– Ein Bericht von Ralf Koch –

Da mein Sohn Andreas Tigran und ich lange kein gemeinsames Turnier mehr gespielt hatten, beschlossen wir, seinen Sommerurlaub zu nutzen und beide vom 02.08 – 08.08.2014 am „kleinen Bruder“ des Kieler Opens, dem „DWZ-Open“ teilzunehmen. Dieses Turnier mit einer DWZ-Begrenzung von >1700 schien mir die ideale Vorbereitung auf das gleich im Anschluss am 09.08 beginnende Lüneburger Turnier. An dritter Stelle von 38 Startern, darunter auch unser Eckernförder Vereinskollege Holger Hogreve, gesetzt, gehörte ich zu den Favoriten auf einen der vorderen Plätze. Ich selber schätzte einige der jugendlichen Teilnehmer wesentlich stärker ein als die Topgesetzten. Auch die beim Kieler Open schon traditionelle Spielansetzung mit zwei Doppelrunden an den ersten beiden Tagen ließen meine Erwartungen nicht in den Himmel wachsen, denn schon oft hatte ich bei zwei Partien am Tag konditionelle Schwächen gezeigt.

Der erste Tag brachte mir mit Werner Brockmann (Rd.1) und Fred Bockelmann (Rd.2) „alte Bekannte“. Herr Brockmann hatte jedoch seit einiger Zeit kein Turnier mehr bestritten und zeigte – dieser Spielpause Tribut zollend – nicht seine gewohnte Bissigkeit am Brett. Härter schon der Nachmittagskamp gegen Bockelmann, aber ich schaffte es, mit „Druck“ aus der Eröffnung ins Mittelspiel zu kommen und am Ende auch diese Partie mit vollem Punkt zu beenden.

Der Sonntagmorgen brachte mir mit Bernd Zielke einen für mich meist immer unbequemen Gegner. Seine schnelle Spielweise bringt mich immer in die Versuchung, diese mitzumachen und dabei Fehler zu produzieren. Diesmal jedoch war er – die weißen Steine führend – gut vorbereitet, spielte für seine Verhältnisse recht langsam und brachte mich stellungsmäßig in ernsthafte Schwierigkeiten. Im richtigen Moment schaffte ich es jedoch, taktische Komplikationen zu schaffen, deren Abwicklung zu einem Remis im Endspiel führte.

Mit 2½ Punkten aus 3 Partien traf ich am Sonntagnachmittag am Spitzenbrett auf den bisher mit drei souveränen Siegen gestarteten Andreas Slesicki von Doppelbauer Kiel. Zu allem Überfluss schien auch noch das genutzte Paarungsprogramm gegen mich zu sein, denn mir wurden in der vierten Runde zum dritten Mal die schwarzen Steine zugelost. Mein Gegner eröffnete Englisch und schaffte es, mich in eine passive Stellung zu bringen, in der er den Druck auf einen rückständigen Bauern immer mehr erhöhen konnte. In meiner Not fand ich eine unkonventionelle Verteidigung, die meinem Gegner mehr Mühe bereitete, als ich erwartet hatte. Er behielt zwar seinen Stellungsvorteil, verbrauchte aber sehr viel seiner ihm verbliebenen Bedenkzeit, so dass er ca. 10 Züge vor der Zeitkontrolle in Zeitnot geriet, und in dieser erst einen Bauern und kurz danach einen Turm einstellte. – Glückliche „1“ für mich. Nach den beiden Doppelrunden mit 3½ aus 4 gestartet, war ich natürlich sehr zufrieden.

Die 5. Runde brachte mir mit Niko Schmidt aus Kaltenkirchen einen Kontrahenten, der ebenfalls bisher 3½ Punkte auf dem Konto hatte. Vor Wochenfrist beim St.Pauli Open hatte er einige Plätze besser als ich abgeschnitten und auch seine DWZ-Steigerung der letzten Monate konnte sich sehen lassen. Daher war ich auf eine schwierige Partie eingestellt, in der ich mit Weiß sofort versuchte, das Geschehen auf dem Brett zu bestimmen, was mir auf Grund einer etwas ungenauen Eröffnungsbehandlung meines Gegners auch gelang. Leider ließ ich ihn unnötigerweise noch ins Endspiel entkommen, welches ich allerdings letztendlich noch gewinnen konnte.

