Zum 3. Mal nach 2001 (Dresden) und 2005 (Essen) nahm unser Ehrenvorsitzender Edmund Lomer an der jährlich ausgetragenen Deutschen Senioren-Einzelmeisterschaft teil. Diesmal war erneut das reizvolle Dresden, auch Elbflorenz genannt, vom 03.08. bis 11.8.2009 Schauplatz des mit vielen bekannten und hervorragenden Spielern besetzten Turniers.

Mit Edmund Lomer hatten sich 192 Teilnehmer aus ganz Deutschland, darunter ein Großmeister und 16 Fidemeister, in der A-Gruppe eingefunden, um neun Runden nach Schweizer System auszutragen. Sieger des Turniers und damit Deutscher Seniorenmeister wurde Christian Clemens/Braunschweig, der 8 Punkte aus den neun Partien erzielte. Aus Schleswig-Holstein spielten ferner Joachim Thielemann/Kiel (erreichter Platz 138 mit 4 Punkten) und Manfred Plewka/Büdelsdorf (Platz 167 mit 3 Punkten) mit. Daneben gab es auch noch eine B-Gruppe für Spieler unter DWZ 1800.

Edmund Lomer berichtet über seine Kämpfe in der A-Gruppe:

„Mein Ziel war klar: Die Plätze 68 und 60 der Turniere von 2001 und 2005 zumindest etwas zu unterbieten, sollte ein erreichbares Vorhaben sein, trotz der Einstufung als Nr. 88 der Setzliste in dieser Meisterschaft.

Wie so oft, hatte ich wieder einmal einen eher verhaltenen Start: Meine Pflichtaufgabe erledigte ich mit Schwarz in Runde 1 durch einen Sieg gegen Günter Becker (Nr. 184), aber in der folgenden Runde 2 stellte ich in gewinnverheißender Stellung gegen Rudolf Striebich/Eppingen (Nr.35) eine Leichtfigur ein und verlor folgerichtig. Die 3. Runde brachte den zweiten Gewinn mit Schwarz – ein Arbeitssieg – gegen Dr. Hartwig Dötzel/Dresden (Nr. 182).

Nun endlich erwarteten mich schwerere und reizvolle Aufgaben:

Gegen Prof. Dr. Hans Petzold/Dresden (Nr.33) gelang in Runde 4 ein recht überzeugender Erfolg mit Weiß, dem in der 5. Runde ein mit gleicher Farbe hart erstrittenes Remis gegen FM Dr. Reinhard Zunker/Hofheim (Nr.40) folgte; hier hielt ich ein Endspiel mit ungleichen Läufern und zwei Minusbauern.

Auf Platz 31 vormarschiert, bekam ich in der folgenden 6. Runde mit den schwarzen Steinen Michail Bogorad/Düsseldorf (Nr. 30) vorgesetzt, den ich in einer recht schwungvoll gespielten Partie (Skandinavisch!) im Endspiel bezwingen konnte. Der 16. Platz war der gute Lohn und meine beste Platzierung im Turnier – leider jedoch war dieses noch nicht zu Ende!

In der 7. Runde war FM Karlheinz Bachmann//Katernberg (Nr.15) Endstation meiner Hoffnungen: Mit Weiß wurde ich langsam aber sicher überspielt und nach 38 Zügen gab ich den hoffnungslos gewordenen Kampf auf. Wenigstens war es meine letzte Niederlage im Turnier. Um mich für den nächsten Tag gut zu rüsten, verzichtete ich sogar auf das am Nachmittag ausgetragene Blitzturnier – ein seltener Entschluss meinerseits!

In den beiden letzten Runden spielte ich remis: mit Schwarz nach hartem Kampf und gutem Konterspiel gegen Dr. Roubik Adibekian/Hannover (Nr.42) und mit den weißen Steinen gegen Heinrich Däubler/Haselmühl (Nr.43), wobei sogar große Gewinnchancen bestanden.

