TSV Travemünde I – ESC I

  3½ : 4½  

Husum II – ESC II

5½ : 2½

    •  
Jubel in Travemünde …

Unsere 1. Mannschaft hat am 14.11.2010 als Tabellenletzter die lange Reise nach Travemünde zum Konkurrenten gegen den Abstieg angetreten. Wie schon in der ersten Runde mussten wir wieder auf unsere Stammkräfte Gerd Bernhard und Edmund Lomer verzichten und traten somit ersatzgeschwächt an, Travemünde hingegen nahezu in Bestbesetzung. Nach zunächst ausgeglichenem Beginn in den ersten zwei bis drei Stunden kam Jan Dreesen (Brett 2) lächelnd auf den Mannschaftsführer Kai Karl Krüger zu: Er hatte ohne Rücksprache ein Remisangebot abgelehnt, weil er bei offener Stellung auf Gewinn stand. Er spielte seine Überlegenheit am Brett konsequent zum Gewinn aus (1:0). Eduard Wiederkehr (8) stand im Mittelspiel ungünstig, zeigte aber, was er kann: Mut zur Lücke, Partie drehen und gewinnen (2:0). Sein Einsatz als Ersatzmann hatte sich vollauf gelohnt. Rolf Möller (4) opferte im Mittelspiel eine Qualität für aktives Spiel, konnte sich aber nicht durchsetzen, sondern ließ die Dame seines Gegners in seine Stellung eindringen und verlor (2:1). So stand es zwischenzeitlich trotz dieser Niederlage hoffnungsvoll 2:1 für uns.

Kai Karl Krüger (3) sah sich einem Wolga-Gambit gegenüber und musste dem Spiel der schwarzen Figuren schließlich nach mehrzügiger Abwicklung Tribut in Form eines Qualitätsverlustes zollen. Er spielte dennoch tapfer weiter, da inzwischen die Stellungen bei Manfred Homuth (1) und Matthias Braun (5) einen ungünstigen Verlauf nahmen. Peter Krebs (6) hatte eine solide Stellung mit den schwarzen Figuren herausgearbeitet, während die offene Partie von Enrique Ruiz Hampel (7) unklar stand. Im weiteren Verlauf überzog Ruiz Hampel die Partie, indem er nicht genau genug abwickelte, wodurch seinem König plötzlich ein undeckbares Matt drohte (2:2), während Manfred Homuth einen zwischenzeitlichen Materialgewinn aufgrund eines schwerwiegenden Mattangriffs des Travemünder Spitzenspielers wieder hergeben und sogar Materialverlust hinnehmen musste (2:3). Durch diese beiden Niederlagen kippte der Wettkampf zum 2:3. Peter Krebs konnte in seiner Partie keinen Materialgewinn erzwingen, so dass der Mannschaft eine Niederlage drohte, bis etwas geschah, dass man mit „Stellungsglück“ vorsichtig umschreiben sollte.

Matthias Braun zwang die Dame seines Gegners mit einem Turmmanöver auf ein Feld, von dem aus sie den Angriff scheinbar verstärkte, was indes eine tödliche Springergabel gegen Dame und König nach sich zog, wonach der Travemünder Gegner sofort aufgab (3:3). Noch immer drohte eine knappe Niederlage, obwohl sich Kai Karl Krüger bereits 26 Züge mit Minusqualität tapfer verteidigte. Nachdem sein Gegner erkannte, dass er mit dem Rückopfer der Qualität einen Zentrums-Bauern im Bauernendspiel gewinnen konnte (nebst Zentralisierung seines Königs), setzte er diesen Plan sofort um – ermöglichte aber unserem Mannschaftsführer am Königsflügel mit f-Bauern und h-Bauern gegen f-Bauern und g-Bauern das Aushebeln der Stellung. Unser Spieler konnte mit seinem h-Bauern dadurch zwei Züge früher zur Dame durchziehen als sein Travemünder Gegner mit dessen d-Bauern, mit der Folge eines von vielen nicht mehr  für möglich gehaltenen Partiegwinns. Anlass genug für Peter Krebs, seine Partie zeitgleich remis zu geben, wodurch der Mannschaftssieg gesichert war.

Der glückliche 4½:3½-Auswärtssieg führte für unsere sonst eher introvertierten Schachspieler zu einem gemeinsamen Jubelausbruch vor den beiden PKWs, als die Rückfahrt angetreten wurde.

Durch diesen Sieg sind wir in der Landesliga vom letzten Platz auf den 5. Tabellenplatz geklettert. In der nächsten Spielrunde am 12.12.2010 wird die 3. Mannschaft des Lübecker SV bei uns gastieren, derzeit überraschend nur Tabellenachter. Wir wollen versuchen, mit einem Überraschungssieg einen weiteren Schritt in Richtung des sicheren Tabellenmittelfeldes anzustreben.

…und Jubel in Husum, aber für den Gegner!

Am selben Tag fuhren acht hoffnungsvolle Spieler der 2. Mannschaft in die „nordfriesische Hauptstadt“ Husum, um gegen die dortige 2. Mannschaft des Husumer SV anzutreten. Auch in diesem Wettkampf mussten wir auf einige Stammspieler verzichten, die für den Einsatz in der 1. Mannschaft gebraucht wurden.

