– Ein Bericht von Claus Langmann –

Etwa zum Jahreswechsel entwickelte sich in mir das Empfinden, dass ich nach dem Turnier im vergangenen Herbst in Büsum reif wäre für einen neuen Turnierbesuch. Meine Recherchen im Netz führten mich zum Seniorenopen in Bad Ems, auch genährt durch den Umstand, dass mein Schachfreund Werner Schirmer vom HSK dort in früheren Jahren schon gespielt hatte. Er hatte sich ganz unabhängig von mir auch in diesem Jahr für das „11. Kaiseropen Bad Ems – Senioren“ entschieden.

Die lange Anreise per Auto von etwa 700 km unterteilte ich in zwei Etappen, so konnte ich um die Mittagszeit des 07.03.14 in Bad Ems – in einem engen Tal der Lahn gelegen – eintreffen. Das neunrundige Turnier nach Schweizer System begann am selben Tag mit 44 Teilnehmern.

Gespielt wurde in der Brunnenhalle des Häckers Grandhotel. Der Raum reichte für die Spieler – zeitgleich wurde ein Open mit 30 Teilnehmern ausgetragen – allerdings waren die Tische zu klein für zwei Bretter (s. Foto). Die Partieformulare hatten kaum Platz und der Versuch, eine Tasse Kaffee zu platzieren und zu trinken, verlangte nahezu akrobatische Fähigkeiten. Auch das Figurenmaterial ließ zu wünschen übrig: Die Regeln verlangen helle und dunkle Figuren auf Brettern mit hellen und dunklen Feldern. Die Wahl von grauen und schwarzen Figuren mit Feldern von gleicher Farbe wird den Regeln wohl noch gerecht, ist aber grenzwertig. Als ich diese Mängel mit meinem Schachfreund Schirmer besprach, hatte er einen weisen Einwand. Er meinte, wir sollten froh sein, dass sich Veranstalter finden, die mit viel Mühe und Hingabe solche Turniere zur Freude der Spieler ausrichten. Ich fing an zu grübeln und kam zum Ergebnis: er hat recht!

Denn natürlich hatte ich viel Freude am Turnier, gute Partien, nette Partner und schöne Erlebnisse. Dazu gehörten die abendlichen Treffen mit Werner Schirmer zum Essen in netten Restaurants, eine Radtour mit einem geliehenen Fahrrad bis Koblenz nach einem (dem einzigen!) Großmeisterremis. Und einmal führte uns beide auch die Neugier nach dem nahe gelegenen Limburg. Von der teuren Diözese war allerdings nichts zu sehen – sie wird durch eine etwa vier Meter hohe Steinmauer vor den Blicken Neugieriger geschützt.

Zum Schachlichen: Ich war in der Setzliste der Dritte – in der zweiten Hälfte der Spieler, also an Nr. 24 und musste in der 1. Runde gegen den an Nr. 3 gesetzten Spieler antreten. Es wurde ein langer Kampf von mehr als 60 Zügen, den ich in der Endspurtphase verlor. In den beiden folgenden Runden bekam ich deshalb schwächere Gegner. Diese beiden Partien endeten remis, wobei ich den Eindruck gewann, dass diese Gegner mit einer DWZ um die 1500 wie die Weltmeister spielten: sie waren von mir nicht zu schlagen. Nach „1 aus 3“ ging es aufwärts und ich endete schließlich mit „5 aus 9“ auf Platz 19, also um 5 Plätze oberhalb der Setzliste.

Ich habe kürzlich von einer Faustregel gehört, wonach in meinem Alter die Spielstärke alljährlich um etwa 100 DWZ-Punkte abnimmt. Ich versuche, dagegen zu halten, in Bad Ems ist es mir zunächst gelungen, allerdings mit dem merkwürdigen und inoffiziellen Ergebnis von ELO +2 und DWZ -9.

Und hier noch einige Stellungsbilder:

Langmann – Komeinda

Von GM Lanka inspiriert – man kann auch mit ungleichen Läufern gewinnen! – 54.b5 Kd7 55.Lc2 Lb2 56.b6 Ld4 57.Lf5+ Kd8 58.Kd6 Le3 59.b7 Lxc5+ 60.Kxc5 Kc7 61.Le4 1:0

Hein – Langmann

mal subtil: 48. … d4 49.h5 Le7 50.h6 gxh6 51.gxh6 Lf6 52.h7 Lh8 53.Kg5 Kd5 0:1

Langmann – Wulf

mal brachial: 28.Sxf7 Txd2 29.Sxg5++ Kh8 30.Txd2 Lf6 31.Sf7+ Kg7 32.g5 1:0

Ein Blick in den Spielsaal