Der abschließend erreichte 40. Platz mit 5½ Punkten und einer Verbesserung von 48 Plätzen gegenüber der Setzliste bedeutete kein schlechtes Ergebnis. Aber erneut zeigte sich, dass meine weiße Spielweise überdacht werden muss! Mit Schwarz war die Bilanz mit 3½ aus 4 fast makellos!

Es war ein schönes Turnier, verbunden mit einem Wiedersehen wohlbekannter Hamburger Schachfreunde wie Wolfgang Schulz, Hanno Kreutzkamp, Volker Papenbrock und Werner Schirmer. Ein Besuch im Kuppelrestaurant Yenidze, eine der exotischsten Sehenswürdigkeiten der Stadt mit herrlichem Rundblick über Stadt und Land sowie ein Plausch mit Monika und Manfred Mädler in ihrer reizvollen Villa im Dresdner Vorort Blasewitz durfte natürlich auch nicht fehlen.“

Edmund Lomer hat auch seine Gewinnpartie aus der 6. Runde gegen Michail Bogorad analysiert und kommentiert:

1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3 Da5 4.d4 c6 5.Lc4 Lf5 6.Sf3 Sf6 7.0-0 e6 8.h3 hier wird überwiegend 8. Se5 gespielt. 8…Sbd7 9.a3 (hier für mich neu; 9. De2 ist üblicher) 9…Le7 10.Te1 0-0 11.Lf4 Sd5 (Schwarz will sich entlasten. Falls Weiß auf d5 schlägt, wird seine c-Linie latent schwach) 12.Ld2 Sxc3 13.Lxc3 Dc7 14.g4 Lg6 15.Se5 Sxe5 16.dxe5 Tfd8 17.De2 b5 18.La2 Lg5 (dämmt Aktionen wie z.B. f2-f4 zunächst ein) 19.Tad1 Txd1 20.Txd1 Td8 21.Txd8+ Dxd8 22.Kg2 a6 23.b4 (dieser verpflichtende Zug soll c6-c5 verhindern, nun aber sucht sich der Läufer andere Ziele) 23…Dd7 24.Kg3 Lc1 25.h4 h5 26.gxh5 Lf5 27.Lb3 Lxa3 28.h6 (Weiß wirkt etwas hilflos, aber wo soll er anpacken? Schwarz muß allerdings auf die latenten Drohungen auf der Diagonalen a1-h8 achten) 28…gxh6 29.Ld2 h5 30.De3 Lg6 31.Dg5 c5 32.Le3 Lxb4 (c4!) 33.c3? [ 33.Df6! Ld2 34.Lxe6 Dxe6 35.Dxe6 fxe6 36.Lxd2 Lxc2 37.Le3 c4 38.Ld2] 33…Lxc3 34.Lc2 Lxe5+ (soll die Lage entschärfen) 35.Dxe5 Lxc2 36.Dxh5 Lg6 37.Dxc5 Dd1 (der weiße König gerät vermehrt in Schwierigkeiten) 38.f3 De1+ 39.Lf2 Dd2 40.Dc8+ (40.Ld4 mit der Drohung Dc8+ und Dh8 matt hätte Remischancen eröffnet) 40…Kh7 41.Dxa6 b4 42.Da5 Dd6+ 43.Kg2 e5 (Verhindert Gegenaktionen auf den schwarzen Feldern – das Endspiel ist nun gewinnverheißend) 44.Le1 (Dc5!) 44…b3 45.Lc3 e4 46.fxe4?? (46. Da8 oder De5 hätte deutlich mehr Widerstand geleistet) 46…Lxe4+ 47.Kf1 Dd1+ 48.Kf2 Df3+ 49.Ke1 De3+ 50.Kf1 Ld3+ 51.Kg2 De2+ 52.Kg3 De3+ 53.Kg2 Le4+ 54.Kf1 Ld3+ 55.Kg2 De2+ 56.Kg3 b2 57.Dg5? (hier versäumte Weiß eine Remiswendung durch 57. Da7! Lg6 58. Dd4) 57…Lg6 58.Df6 De3+ 59.Kg4 Dxc3 60.Dxc3 b1D 61.Kg3 Dd3+ und Weiß gab auf.