Es war noch keine volle Stunde gespielt, da konnten die Gastgeber am letzten Brett einen ersten vollen Punkt verbuchen, denn unser Nachwuchsspieler Andreas Koch hatte sich schon recht früh mit einer kurzen Rochade in eine missliche Königsstellung gebracht und konnte den Druck seines Gegners auf dem Königsflügel nicht mehr parieren (0:1). Die nächste Niederlage musste Bruno Geruschkat an Brett 5 nur 45 Minuten später hinnehmen, als er nach einem Fehler im 20. Zug seinen Bauern auf h2 verlor und sein Gegner entscheidend in seine Königsstellung einbrechen konnte (0:2). Etwa zeitgleich erwischte es auch Christian Tuckermann an Brett 7, der durch einen Bauernsturm seines Gegners zwei Leichtfiguren verlor und in der Folge im 37. Zug aufgab (0:3). Hanfried Kiesbye hatte an Brett 4 in der Eröffnung durch ein besonnen geführtes Damenbauernspiel zunächst eine ausgeglichene Stellung herbeiführen können. Im 13. Zug verlor er jedoch durch einen schweren Fehler eine Figur, wodurch sich seine Stellung zunehmend verschlechterte. Als nach 29 Zügen ein weiterer Figurenverlust nicht zu verhindern gewesen war, gab Kiesbye die Partie verloren (0:4).

Zu diesem Zeitpunkt leuchtete aber auch schon ein heller Hoffnungsschimmer über dem Brett 6, an dem Dieter Eigenberz zu Werke war und seinem Gegenüber das sonntägliche Schachleben sehr schwer machte. Aus einem zunächst ruhigen, ausgeglichenen Spielaufbau gelang es Eigenberz, mit der Zeit das Zepter in die Hand zu nehmen und seinem Gegner im Verlauf von 32 Zügen zwei Bauern abzuluchsen. Bald darauf gewann er zudem durch ein Abzugsschach einen Springer, zwang obendrein den gegnerischen König ins Zentrum und setzte ihn dort auf dem Feld f4 matt (1:4). Das zarte Flämmchen der Hoffnung erlosch jedoch sehr bald, weil Ulrich Bußmeier diesmal leider eine seiner wenigen Niederlagen in einem Mannschaftskampf hinnehmen musste. Mit den weißen Figuren stand er in der Eröffnungsphase sehr gedrückt und begann dann, das Spiel zu komplizieren, um die Fehlermöglichkeiten seines Gegners zu erhöhen. Tatsächlich beging der  Gegner dann auch einen Fehler, wodurch Bußmeier einen Bauern sowie die Initiative im Spiel gewann. Leider blieb er selbst aber auch nicht ohne Schwächen und nach einem groben Fehlzug sah er sich einem verheerenden Angriff ausgesetzt, den er nur durch ein Turmopfer hätte verhindern können. Den Angriff spielte sein Gegner dann souverän und nach einem drohenden Damenverlust gab Bußmeier schließlich auf (1:5).

Nun galt es die Ergebnisse an den noch verbleibenden Brettern abzuwarten, wo Alexander Koch an Brett 2 nach einer Abtauschkombination einen Bauern gewinnen konnte. In der Folgezeit spielte er stark auf, so dass er noch einen weiteren Bauern gewann, um dann in ein überlegenes Endspiel überzuleiten, in dem es ihm schließlich gelang, einen Freibauern auf dem Königsflügel entscheidend in eine Dame umzuwandeln (2:5). Obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits viereinhalb Stunden ins Land gegangen waren, konnte zwischen dem an Brett 3 spielenden Olaf Zeuch und seinem „Nordsee-Gegner“ noch keine Spielentscheidung herbeigeführt werden. Nach einer verheißungsvollen Eröffnung wähnte sich Zeuch in einer aussichtsreichen Position: Die Entwicklung seines Gegners war insbesondere auf dem Königsflügel empfindlich gestört, ein Springer, ein Turm und die Dame standen zeitweise als armselige, passive Gesellen in der Ecke des Königsflügels. Da unterlief Zeuch ein völlig unverständlicher Patzer, als er bei einem Schachgebots übersah, das sein schachbietender Läufer doppelt angegriffen, jedoch nur einmal gedeckt war. Reichlich deprimiert spielte er dennoch weiter, immer darauf bedacht, seine nach wie vor gute Stellung zum Ausgleich zu nutzen. Einige Züge später war es dann soweit: Der Husumer Spieler verlor unter Angriffsdruck stehend und durch eine grobe Unachtsamkeit ebenfalls einen Läufer, so dass Zeuch nun mit einem Läufer und vier auf dem Brett verteilten Bauern gegen einen Springer und vier Bauern des Gegners im Endspiel angelangt war. Dies endete dann schließlich in Krimimanier mit einem Remis, denn Zeuch vermochte es in zunehmender Zeitnot nicht mehr, einen seiner beiden verbundenen Freibauern gegen den Springer des Gegners zum Sieg zu führen (2½:5½).

Nach dieser Niederlage geht die zweite Mannschaft nun bereits in die Weihnachtspause, wird dann aber am 16. Januar des neuen Jahres im Spiel gegen die „Zweite“ aus Rendsburg hoffentlich in Bestbesetzung antreten – und dann auch ein oder zwei Mannschaftspunkte einfahren können.