– Ein Bericht unseres Ehrenvorsitzenden Edmund Lomer –

Zum 75. Vereinsjubiläum richtete der sehr engagierte MTV Leck in diesem Frühjahr die Schach-Landesmeisterschaft 2014 aus. Offenbar war vielen Schachfreunden die Anreise zum im höchsten Norden unseres Bundeslandes gelegenen Ort zu weit oder auch die Region zu abgelegen. So kam es leider zu einem historischen Teilnehmer-Minusrekord, denn nur äußerst knapp gab es eine dreistellige Teilnehmerzahl: Gerade einmal 100 Freunde des königlichen Spiels trafen sich zum Wettkampf und auch unser Verein war nur durch unseren frisch gebackenen Vereinsmeister Manfred Homuth und durch mich vertreten.

Manfred Homuth trat in der Meisterklasse an, in der mit 10 Teilnehmern ein Rundenturnier gespielt wurde. Ullrich Krause (Lübeck) blieb Landesmeister vor Kai Reinecker und Frank Schwarz (beide Preetz). Manfred Homuth erreichte leider nur 4 Punkte und Platz 8.

Ich startete in der Seniorenklasse (Spieler ab dem 60. Lebensjahr) und versuchte dort, mich gegenüber meinen in den Vorjahren recht mäßigen Ergebnissen zu verbessern.

Ein nicht zu unterschätzendes Opfer musste ich schon vor Turnierbeginn bringen: Der Carlo-Club, deren Helfer in der Gorch-Fock-Schule die Zweit- und Drittklässler bei den Hausaufgaben unterstützen, musste auf meine Mitwirkung in dieser Woche verzichten! Das bedeutete insbesondere, dass es neben der Hilfe von mir beim Rechnen und Schreiben auch für die halbe Stunde Betreuung im Freien kein Fußballspiel für die traurigen Jungen gab – denn den helfenden Damen konnte dies kaum zugemutet werden. Aber die Osterhenne der lieben Schüler, die mir nette Ostergrüße geschickt haben, hat mir viel Glück gebracht!

Die erste Überraschung für mich war zweifellos, dass die Senioren mit insgesamt 44 Teilnehmern nahezu die Hälfte aller Mitwirkenden stellten. In zwei Gruppen (A und B) mit je 22 meist sehr ehrgeizig auftretenden Schachfreunden wurde zum Teil gutes Schach geboten. Als hoher Favorit in meiner A-Gruppe galt der Vorjahresmeister IM Sergej Salov aus Lübeck, aber auch Hans-Adolf Dittmann (Doppelbauer Kiel), Dr. Joachim Kornrumpf (Preetz) sowie Nikolai Quiring (Rendsburg) rechneten sich Chancen für einen Spitzenplatz aus.

Als Nr. 7 im Feld platziert, war mein Beginn, wie allzu häufig, nicht gerade sensationell gut. Nach „3 aus 4“ folgte meine einzige Verlustpartie in der 5. Runde, wo mir die Farbe Weiß „aufgezwungen“ wurde. Das konnte schon deswegen nicht gut enden, weil ich meinen mir bislang unbekannten Gegner Helmut Kracht (Kaltenkirchen) im Sturmlauf bezwingen wollte. Bald verlor ich jede ohnehin kaum wahrnehmbare Initiative und einen Bauern nach dem andern – ich hätte schon früher aufgeben sollen! Jedenfalls: Nun kenne ich auch Herrn Kracht! In der folgenden Runde spielte ich dann wieder Schach, sogar leidlich gutes! Mit Schwarz gab ich mir gegen meinen Angstgegner Alexander Berenstein (Rendsburg) kaum Blößen. Es wurde eine etwas längere Partie und im 101. Zug überlegte mein Gegner (war er vielleicht eingenickt?) zu lange: Plötzlich war seine Gesamtbedenkzeit abgelaufen! Ich weiß bis heute nicht, worüber er in dieser totremisen Stellung nachdachte. Nun gut, auch solche Punkte zählen.

