– Ein Bericht von Dustin Möller –

Mittlerweile ist das Qualifikationsturnier zur deutschen Amateurmeisterschaft in Hamburg-Bergedorf eine feste Größe im Turnierkalender für einige unserer Mitglieder. Mit seiner 5-rundigen Struktur ist das Turnier zeitlich für Jedermann in den eigenen Alltag einzubauen und erfreut sich jedes Jahr aufs Neue hoher Beliebtheit bei den Schachspielern. In diesem Jahr fanden sich 434 Spielwillige ein, darunter auch drei Eckernförder, namentlich Enrique Ruiz-Hampel (Gruppe B), Mark Madelmayer (Gruppe D) und meine Wenigkeit (Gruppe B).

Enrique ist von uns Dreien der Veteran, was den Ramada-Cup angeht. So bekam er vor Beginn der vierten Runde zusammen mit anderen Schachfreunden den „Bronzenen Springer“ verliehen – eine Auszeichnung für seine zehnte Teilnahme.

Erstmalig reiste Enrique allerdings ohne Frau und Töchter an, womit er sich zu 100% auf das Turnier konzentrieren wollte. Dass diese Rechnung direkt am ersten Turniertag voll aufging, war offenkundig. Enrique gewann beide Partien am Freitag in seinem typischen Stil: Warten bis der Gegner fehltritt und dann zupacken wie eine Schlange – die richtige Strategie gegen seine jungen Gegner am ersten Turniertag.

Während also Enrique das Maximum mitnahm, musste ich in der ersten Runde gleich mit den schwarzen Steinen gegen den Turniersieger aus dem Vortunier in Magdeburg ran. Ein Remis war kein unerfreuliches Ergebnis, ebenso wenig wie der Sieg am Nachmittag, 1½/2 bei einem Gegnerschnitt von 2025, das passt!

Maik traute sich nach langer Zeit mal wieder in ein Schachopen. Es erfordert einiges an Mut, sich überhaupt in ein Turnier zu trauen und noch viel mehr Mut, das Ramada-Turnier zu wählen, das mit Doppelrunden am Freitag und Samstag ungemein kräftezehrend sein kann. Mein Eindruck war, dass Maik das etwas zu schaffen machte. Der erste Turniertag verlief aber weitestgehend solide für Maik, zwei Remisen gegen leicht schwächere Gegner, soweit alles im Lot!

Turniertag Zwei und insbesondere Runde Nummer Drei sind meist die Wegweiser. Entweder man bleibt im Rennen um einen der ersten 6 Plätze (nötig zur Qualifikation zur deutschen Meisterschaft) oder man steckt eine Niederlage ein und muss die eigenen Träume begraben.

Nach dem guten Start gingen Enrique und ich höchst motiviert in den Samstagmorgen, die gute Laune sollte leider nicht bis zum Nachmittag anhalten. Während ich mich von dem zugegeben schlichtweg besseren Spieler (und späterem Turniersieger) sang und klanglos platt schieben ließ, schaffte Enrique es, gegen den späteren Turnierzweiten eine positionell klar bessere Stellung zu erreichen. Es ist ein Jammer, dass Enrique diese nicht verwerten konnte, ein Start mit 3/3 und dem Sieg gegen einen direkten Konkurrenten, das wär´s gewesen! Stattdessen verlor Enrique die Partie schmerzhaft und hatte nun die nicht minder schwierige Aufgabe vor der Brust, in den beiden restlichen Partien zwei Mal zu gewinnen, um den Traum der Finalteilnahme aufrecht zu erhalten. Im Normalfall werden 4 Punkte benötigt, um sich einen Platz zu ergattern.

Maik hingegen gewann eine lang umkämpfte Partie, wodurch er ebenfalls auf zwei Punkte auffüllte.

Zwischenstand also vor Beginn der 4. Runde am Sonnabendnachmittag:

Enrique – 2 Punkte, Maik – 2 Punkte und ich 1½ Punkte.

Auch in der Nachmittagsrunde durfte Maik wieder vier Stunden kämpfen. Er erreichte ein Turmendspiel, welches er an einem ausgeschlafenen Sonntag wohl leicht gewonnen hätte. Doch nagte die fehlende Wettkampfhärte deutlich an ihm, was in entscheidenden Momenten kleine Konzentrationsschwächen nach sich zog und die Partie ins Remis verflachen ließ. .

In der B-Gruppe erholten sich Enrique und ich von unseren schmerzvollen Vormittagsniederlagen. Enrique spielte mit Schwarz ungefährdet Remis und ich gewann eine positionell schöne Partie mit den weißen Steinen.

Vor der Schlussrunde befanden sich also alle Eckernförder mit 2½ aus 4 über 50%. Am Schlusstag ging es folglich nicht mehr um Preise und Qualifikation, sondern vielmehr um den Spaß, die DWZ und ein erfreuliches Ende des Turnieres.

Wie bereits erwähnt, sah man Maik die Härte des Wettkampfes sichtlich an. Ich kann es mir leider nur so erklären, wie er auf einen typischen taktischen Läufereinschlag auf f7 reinfallen konnte. Maik spielt in der Bezirksliga gegen deutlich stärkere Gegner und spielt dort solides Schach, aber bei einem derartigen Turnier macht die Fähigkeit, die Konzentration drei Tage lang aufrecht zu erhalten, leider einen erheblichen Teil des Erfolges aus. Ein trauriges Ende für Maik, der mit 2½ aus 5 gegen einen Gegnerschnitt von 1470 einiges an DWZ-Punkten liegen lassen musste. Nächstes Jahr bist du die Turnierstruktur gewöhnt und dann rockst du das Teil auch, Maik!

Die Punktgleichheit vor Runde 5 brachten Enrique und mich brettlich nebeneinander, sodass einiges an Bedenkzeit überbrückt werden konnte beim Kiebitzen der Stellung des jeweils Anderen. Wir waren beide mit einer dritten Weißpartie beschenkt worden und konnten uns so selbstverständlich nochmals Hoffnung auf einen vollen Punkt machen. Der Erfolg blieb jedoch auf beiden Brettern aus. Ich stand bereits nach 7 Zügen positionell zwar glatt auf Gewinn, überzog die Stellung jedoch mit zunehmender Dauer beim Angriff auf den feindlichen König und konnte unterm Strich über das angebotene Remis noch glücklich sein.

Enriques Stellung trug einen geschlossenen Charakter. Verankerte Bauernstrukturen und wenig taktische Finessen. Doch besaß sein Gegenüber den wichtigen Bauerndurchbruch auf der h-Linie, der ihm siegbringende Aktivität gewährte.

Trotz alledem gewannen Enrique und ich beide ein paar DWZ-Pünktchen (Enrique 7/ich 16) und können somit nicht allzu erbittert auf das Turnier zurückblicken. Dennoch ist es schade nach dem doch sehr gelungenen Start am ersten Tag.

Ansonsten kann man sowohl dem Deutschen Schachbund als Ausrichter sowie dem Ramada Hotel nur abermals gratulieren. Das Ambiente, die Organisation und die Vielzahl an Teilnehmern sind absolut famos und ich bin mir sicher, im nächsten Jahr wieder anzutreten, mit Sicherheit wieder mit dem nun dem „Silbernen Springer“ nachjagenden Enrique und einem wiedererstarktem Maik.