– Ein Bericht von Ralf Koch –

Wie Euch unser Webmaster schon informierte, habe ich in den Monaten September bis Dezember 2014 wieder als Gast am Klubturnier des Hamburger SK teilgenommen, zu dem sich mehr als 100 Spieler angemeldet hatten. Wie schon im Vorjahr galt ich aufgrund meiner Wertungszahl als einer der Favoriten auf den Gruppensieg in meiner Gruppe C4, war mir aber schon nach Erhalt meiner Turnierunterlagen sicher, dass es kein leichtes Unterfangen sein würde, in dieser Gruppe an der Tabellenspitze mitzuspielen. Mein Gegnerschaft bestand wie im letzen Jahr aus mehreren, teilweise sehr erfahrenen Spielern und einer ganzen Gruppe von Jugendlichen des gastgebenden Vereins, die durch die immer aufs Neue zu lobende, sehr gute Jugendarbeit in Hamburg sicherlich bestens auf das Turnier vorbereitet sein würden. So setzte ich mich am 16.September mit viel Vorfreude auf die immer wieder beeindruckende disziplinierte Atmosphäre eines Klubturniers mit gefülltem Turniersaal (bis zu 40 Brettern am Freitagabend) zur ersten Runde ans Brett.

Anders als im letzten Jahr, als ich mit einer Auftaktniederlage gestartet war, kam ich diesmal in der ersten Runde zu einem vollen Punkt. Nach einer etwas nachlässigen Eröffnungsbehandlung stand mein Gegner, Mathias Grimme vom HSK, schnell auf verlorenem Posten.

Auch in der zweiten Runde gegen den lt. Papier stärksten Gruppengegner Norbert Schönfisch vom SC Königsspringer – der wie ich als Gast am Turnier teilnahm – verlief die Partie ähnlich: Vorteilhafte Stellung nach der Eröffnung, Erreichen einer Gewinnstellung im Mittelspiel und am Ende stand der volle Punkt. Mit zwei Punkten aus den ersten beiden Runden war ich sehr gut aus den Startblöcken gekommen und übernahm die alleinige Tabellenführung.

Zu meinem Bedauern verliefen die Runden 3 und 4 nicht ganz so erfolgreich. Gegen die beiden HSK-Spieler Christian Elbracht und Ahmad Yousofi erreichte ich zwar sehr gute Stellungen, konnte aber beide nicht zum Sieg führen und musste mich am Ende in beiden Partien mit der Punkteteilung abfinden. Dadurch konnten andere Spieler in der Tabelle zu mir aufschließen.

Aufgrund eines Bundesligaspieltages wurde die fünfte Runde komplett verlegt und einige der HSK-internen Partien wurden vorgezogen. Durch einen Sieg in einer dieser vorgezogenen Partien gelang es dem jüngsten Turnierteilnehmer Jakob Weihrauch (Jahrgang 2005!!), den „Platz an der Sonne“ zu erobern. Dies nahm ich zum Anlass, mich erstmals genauer mit diesem HSK-Jugendlichen zu beschäftigten; denn bisher war er mir nur dadurch aufgefallen, dass er sich bei „längeren Zügen“ in Richtung der gegnerischen Grundreihe auf Grund „mangelnder Reichweite“ vom Stuhl erheben musste, um diese auszuführen. Meine Nachforschungen im Internet ergaben, dass Jakob beim Ramada-Cup im Januar 2014 sein erstes „offizielles“ Ergebnis erspielte. Seit diesem Zeitpunkt nimmt er sehr aktiv am Turnierleben teil (ca. 10 Turniere im Jahre 2014) und hat zum Beispiel in der Jugendstadtliga eine Turnierleistung (H-Zahl) von 1777 erbracht. Für einen „Anfänger“ ein beachtliches Ergebnis – kurz gesagt, die schachliche Entwicklung des jungen Hamburgers zeigt innerhalb von nur wenigen Monaten steil nach oben. Zu diesem Zeitpunkt sah es aus, als würde der direkte Vergleich zwischen Jakob und mir in der 7. Runde eine Vorentscheidung über den Turniersieg bringen.