Zur 7. Runde spielte ich, erstaunlicherweise mit Weiß, meine beste Partie gegen einen Gegner, der mich bei gleicher Farbverteilung im vorigen Jahr bezwungen hatte. Peter Magdorf (Kollmar) stand vom 7. Zug an so unter Druck, dass er weder zur Rochade kam, noch seinen Eckturm auf h8 nützlich einsetzen konnte – er gelangte nur noch nach f8, wo er lange nutzlos verblieb. Das Spiel war praktisch nach 15 Zügen entschieden, aber da man nie weiß, was noch geschehen könnte, gab er erst nach 38 Zügen auf. Vor den beiden Schlussrunden war ich mit „5 aus 7“ endlich ins Spitzenfeld gelangt und durfte in Runde 8 mit Weiß (leider, leider!) gegen den hohen Favoriten IM Sergej Salov spielen, der einen halben Zähler mehr aufwies. Ein Gewinn für den eventuellen Turniersieg gelang mir leider nicht, aber angesichts der Tatsache, dass ich bislang immer nur gegen ihn verloren hatte, war ich mit dem im 18. Zug angebotenen Remis nicht unzufrieden. Und wie endete das Turnier nun für mich? Die Spannung wuchs, da die Schlussrunde mir mit Schwarz Nikolai Quiring bescherte.

Nach dem raschen Ausgang der Spiele an den vorderen Tischen stand bald fest, dass mir ein Remis zumindest für Platz 3 reichen würde. Dennoch versuchte ich, meinen Gegner einzuengen, aber er riegelte alles ab, so dass unser Standardergebnis (Bilanz: alles nur Remis) nicht zu vermeiden war. Mit 6 Punkten aus 9 Partien gelangte ich hinter Salov (Senioren-Landesmeister mit 6½ Punkten) nach Wertung vor Nikolaj Quiring und Rainer Gehrmann (Eutin) erstmals bei einer Seniorenlandesmeisterschaft auf den 2. Platz und freute mich über den Titel Landesvizemeister sowie über Pokal, Urkunde und Preisgeld. Allerdings war es zwischen Quiring und mir eine Millimeterentscheidung: Punkte: beide 6; Buchholz: beide 42,5; Sonneborn-Berger: 28,75 zu 27,50 zu meinen Gunsten. Fazit: Man darf auch mal wieder Glück haben! Wahrscheinlich hat mir die Osterhenne dazu verholfen.

Ich ließ es mir nicht nehmen, am Abschlusstag auch noch an der Landesblitzmeisterschaft teilzunehmen. Auch diese Meisterschaft wurde mit 12½ Punkten (aus 14) eine Beute von IM Salov, aber es wurde im sprichwörtlichen Sinn keine „sichere Beute“. Denn Rainer Gehrmann (Eutin) blieb ihm ständig auf den Fersen und wurde mit ebenfalls 12½ Punkten nach Wertung Zweiter. Mir langten 8 Punkte zum Erreichen des 5. PLatzes.

 
Die Landeseinzelmeisterschaft

In der Woche vom 12.04. bis zum 18.04.2014 wird in 9 Runden die Landeseinzelmeisterschaft von Schleswig-Holstein ausgetragen. An diesem Turnier nehmen in diesem Jahr insgesamt 100 Teilnehmer teil, womit sich der Abwärtstrend nach 2012 mit 165 Teilnehmern und 2013 mit 137 Teilnehmern fortsetzt. Das liegt möglicherweise auch an der Entscheidung des Verbandes, die Meisterschaft in Leck austragen zu lassen. Von den 100 Teilnehmern spielen 44 in den beiden Seniorenklassen A und B (bis DWZ 1700).

Auch unser Verein hat Anteil an diesem Rückgang: nachdem im Vorjahr noch 12 unserer Spieler den Weg nach Neumünster eingeschlagen hatten, nehmen in diesem Jahr nur noch zwei unserer Mitglieder an der Meisterschaft teil. Es sind dies Manfred Homuth in der Meisterklasse (10 Teilnehmer) und Edmund Lomer in der Seniorenklasse A (22 Teilnehmer). Wir werden die Erfolge und Misserfolge unserer Spieler an dieser Stelle dokumentieren.

Name

DWZ

Gruppe

Teilnehmer

gesetzt an …

1

2

3

4

5

6

7

8

9

Punkte

Platz

Homuth

 2093

Meisterklasse

10

7

1

0

½ 

0

0

1

½ 

0

1

4

8.

