– Ein Bericht von Edmund Lomer –

Zum 3. Mal lockte es mich Anfang Juli für knapp zwei Wochen in den schönen Schwarzwald. Anlass dafür war nicht nur die interessante Region von Freiburg bis Straßburg, sondern auch die wiederum in Freudenstadt ausgetragene 24. Offene Württembergische Seniorenmeisterschaft. Nach einem Mittelplatz im Jahre 2009 mit 5½ Punkten aus 9 Partien sowie dem überraschenden dritten Rang mit 7 Punkten aus 9 Partien im Vorjahr hoffte ich auch in diesem Juli auf ein ähnlich gutes Abschneiden.

Gemäß Setzliste auf Rang 12 eingestuft, war mein Ziel zumindest ein einstelliger Platz in der Endabrechnung – doch es kam diesmal ganz anders! Selten ist mir ein Turnier derart misslungen. Die erfreulichen Erlebnisse und Treffen mit Freunden und Verwandten übertrafen um Längen meine Schachergebnisse – von Erfolgen kann hier nicht die Rede sein. Wenigstens das Klima passte sich meinem Spiel nicht an: bis auf drei kräftige nächtliche Gewitter blieb es sommerlich warm.

Nach einem immerhin wacker erkämpften Pflichtsieg mit Schwarz in Runde 1 gegen Joachim Claus/Witten gab es schon in der 2. Runde mit Weiß die erste Niederlage gegen Manfred Streiter/Schönaich. Es gelang mir nicht, einen geringen Vorteil auszubauen, nahm aber dennoch das berechtigte Remisangebot nicht an. Es kam, was kommen musste: Ich überzog und wurde prompt bestraft.

In den folgenden Runden spielte ich stets auf Gedeih und Verderb auf Sieg, der mir aber nur in Runde 4 gegen Bruno Roggenstein/Furtwangen gelang. Die bis zum Äußersten ausgekämpften Remispartien gegen Armin Ordu/ Schorndorf mit Schwarz in Runde 3 sowie in den Runden 5 bis 8 gegen Hans-Ulrich Jäger/Sillenbuch, Heinrich Schmidt/Nagold, Ulrich Fitzke/Bau-Union Berlin, und Hanno Dürr/Vaihingen – allesamt keine Gegner aus der Spitzengruppe – brachten mich natürlich keineswegs nach vorn. Meist hatte ich eine bessere Stellung erreicht, aber alle Genannten kämpften hartnäckig und zäh, so dass ich einfach kein Mittel zum Erfolg fand.

So waren vor der Schlußrunde nur 4½ magere Zähler auf meinem Konto, zu wenig, um irgendwelche Ansprüche anzumelden. Auch mit meinem Spiel im Ganzen konnte ich kaum zufrieden sein, es lief einfach nichts zusammen – Krampf, Krampf!

In der Schlußrunde traf ich mit den schwarzen Steinen auf Horst Neumann/Koblenz, sicher auf keine unlösbare Aufgabe. Diese Partie war wohl die einzige, die wenigstens streckenweise gutes Schach brachte.

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 Lb4+ 4.Ld2 De7 5.a3 Lxd2+ 6.Sbxd2 b6 7.e3 Lb7 8.Le2 d6 9.b4 Sbd7 10.0–0 0–0 11.Db3 e5 12.dxe5 Sxe5 13.Sxe5 dxe5 14.Tfd1 c5 15.Db2 Tfd8 16.Sf1 Lc6 17.b5 (er will es wissen!) 17. … Le4 18.f3 Lf5 19.e4 Lg6 20.Se3 Td4 21.Sc2 Tdd8 22.Se3 Tac8 23.Dc3 h5 24.a4 h4 25.a5 Td4 26.Sc2 Sh5 (sicher nicht ohne Risiko, aber wenn ich noch etwas erreichen wollte, musste ich die Qualität investieren) 27.Sxd4 cxd4 28.Da3 Dg5 29.axb6 Sf4 (endlich beginnt eine kurze Partiephase, in der ich Schach spielte und nicht nur der Zugpflicht genügte)  30.Lf1 axb6 31.Ta2 (ziemlich notwendig) 31. … Td8 32.c5 (seine Gegenchance ist der Freibauer) 32. … bxc5 33.Dxc5 Sh3+ 34.Kh1 De3! (endlich ein Zug, der kaum zu tadeln ist und dem Gegner ernsthafte Schwierigkeiten bereitet) 35.gxh3 (wohl oder übel notwendig) 35. … Dxf3+ 36.Kg1 Dxd1 37.Dxe5 d3 (dieser Bauer sollte der Trumpf zum Triumph sein, aber … ) 38.b6 (s. Diagramm) 38. … Db3?? (und ich weiß bis heute nicht, warum ich jetzt nicht einfach d2! spielte. Der inferiore Zug Db3 verdirbt wieder einmal die Partie) 39.Tb2 De6 (Schwarz verliert endgültig den Faden und die Partie, eigentlich ein passender Turnierabschluss; Da3 wäre noch etwas besser gewesen) 40.Dxe6 fxe6 41.Lxd3 Txd3 42.b7 und Schwarz gab etwas später auf. – Desolat, desolat und als „Belohnung“ blieb mir Platz 45 von 94 Teilnehmern. Wenigstens erhielt jeder Spieler einen kleinen Schwarzwälder Schinken. Ob er mir irgendwann schmecken wird?

Und hier der Ablauf der 9 Runden:

 

Rd. 1

Rd. 2

Rd. 3

Rd. 4

Rd. 5

Rd. 6

Rd. 7

Rd. 8

Rd. 9

Punkte

Platz

Ergebnisse

1

0

½

1

½

½ 

½ 

½ 

0

45