Der Hamburger Schachklub hatte auch in diesem Jahr – und zwar zum 10. Mal – zum traditionellen Senioren-Schnell-Turnier eingeladen, an dem von unserem Verein Bruno Geruschkat (3 Punkte; Platz 21) und Claus Langmann (5 Punkte; Platz 4) teilgenommen haben. Nach 7 Runden das paradoxe Ergebnis: Ein Nicht-Senior hat dieses Turnier mit insgesamt 32 Teilnehmern gewonnen! Die Auflösung dieses Paradoxons finden Sie im folgenden Bericht, den Andreas Schild, der 2. Vorsitzende des HSK, für die Klubzeitung des HSK verfasst und uns im Vorwege zur Verfügung gestellt hat, wofür wir ihm an dieser Stelle danken.

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10. Senioren Schnellturnier im HSK-Schachzentrum – ein Bericht von Andreas Schild –

Der Mai ist gekommen, …. und „etwas in die Jahre gekommene Schachspieler“ treffen sich alljährlich im HSK-Schachzentrum, einerseits um zu zeigen, dass sie trotz des fortgeschrittenen Alters noch zügig Schach spielen und so manche Kombination mit jung gebliebenem Auge und Verstand auf das Brett zaubern können, andererseits aber auch, um langjährige Bekannte wieder zu treffen und sich nett zu unterhalten. Vor allem aber kommen viele wieder, weil das „Drumherum“ so gut gefällt: das Buffet zum Mittagessen – wie immer gut organisiert und hergerichtet von Sylvia und Manfred Stejskal – und das Kaffetrinken mit reichhaltiger Kuchenauswahl nach „getaner Arbeit“ – hergerichtet und serviert unter tatkräftiger Mitwirkung von Frau Hadenfeldt und Frau Bünger. Auch die Vorbereitung zum Turnier, nun schon zum 10. Mal organisiert von unseren „Claus und Klaus“, stimmt immer, so dass dem Vergnügen eigentlich nur das Wetter entgegenstehen könnte; doch die letzten Jahre strahlte immer die Sonne vom Himmel und gab dem HSK-Senioren-Schnellturnier ihren zusätzlichen Glanz.

So wundert es nicht, dass die Teilnehmerzahl auch in diesem Jahr angestiegen war. Hätte es nicht die bedauerlichen und bedauerten Absagen wegen gesundheitlicher Probleme gegeben, so wären im Vergleich zum Vorjahr fast 50% mehr Gäste gekommen. Und damit haben wir lt. Klaus Hadenfeldt auch die verkraftbare Teilnehmerzahl erreicht, denn in diesem Jahr haben sich unsere hilfreichen Damen, die wie gewohnt für ein köstliches Buffet sorgten, aus Platzmangel schon zum Essen „unbemerkt“ in das Büro begeben, obwohl sie doch eigentlich an die Stirnseite unserer Tischreihen gehören.

Wie in jedem Jahr kommen unsere Gäste nicht nur aus Hamburg und seinem Umland, sondern aus fast allen nördlichen Bundesländern, was für den einen oder anderen schon ein frühes Aufstehen bedeutet, um rechtzeitig um 10 Uhr zum Turnierbeginn im HSK-Schachzentrum zu sein.

Die erste Runde wird traditionell nach dem Zufallsprinzip ausgelost – also ohne Berücksichtigung von DWZ oder Elo-Zahlen – so dass es hier schon zu „Endspiel-Partien“ kommen kann, d.h. dass jene aufeinander treffen, denen man die vorderen Plätze zutraut. Aber nach drei  Runden bis zum Mittagessen wird das Zufallsprinzip dann doch durch das Können abgelöst und die Favoriten haben sich im Regelfall vorne etabliert. In diesem Jahr schaffte es Helmut Jürgens – vielleicht etwas überraschend, aber für Kenner der HSK-Blitz-Szene doch nicht unerwartet – den Spitzenplatz vor dem Mittagessen einzunehmen. Möglicherweise hat ihm sein erst wenige Tage zurückliegender 70. Geburtstag die notwendige Frische verliehen oder das ihm anlässlich dieses Ehrentages übergebene Fotobuch so viel Motivation gegeben, dass er es dem darin abgebildeten, über viele Jahre von ihm betreuten Frauenbundesligateam nachmachen wollte.

Doch das reichhaltige Mittagsbuffet forderte seinen Tribut, und danach lief es für Helmut nicht mehr gut. Dafür kamen die Favoriten aus dem Vorjahr wieder auf und am Ende des Turniers stand der Sieger des Vorjahres auch als Sieger dieses Jahres fest: Prof. Dr. Christian Clemens – nun schon zum dritten Mal in Folge Sieger des HSK-Schnellturniers. Sein diesjähriger erster Platz wurde ihm allerdings streitig gemacht von unserem „Ehren-Senior“ Manfred Stejskal, der bei einer ungeraden Teilnehmerzahl immer zum Senior erhoben wird und damit für eine „komplette“ Teilnehmerzahl sorgt. Trotz der Herrichtung der Klubräume für die Veranstaltung war Manfred noch so gut drauf, dass er nach Buchholzwertung noch vor Christian Clemens punktgleich mit 6 Punkten landete, bei der Siegerehrung aber seinen „Ehren-Senior“ wieder aufgab und dem „richtigen“ Senior die Siegerflasche Rotwein überließ.