Lomer

 1897

 Senioren A

22

7

1

 ½ 

½ 

1

0

1

1

½

½

6

2.

Alle weiteren Ergebnisse dieser Landeseinzelmeisterschaft finden Sie auf der Website des Verbandes unter www.schachverband-sh.de.

 

Regeländerungen

Der Hamburger Schachklub hat in der neuesten Ausgabe seiner Klubzeitung „Aktuell“ einen Artikel über die bevorstehenden Änderungen unserer Spielregeln veröffentlicht. Mit freundlicher Erlaubnis des Verfassers Olaf Ahrens und der Redaktion der Klubzeitung stellen wir den Artikel zur allgemeinen Information unserer Mitglieder auf unsere Website. Wer Interesse an der englischen Fassung der offiziellen Spielregeln der FIDE hat, findet sie hier.

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Die FIDE und die Änderungen bei Turnieren

Die FIDE ändert in regelmäßigen Abständen die Schachregeln. Meistens ist nicht viel Wesentliches für den normalen Schachspieler dabei. So waren der Partieverlust bei Handyklingeln und die Einführung der Fischerbedenkzeit (Zeitgutschrift von 30 Sekunden pro Zug) die beiden Punkte, die den meisten Schachspielern wohl als erstes in den Sinn kommen. Momentan gibt es einige Veränderungen, die diesen Artikel rechtfertigen.

Zunächst möchte ich mit den Schachregeln anfangen. Es gibt Änderungen zum 1.7.2014, die eigentlich zum 1.7.2013 in Kraft treten sollten, aber von der FIDE auf dem Kongress in Tallin noch mal diskutiert wurden. Es wird folgende Änderungen geben:

– Es wird kein Abzug bei der Bedenkzeit zum Nachteil eines behinderten Spielers geben, z.B. weil dieser seiner Notationspflicht nicht genügen kann.

– Bei Erscheinen eines Spielers nach Ablauf der Wartezeit soll dem Schiedsrichter eine Einzelentscheidung zustehen.

– Unterlässt ein Spieler das vollständige Umwandeln eines Bauern in eine andere Figur (z.B. wegen knapper Bedenkzeit), so wird der Bauer  automatisch in eine Dame verwandelt.

– Demnächst verliert ein Spieler bereits nach dem zweiten unmöglichen Zug seine Partie und nicht erst nach dem dritten.

– Reklamiert ein Spieler zu Unrecht auf Remis (z.B. bei dreimaliger Stellungswiederholung), bekommt der Gegner 2 Minuten dazu (bisher 3 Minuten).

– Der Schiedsrichter entscheidet von Amts wegen bei einer 5-maligen Stellungswiederholung oder bei 75 gespielten Zügen ohne dass eine Figur  geschlagen wurde oder ein Bauer gezogen hat.

– Die Grenze zwischen Blitz- und Schnellschach wurde von 15 auf 10 Minuten verkürzt.

– Wenn der Schiedsrichter im Schnellschach und Blitzschach einen unmöglichen Zug beobachtet, muss er die Partie als verloren erklären. Tut er das nicht, geht die Partie weiter. Stehen beide Könige im Schach oder ist eine Bauernumwandlung nicht vollständig abgeschlossen und wird das nicht mit dem nächsten Zug korrigiert, entscheidet der Schiedsrichter auf Remis.

– Im Schnellschach und Blitzschach kann jetzt bis zum 10. Zug eine falsche Figurenaufstellung korrigiert werden.

– Die zweiminütige Zeitgutschrift wird im Blitzschach auf 1 Minute verkürzt.

– Der Artikel 10 (Remisreklamation mit weniger als 2 Minuten in der Endspurtphase) wird in den Anhang verbannt. Als Alternative kommt die Möglichkeit, die Partie mit einem Inkrement von 5 Sekunden pro Zug fortzusetzen, hinzu.

– Es wird nicht mehr erlaubt sein, ein elektronisches Kommunikationsmittel während der Partie in dem Turnierareal mitzuführen (ohne Ausnahmen). Ist es offensichtlich, dass ein Spieler ein solches Gerät mit sich führt, wird auf Partieverlust erkannt. Das Turnierreglement kann hierfür eine andere Strafe vorsehen.

