Wie die Zeit vergeht! – für den 03.05.2014 hatte der Hamburger Schachklub zum 16. Mal zu einem Senioren-Schnellschach-Turnier eingeladen, seit einigen Jahren im Rahmen einer Schach-Triade das Abschlussturnier einer Schachwoche für Senioren. Zusammen mit Edmund Lomer und Bruno Geruschkat machten wir uns in aller Herrgottsfrühe auf den Weg, um pünktlich um 10 Uhr bei der Eröffnung des Turniers dabei zu sein. Das Feld war gegenüber den Vorjahren mit 20 Spielern zahlenmäßig etwas schwächer besetzt, aber immerhin nahmen ein ehemaliger Deutscher Meister (Christian Clemens), ein amtierender Hamburger Meister (Jürgen Dümmke) und ein amtierender Vizemeister von Schleswig Holstein (unser Edmund Lomer) – natürlich jeweils im Seniorenbereich – an dieser Veranstaltung teil.

Schon vor Beginn des Turniers erwartete uns eine Überraschung: Das Turnierkomitee unter Leitung von Andreas Schild hatte in mühevoller Arbeit alle Turnierbretter verkabelt, so dass die Züge und die Ergebnisse automatisch an den angeschlossenen Computer übermittelt wurden. Allerdings mussten die Spieler dazu nicht nur die Figuren wie üblich bewegen, sondern sie mussten am Ende des Spiels dem Computer das Ergebnis „pantomimisch“ mitteilen. Dazu mussten bei einem Sieg des Weißen die beiden Könige abschließend für kurze Zeit auf zwei weißen Zentralfeldern postiert werden, bei einem Schwarzsieg entsprechend auf zwei schwarzen Zentralfeldern und bei einem Remis auf je einem weißen und einem schwarzen Feld in der Mitte des Bretts. Im Eifer des Gefechts wurde das gelegentlich missachtet, aber von Andreas Schild als Turnierleiter souverän korrigiert. Das überraschende Ergebnis dieses hohen technischen Aufwands: noch am selben Abend wurden den Spielern sämtliche gespielten Partien per E–Mail ins Haus geschickt! Das ist schon ein Service besonderer Art!

Das Motto des Turniers hatte mein leider schwer erkrankter Freund Eberhard Büker vor einigen Jahren so formuliert: „Vor dem Spiel mein Freund, während des Spiels mein ärgster Feind und nach dem Spiel: wieder mein Freund“. In dieser freundschaftlichen Atmosphäre achteten die Spieler anscheinend nicht auf den in aller Bärenruhe und Bescheidenheit Punkte sammelnden Jürgen Dümmke. Schon vor der letzten von 7 Runden stand er als Sieger fest! Er gab ein einziges Remis – gegen mich! – ab und erreichte so 6½ Punkte vor einer Dreiergruppe mit 4½ Punkten. Edmund Lomer und ich gelangten mit jeweils 4 Punkten nach Wertung auf die Plätze 5 und 6. Bruno Geruschkat erkämpfte 3 Punkte (Platz 16) und verfehlte damit seinen still gehegten Traum, erneut wie schon vor zwei Jahren die 50%-Marke zu erreichen.

Bei einem solchen Turnier sind die Ergebnisse auch eher zweitrangig. Vorherrschend sind die freundliche Atmosphäre, das traditionelle und gern genossene recht opulente Mittagessen nach drei Runden und das abschließende Kaffeetrinken mit der Siegerehrung. Und die vielen Gespräche, die mit der Frage beginnen: „Weißt Du noch? … „

Am Ende des Tages erwarb ich als Fahrer unserer Gruppe und als alter Hamburger noch einen kleinen Bonus: Edmund Lomer erinnerte sich der Beschreibung einer Grabstelle seiner Vorfahren auf dem Ohlsdorfer Friedhof („gleich links vom Haupteingang“) und war guter Hoffnung, diese zu finden. Ich hielt wegen der mir sehr vertrauten Größe des Friedhofs dagegen – Einsatz: ein Getränk der Wahl – und gewann. Aber der Ausflug auf diesen größten und vielleicht auch schönsten Friedhof Europas war es Edmund Lomer im Nachhinein wert.