Gern und häufig werden in politischen Diskussionen Schachbegriffe wie „Matt“, „Patt“, „Rochade“ oder „Bauernopfer“ verwendet und auch von guten Schachzügen ist bisweilen die Rede. Da es in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage nicht leicht ist, gute politische Schachzüge zu finden, wollten zahlreiche Schachfreunde unter den Politikern versuchen, diese wenigstens am realen Schachbrett zu finden.

Seit 1979 veranstaltet Alfred Seppelt – der jetzige Ehrenvorsitzende des Berliner Schachverbandes – alljährlich dieses 7-rundige Schnellturnier nach Schweizer System. Beim nunmehr 19. Politiker-Schachturnier in Berlin trafen sich 51 prominente und weniger bekannte Schachfreunde aus Politik, Wirtschaft und Diplomatie am 07.11.2009 zum Spiel auf den 64 Feldern. Allerdings war dieses Mal die Prominenz (Dr. Schäuble, Dr. Schily, Peter Müller, Dr. Steinbrück) weniger zahlreich vertreten – bis auf den früheren Parteivorsitzenden von Bündnis 90/Grüne, Reinhard Bütikofer (jetzt in Brüssel tätig), der mit 4 Punkten Rang 13 erreichte sowie Hans-Christian Ströbele/Berlin, Bündnis90/Grüne, der mit 1 Punkt und Platz 49 am Ende fast das Schlußlicht im Feld bildete.

Pünktlich um 11 Uhr begannen im Hotel Maritim die Schachuhren zu ticken und manche Stirn legte sich bald in tiefe Falten. Als Mitglied der Ratsversammlung nutzte auch diesmal Edmund Lomer – CDU-Ratsherr und Ehrenvorsitzender unseres Vereins – die gute Gelegenheit zum erfolgreichen Punktesammeln und zu interessanten Gesprächen am Rande des Turniers. Im vorigen Jahr weniger erfolgreich (Platz 25 mit 3½ Punkten aus 7 Partien), hatte er diesmal nach sieben Runden fünf Zähler erbeutet, was einen recht guten 5. bis 9. Platz bedeutete. Lomer gewann gegen Björn Meidal/Wirtschaftsprofessor aus Schweden, Wilfried Roos/Bürgermeister von Saerbeck, Wolfgang Galeazzi/CDU Boppard, Thomas Gaudzun/Berliner Stadtrat a.D. und Andreas Höhne/Berliner Bezirksstadtrat. Gegen Dirk Jordan/Dresden – der große Favorit auf den Turniergewinn – und Hans-Jürgen Beerfeltz/Berlin, Bundesgeschäftsführer der FDP musste er die Punkte abgeben.

Turniersieger wurde Ralf Seibicke/Magdeburg, als Präsident des Landesrechnungshofes Sachsen-Anhalt offenbar der beste Variantenrechner, mit 6½ Punkten vor Jan Lundin/Schwedischer Gesandter in Berlin, der in seiner Heimat ein erstklassiger Turnierspieler ist und ebenso 6 Punkte eroberte wie Dietmar Lingemann/Berlin, Bündnis90/Grüne und Josef König/FDP Pfarrkirchen.

5½ Zähler in einem 5er Feld mit 5 Punkten erreichten: Thomas Delling/SPD Bürgermeister Hoyerswerder, Martin Wünschmann/CDU Dresden, Dirk Jordan/CDU Dresden, Ulrich Büscher/Boppard/Wirtschaftsminister Rheinland/Pfalz sowie Edmund Lomer.

Die abschließende Siegerehrung und das gemütliche Zusammensein nicht nur zum „small talk“ rundeten dieses Turnier der zumeist wahren Schach-Amateure ab.