– Der Schiedsrichter kann von einem Spieler verlangen, dass dessen Kleidung, sein Gepäck oder andere Gegenstände kontrolliert werden. Bei Verweigerung der Kontrolle kann der Schiedsrichter den Spieler bestrafen.

Gerade die letzten beiden Punkte werden sicherlich noch für viel Diskussionsstoff sorgen. Wer die Verdachtsfälle der letzten Zeit (Fall Bindrich in der Bundesliga, Kotainy in Dortmund seien hier exemplarisch genannt) verfolgt hat, wird die Motivation der FIDE verstehen, dass es ohne Kommunikationsgeräte im Turniersaal schwieriger wird, den Gegner zu betrügen. Auf der anderen Seite haben jetzt Turnierverantwortliche die Aufgabe, sich adäquate Regelungen für die Turnierordnung zu überlegen. Die Veranstalter des St.Pauli-Opens habe ich kürzlich darauf angesprochen. Ein Einsammeln von 250 Handys zu jeder Runde scheint dort eher unwahrscheinlich. Eine Anpassung der Turnierordnung sollte jeder Veranstalter rechtzeitig in Erwägung ziehen.

Dies bringt mich zu weiteren Punkten, die sich nach und nach ändern.

Zum 1.1.2014 müssen alle Spieler, die an einem ELO-ausgewerteten Turnier teilnehmen wollen, vor Turnierbeginn eine FIDE-Identifikationsnummer haben. Spieler mit ELO-Zahl besitzen diese bereits. Wer keine FIDE-ID hat (dies kann man auf ratings.fide.com nachsehen), muss diese rechtzeitig über seinen Verband beantragen. Für Deutschland ist FIDE-Ratingofficer Christian Krause zuständig. Fehlt bei mindestens einem Spieler diese ID, wird das Turnier nicht ELO-gewertet, bis die ID beantragt ist. Die Deutsche Schachjugend nimmt keine Anmeldungen von Spielern ohne FIDE-ID bei Meisterschaften mit ELO-Auswertung an.

Bei den Schiedsrichtern gibt es auch Änderungen. Die FIDE hat vor einiger Zeit die Lizenzstufe des FIDE-Schiedsrichters eingeführt. Momentan können nur Normen in Turnieren erspielt werden, wenn bei jeder Runde ein Schiedsrichter im Turniersaal ist, der auch Normen ausstellen darf. Dies sind Internationale Schiedsrichter und FIDE-Schiedsrichter. Dies wird dazu führen, dass die Schiedsrichterlizenzstufe Turnierleiter irgendwann überflüssig wird und wegfallen wird.

Ebenfalls zu beachten ist, dass ELO-Turniere nur von bei der FIDE registrierten Schiedsrichtern (demnächst mit mindestens Lizenzstufe Regionaler Schiedsrichter) durchgeführt werden dürfen. Deshalb sollte jeder Verein, der regelmäßig ELO-Turniere durchführt, mehrere Schiedsrichter haben, die eine ELO-Auswertung sicherstellen können. Beim HSK werden Seniorentriade, ELO-Open und mehrere Klubturniergruppen regelmäßig zur ELO-Auswertung eingereicht. Nach dem Umzug von Raimund Klein ist die Zahl der Schiedsrichter im HSK kleiner statt größer geworden, so dass wir hier sowohl bei der Zahl der Schiedsrichter als auch bei der Zahl der FIDE-Schiedsrichter Potential nach oben haben.

Ebenfalls von der FIDE eingeführt ist der Titel des „International Organizer“. Dieser beschäftigt sich mit Bestimmungen der FIDE Event Commision, ELO-Auswertung und Titelbestimmungen sowie Veranstaltungsmanagement. Dies sind zum großen Teil Dinge, die nur sehr bedingt von Schiedsrichtern mit geleistet werden. Sie werden z.B. bei großen Open oder Normenturnieren benötigt. Auch derartige Organisatoren sollte es bei uns im HSK geben. Ein entsprechender Lehrgang findet vom 11. bis 13.Mai in Gladenbach statt.

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