Mir gelang es zwar, meine Nachholpartie aus der 5. Runde gegen Finn Jonathan Gröning zu gewinnen, aber eine unnötigen Niederlage in der 6. Runde gegen Felix Ihlenfeld, wobei ich einen unangenehmen Bauernvorstoß übersah, brachte meinen jungen Hamburger Konkurrenten in die bessere Position, denn wenn ich ihm nun noch die Führung entreißen wollte, müsste ich mit den schwarzen Steinen unbedingt gewinnen.

Am 21. November saßen wir uns dann zum Showdown gegenüber. Ich ging konzentriert und hoch motiviert zur Sache, kam gut aus der Eröffnung heraus und erreichte eine leicht vorteilhafte Mittelspielstellung, die ich kurz darauf in ein theoretisch gewonnenes Bauernendspiel abwickeln konnte. Tja, die Betonung lag in diesem Satz auf „theoretisch“. Claus Langmann sagte vor einigen Jahren beim Eckernförder Jugendschach: „Solche Stellungen kann man einfach auszählen!“. Demnach war es an diesem Abend mit meinen Zählfähigkeiten nicht weit her und es gelang mir tatsächlich, die Partie noch zum Remis zu verderben. Mit diesem Unentschieden war die Entscheidung über den Gruppensieg praktisch gefallen, denn da mein Konkurrent in seinen letzten Partien nicht mehr entscheidend stolperte, nützten mir auch die Siege gegen Werner Haak und Björn Beilfuß in den letzten beiden Runden nichts mehr, mit 5½ Punkten aus 8 Partien musste ich mich mit dem 2. Rang abfinden. Der überraschende, aber auf Grund seiner konstanten Turnierleistung (ohne Verlustpunkt!) verdiente Sieger hieß Jakob Weihrauch. An dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Glückwunsch nach Hamburg.

Wie schon im Vorjahr hat mir das HSK Klubturnier wieder viel Spaß gemacht und Freude bereitet. Ein großes Lob auch noch einmal an Wilhelm Graffenberger und seine fleißigen Helfer, denn durch ihre Arbeit lief das Turnier reibungslos und gut organisiert. Gruß an den HSK – hoffe, ich bin nächstes Jahr wieder dabei.

… und hier wird  vom Webmaster noch die von Ralf Koch erwähnte Partie gegen seinen 9-jährigen Gegner geliefert: 1.e4 d6 2.d4 Sf6 3.Sc3 g6 4.Sf3 Lg7 5.Le2 0-0 6.0-0 Lg4 7.h3 Lxf3 8.Lxf3 c6 9.a4 Sbd7 10.Se2 e5 11.c3 d5 12.Lg5 Dc7 13.Dd3 dxe4 14.Lxe4 Sxe4 15.Dxe4 f5 16.Dh4 Tae8 17.dxe5 Lxe5 18.Lf4 Lxf4 19.Dxf4 Dxf4 20.Sxf4 Te4 21.Sd3 Tfe8 22.a5 Kf7 23.Tfe1 Txe1+ 24.Txe1 Txe1+ 25.Sxe1 Se5 26.b3 c5 27.Sf3 Sxf3+ 28.gxf3 f4 29.Kg2 Ke6 30.h4 Kd5 31.h5 g5 32.Kh3 Ke6 33.Kh2 Kf5 34.Kh3 h6 35.a6 b5? (35…bxa6 36.b4 Ke6 37.Kg4 cxb4 38.cxb4 Ke5 und an dieser Stelle kann man in der Tat „abzählen“) 36.b4 c4? führt zum Remis, statt dessen 36…cxb4 37.cxb4 Ke6 38.Kg4 Ke5 39.Kh3 Kd4 40.Kg4 Kd3! (40. … Kc4? vergibt den möglichen Gewinn) 41.Kf5 Ke2 42.Kg6 Kxf3 43.Kxh6 g4 44.Kg7 g3 45.fxg3 fxg3 46.h6 g2 47.h7 g1D+ immer noch mit Gewinn für Schwarz) 37.Kg2 g4 38.fxg4+ Kxg4 39.f3+ Kxh5 40.Kh3 Kg5 41.Kg2 und die beiden Spieler einigten sich jetzt auf das nicht mehr vermeidbare Remis.