hoffnungen auf einen – abgesehen vom schachlichen – spaßigen Tag mit den Teamkollegen stand. Die Motivation, Bezirksmeister zu werden, erschien meinen beiden Mitstreitern jedoch nicht genug Nervenkitzel zu versprechen. Kurzerhand ließen sich beide Seiten selbstbewusst auf eine Wette ein, wer denn erfolgreicher abschneiden würde. Der Verlierer müsse den Gewinner zum Essen einladen, so hieß es.

Angekommen in Flensburg, begaben wir uns bei bestem Wetter auf dem Weg zum Spiellokal des Ausrichters, dem Flensburger Schachklub. Eine wahrlich wunderschöne Räumlichkeit sowie schöne Bretter und Figurensätze boten allen Teilnehmern beste Turnierbedingungen.

Pünktlich um 10 Uhr erklärte Turnierleiter Guido Heinemann das Turnier für eröffnet und so begann für uns der lange Arbeitstag über 7 Runden á 25 Minuten Bedenkzeit. Da wir in der Setzliste alle hintereinander rangierten, durften alle Eckernförder Schulter an Schulter Platz nehmen: Ich an Brett 2, Enrique an 3 und Edmund an 4. Lediglich Andreas Schütte platzierte sich in der Setzliste vor uns und war aufgrund seiner Spielstärke auch klarer Favorit auf den Titel.

Die erste Runde begann für uns zufriedenstellend. Während Enrique souverän gewann und Edmund etwas glücklich sein Turmendspiel verwerten konnte, gelang es mir gegen den jungen Donato Gutschenreiter nicht, die Partie zu gewinnen. Ein Remis war auch schon im vergangenen Sommer beim Kieler Open unser Resultat geworden, so auch heute.

Auch die zweite Runde sollte uns ein 2½ aus 3 bescheren. Diesmal war es Edmund, der schwächelte. Da er gegen Dirk Moysich jedoch zwischenzeitlich eine ganze Figur weniger hatte, war dies dennoch ein gefühlter Sieg. Enrique und ich kamen hingegen zu klaren Siegen. Enrique hatte eine für ihn typische Stellung gegen Uwe Jacobsen auf dem Brett – lange stand er optisch schlechter und mit weniger Raum. Durch zeitlichen sowie positionellen Druck dank eines dominanten Springers gelang es ihm jedoch, im späteren Verlauf der Partie erst einen, dann zwei und gar drei Bauern zu gewinnen – nur der Verlust durch Zeitüberschreitung bewahrte Jacobsen vor einem schönen Bauernmatt.

In der dritten Runde nagte Enrique am Sieg gegen den stark aufspielenden Alexander Berenstein. Dieser erwies sich jedoch als trickreich und konnte Enrique in schlechterer Stellung ein Dauerschach abluchsen. Edmund und ich gewannen unsere Partien gegen Irina Bräutigam und Dirk Moysich. Einer von uns etwas glücklich, der andere deutlich.

Im Anschluss an die dritte Runde wurde den Teilnehmern eine Mittagspause gewährt. Gestärkt mit der liebevoll zubereiteten und preisgünstig angebotenen Gemüsesuppe des Ausrichters ging es an den Brettern nun in die entscheidende Phase des Turniers. Bereits am Mittagstisch orakelte Enrique, dass von nun an Spielstärke immer weniger bedeutend sein würde, die Kondition gäbe im späteren Turnierverlauf den Ausschlag.

Die vierte Runde bescherte uns unser erstes vereinsinternes Duell. Enrique und Edmund spielten um die Vorentscheidung für das Abendessen. Edmund hing wie so einige Male an diesem Tage bereits in den Seilen und ließ sich dann doch nicht tot kriegen. Mit zwei Bauern mehr ging Enrique ins Leichtfigurenendspiel, nur um dann zu erkennen, dass er seine Bauern auf der falschen Felderfarbe positioniert hatte – sein Läufer unterstützte den Bauernvormarsch nicht mehr, Fortschritt aussichtslos – Remis.