Die weiteren Plätze mit 5 Punkten belegten bekannte HSK „Jugendgewächse“: Karl-Heinz Nugel, der sich seit seiner Pensionierung verstärkt dem Schach widmet und nun schon häufiger beim Studium alter Schachbücher in der ansonsten nicht so häufig genutzten HSK-Bibliothek gesehen wurde, Claus Langmann, der die Durchführung der Turnierorganisation wie gewohnt professionell durchzog und bei dem man mehr Sorge um das Alter seines Laptops mit einer uralten DOS-SwissChess-Version haben musste als mit dem Senior selbst, und Theo Gollasch, der seine Siegchancen mit einer Verlustpartie gegen Helmut Jürgens vor der Mittagspause vergab.

Danach folgen weitere 27 Platzierungen, um deren Reihenfolge in den 7 Runden zwar hart gerungen wurde, deren Ergebnis aber für eine schachliche Bewertung nicht entscheidend war und bei herrlichem Kaffee und Kuchen auch wieder schnell vergessen wurde.

Mit einer besonderen Überraschung nach dem Mittagessen wartete unser Turnierleiter Claus Langmann auf. Er ist ja allen HSK-Mitgliedern hinlänglich bekannt wegen seiner immensen Arbeit, die Historie des HSK in heute lesbarer Form zu erhalten. Während seiner „Übersetzungsarbeit“ hatte er auch Kontakt mit dem Ur-Ur-Enkel des damaligen Besitzers vom HSK-Gründungslokal „Hotel zum Kronprinzen“, Herrn Manfred Grube. Dieser schickte Claus nun unlängst aufgrund eigener Forschung ein im Hamburger Staatsarchiv entdecktes Foto vom „richtigen“ Hotel zum Kronprinzen vor dem Hamburger Brand im Jahre 1842. Es korrigiert unsere bisherige Kenntnis vom HSK-Gründungslokal: das bisher in unserem Schachzentrum gehängte Bild zeigt den Neubau des Hotels zwei Jahre nach dem Hamburger Brand, als der HSK schon längst ein anderes Domizil in den Großen Bleichen Nr. 17 gesucht und gefunden hatte. Jetzt sind wir also im Besitze eines Fotos unserer wirklichen Wurzeln. Für soviel Unterstützung bei der Aufbereitung unserer HSK-Geschichte können wir uns nur ganz herzlich bedanken.

Und noch eine zweite Überraschung hielt Claus bereit. Auf seinem Ehrenturnier „CL60-Plus“ im letzten Jahr hatte er auch den Amateur-Schachspieler Otto Jeschke mitgebracht, ein begnadeter Künstler, der hervorragende Portraits gestalten kann – ich selbst habe davon eine kleine Auswahl in seinem „Schlei-Atelier“ gesehen. Als Dankeschön für die freundliche Aufnahme unter den „Profis“ zeichnete er bis kurz vor Claus’ heutiger Abreise zum Schnellturnier noch die Köpfe von zehn Personen in Bleistiftskizzen, die die eindeutigen Charakterzüge dieser Personen wiedergeben. Auch ohne erläuternden Text erkannten die Turnierteilnehmer sofort, welche Personen auf den DinA4-Zeichnungen abgebildet sind. Nun liegt alles in treuen Händen unseres „Künstlers“ Arthur Hofmeier, der für die richtige Präsentation der Gaben sorgen wird, damit sie bald einen Ehrenplatz im HSK-Schachzentrum bekommen können.

Nach so vielen Jahren stand auch einmal an, über die Zukunft von Seniorenveranstaltungen im Hamburger Schachklub zu sprechen. Dabei sprach sich die eindeutige Mehrheit dafür aus, die bisher praktizierte Turnierform beizubehalten und auf ein „ordentliches“ Seniorenturnier wegen des großen Angebotes an bereits stattfindenden Turnieren zu verzichten. Auch ein Zweitagesturnier, wie wir es erstmalig mit dem CL60-Plus-Turnier im letzten Jahr zur Ehrung unseres Mitgliedes Claus Langmann für seine 60-jährige HSK-Mitgliedschaft durchgeführt hatten, fand nicht die entsprechende Resonanz.

Bei so viel Unterstützung für das bestehende HSK Senioren Schnellturnier ließ sich auch unser Organisator Klaus Hadenfeldt, der vor 10 Jahren diese glorreiche Idee zum Senioren-Schnellturnier hatte und sowohl in Claus Langmann als Turnierorganisator als auch in seiner Frau und der Familie Stejskal – die zusammen neben dem Aufbau und der Bewirtung auch so manchen eigenen Beköstigungsbeitrag Jahr für Jahr zum Buffet beisteuern – tatkräftige Unterstützer fand, erweichen und schob seine ursprünglich angekündigte Absicht auf, „zum letzten Male zum Schnellturnier einzuladen“, um auch im Mai 2009 HSK-Senioren und Schachfreunde zur Teilnahme zu bitten.

Wir freuen uns darauf!

Bereits vor der Mittagspause kam es zu einem Favoritenduell: Siegfried Weiß (mit weißen Steinen), rechts, gegen Christian Clemens, links. So eine Partie lockt natürlich diejenigen an, die bereits ihre Schnellpartie beendet haben (v.l.n.r.): Hans-Jürgen Szepanik, Klaus Hadenfeldt, Helmut Jürgens, Peter-Kristian Finck, Eberhard Büker, Ludwig Rellstab, Dieter Schleicher, Theo Gollasch. – Das Foto stammt von Artur Hofmeier.