Die 6. Runde brachte mir mit Horst Schumacher vom TuS Holtenau einen Gegner, der von Anfang an jeglichen Komplikationen aus dem Weg ging. Das meiste Material wurde schnell abgetauscht und wir einigten uns bald auf Remis.

Der Mittwoch bescherte mir mit Lars Bonhorst (SV Bad Essen) einen mir bis dato unbekannten Gegner. Es kam zu einer königsindischen Partie, in der mein die weißen Figuren führender Gegner nicht seinen besten Tag hatte. Zu Beginn des Mittelspiels stellte er einen Zentrumsbauern ein, was wenig später zu einer total verkorksten Stellung führte. Etwas entnervt stellte er kurz danach den Widerstand ein. Nach dieser 7. Runde führte ich zusammen mit meinem Gegner aus der 4.Runde – Andreas Slisicki – mit jeweils 6 Punkten die Tabelle an.

Die Vorentscheidung in diesem Turnier fiel in der 8. Runde. Die Eröffnung hatte ich etwas nachlässig gespielt und so stand ich zum ersten Mal bei diesem Turnier gegen den jungen Flensburger Donato Gutschenreiter total auf Verlust. Mein Gegner war am Zug und ich sah das Ende schon kommen. Ein schönes Turmopfer und ich hätte meinem Gegner gratulieren können. Endlich hatte er sich für einen Zug entschieden, nahm auch den richtigen Turm, aber – Caissa wollte es wohl so – an Stelle des entscheidenden Angriffszuges deckte er einen Bauern. Mein König blieb am Leben und ich konnte wenig später in ein gewonnenes Endspiel abwickeln. Erneut ein voller Punkt und da Slesicki gegen Schmidt nur Remis spielte, war ich vor der letzten Runde alleine in Führung gegangen.

In der letzten Runde ließ ich nun nichts mehr anbrennen. Gegen den an 1. gesetzten Favoriten Rainer Pape hielt ich die Stellung bis ins Endspiel ausgeglichen. Angesichts des Tabellenstandes versuchte mein Gegner wohl die Partie zu gewinnen, büßte jedoch dabei einen Bauern ein. Jetzt folgte ein Remisangebot seinerseits, welches ich jedoch ablehnte und die Partie zum Sieg führte. – Was ich zu Beginn des Turnieres nicht zu hoffen gewagt hatte, mit „8 aus 9“ hatte ich das Kieler DWZ-Turnier gewonnen. Lange feiern war allerdings nicht drin. Schon am nächsten Tag ging’s nach Lüneburg zum nächsten Turnier.

Nun noch ein kurzes Wort zum Abschneiden unserer beiden anderen Vereinsmitglieder. Andreas Tigran war nach über einem Jahr Turnierpause mit seinem Spiel recht zufrieden, bemängelte jedoch, dass er es mehrfach nicht geschafft hatte, Gewinnstellungen zum vollen Punkt zu führen. Dann wären sicherlich mehr als die erlangten 3 Punkte dabei herausgekommen.

Überrascht war ich von Holger Hogreve. In den vergangen Jahren war er ein Stammgast beim Kieler Open und ich wollte ich ihm für seine Spielweise schon oft den „Friedensnobelpreis“ überreichen. In diesem Jahr spielte er auf Angriff und versuchte stets, „aktive“ Züge zu finden, teilweise mit am Ende erreichten 4 Punkten schon recht erfolgreich. „Weiter so Holger!“

Leider waren in diesem Jahr – einschließlich Dustin, der im ELO-Open spielte – nur vier unserer Mitglieder in Kiel am Start. Dabei ist das Kieler Turnier doch aufgrund der Nähe zum Heimatort unseres Vereins eigentlich eine gute Gelegenheit, um sich für die nächste Saison einzuspielen.