Ich spielte eine wundervolle Partie gegen Alexander Berenstein und gewann erst Turm, dann Dame. In akuter Zeitnot landeten die Bauern meines Gegenübers jedoch auf b2 und b3. Mit 40 Sekunden auf der Uhr entging mir das entscheidende Schach, welches es mir erlaubt hätte, die Dame für beide Bauern zu geben, um dann im Anschluss mit einem meiner restlichen Bauern durchzulaufen. Stattdessen begnügte ich mich sichtlich enttäuscht mit einem Dauerschach.

Mit nur wenigen Sekunden Pause ging es sofort weiter. Diesmal Vereinsduell Nummer 2: Enrique gegen Dustin. Mir gelang es, ein komplexes Mittelspiel zu konstruieren, was Enrique früh in einen entscheidenden Zeitnachteil drängte. Im entstandenen Bauernendspiel besaß ich einen Bauern mehr. Beide Parteien besaßen jedoch weit vorgerückte Bauern, Enriques waren womöglich etwas gefährlicher. In einer hochdramatischen Schlussphase, in der Enrique nur noch 20 Sekunden gegen meine 50 besaß, gewann ich schließlich auf Zeit.

Die Tabelle sah nach 5 von 7 Runden drei Führende an der Spitze: Alexander Berenstein, Andreas Schütte und meine Wenigkeit – alle mit 4 Punkten.

Das entscheidende Duell um den Titel bestritt ich in Runde 6 gegen Andreas Schütte. Leider musste ich erneut – ohne auch nur die geringste Zeit zum Luft schnappen zu haben – direkt weiterspielen. Ich würde mir für das nächste Jahr erhoffen, eine Pause von 5 Minuten zwischen der letzten beendeten Partie und dem Beginn der nächsten Runde vorzufinden. Zwei Spiele direkt hintereinander über die volle Distanz zu spielen, ist extrem schlauchend, sodass ich mich gegen Andreas Schütte ungemein unter Wert verkaufte und nach 10 Zügen klar auf Verlust stand. Ein Jammer im Anbetracht des bisherigen Turnierverlaufes. Genauso erging es Enrique gegen Manfred Plewka. Auch Enrique war deutlich gebeutelt von der fehlenden Pause und übersah die Mattidee seines Gegenübers.

Gleichzeitig gewann zumindest Edmund mit einem wunderschönen „Möllermatt“ (ersticktes Matt mit Springer auf f7) gegen Guido Heinemann.

Vor Beginn der letzten Runde sah die Tabellensituation wie folgt aus: Der Turniersieger wurde im direkten Duell zwischen Andreas Schütte (5) und Irina Bräutigam (4½) ausgespielt. Für Edmund, Manfred Plewka, Alexander Berenstein und mich ging es um die verbleibenden Preisränge (alle 4 Punkte).

Die Paarungen dieser vier Spieler sahen zwei vereinsinterne Duelle vor: Edmund gegen mich und Plewka gegen Berenstein. Während unsere Rendsburger Schachfreunde sich friedlich Remis einigten, kämpften Edmund und ich mit dem Messer zwischen den Zähnen. Unterm Strich war Edmund der taktischen Komplexität im Mittelspiel nicht ganz gewachsen und verlor entscheidend Material. Enrique rutschte aufgrund seiner zwei Niederlagen in den Runden zuvor ins Mittelfeld ab und spielte gegen die 8-jährige Tochter von Irina Bräutigam, die durchaus gute Spielanlagen für ihr junges Alter zeigte, Enrique aber selbstverständlich noch nicht gewachsen war.

So beendeten Enrique und Edmund das Turnier mit jeweils 4 Punkten. Die Wette gewann Edmund aufgrund der deutlich besseren Buchholzwertung und darf sich über ein schmackhaftes Essen auf Kosten seines langjährigen Schachfreundes freuen. Dieser machte die Revanchewette keine 5 Minuten nach Turnierende bereits dingfest – diesmal für das Schnellschachturnier unseres Vereins am 22.05. in der BBS. Für mich sprangen der zweite Rang und ein kleiner Geldpreis heraus. Andreas Schütte hatte in gewonnener Stellung mit Irina Bräutigam remisiert und sich so verdient den Turniersieg gesichert. Bräutigam landete aufgrund schlechterer Buchholz hinter mir auf Rang 3.

Für eine tiefere Berichterstattung und Tabelle verweise ich auf die Website des Flensburger Schachklubs.