– ein Bericht von Olaf Zeuch –

Am 19.01.14 fuhr unsere zweite Mannschaft nach Flensburg, um bei der dortigen, die Tabelle der Bezirksliga Nord anführenden „Zwoten“ um Sieg und Punkte zu spielen.

Nach 45 min. erhielt der an Brett 2 spielende Ralf Koch von seinem Gegner ein Remisangebot. Da zu diesem Zeitpunkt bereits Eduard Wiederkehr an Brett 1 sehr gut und Maik Madelmayer an Brett 8 deutlich auf Gewinn standen, beriet sich Koch kurz mit dem Mannschaftsführer und verbuchte dann den ersten halben Punkt auf das Mannschaftskonto (½:½). Eduard Wiederkehr konnte eine dreiviertel Stunde später seine überlegene 7:7 –Bauernstellung mit einem ihm verbliebenen wendigen Springer gegen einen vergleichsweise ohnmächtigen gegnerischen Läufer in einen vollen Punkt ummünzen (1½:½).

Nur eine weitere halbe Stunde später trennte sich Ulrich Bußmeier nach einem defensiv geführten Spiel und beidseitig sicherer Stellung, in der keiner der beiden etwas riskieren wollte, von seinem Gegner mit einem Remis (2:1). Maik Madelmayer konnte seine Gewinnstellung mit deutlichem Materialvorteil (ein Springer und drei Bauern Mehrheit) zu einem vollen Punkt ausbauen; sein Gegner streckte die Waffen zum 3:1 Zwischenstand.

Der Siegeslauf der Mannschaft schien unaufhaltsam, als auch Alexander Koch an Brett 4 sein Spiel nach Gewinn von zwei Bauern und druckreichem Endspiel zu mit einem für den Gegner überraschenden, mit „Matt“ gekröntem Ende führen konnte (4:1).

Doch dann „hakte“ es bei den Eckernfördern. Zunächst verlor Olaf Zeuch nach dreieinhalb Stunden Spielzeit an Brett 5, indem er einem auf seine vorletzte Reihe vorgedrungenen Bauern des Gegners nicht mehr ohne Materialverlust bzw. ohne Mattdrohung Einhalt gebieten konnte (4:2). Der gerade 18-jährige Lukas Beyer hielt sich an Brett 7 vier Stunden wacker im Kampf um Stellungs- und Materialausgleich gegen seinen erfahrenen Flensburger Gegner Jürgen Nickel (u.a. Verfasser der Chronik des Flensburger Schachklubs), musste sich dann aber im Endspiel geschlagen geben (4:3). Zuletzt stritt noch Hanfried Kiesbye an Brett 6 zäh und mit dem für ihn typischen Kampfgeist um ein Remis. Nach einer Abtauschvariante in einer unübersichtlichen Stellung büßte er jedoch seinen weißfeldrigen Läufer ein, verlor – auf diese Weise geschwächt – noch drei Bauern und musste sich geschlagen geben (4:4).

Dank unserer durchschlagkräftigen, in der Erstmannschaft erprobten Spielern an den ersten vier Brettern sowie unserem neu zum Verein / zur Mannschaft hinzu gestoßenen Spieler an Brett 8 haben wir dem nördlichsten Schachclub der Bezirksliga zwar einen Punkt, nicht jedoch die Tabellenführung abjagen können. Ein halber Punkt mehr – und somit zwei Mannschaftspunkte und der erste Tabellenplatz – schien eine ganze Zeit lang in realistischer Reichweite, aber die Flensburger waren dazu letztlich doch zu ebenbürtig. Wir bleiben ihnen aber auf den Fersen und wollen dies auch am 23.02.14 im Heimspiel gegen die „Erste“ des Kropper SC mit einem möglichst guten Ergebnis unterstreichen.

Ein notwendiger Zusatz – von der Website des Flensburger SK:

Dass Eckernförde versehentlich die Spieler an Brett 7 und 8 vertauscht hatte, war zunächst niemandem aufgefallen, hätte auch sicherlich für Unruhe gesorgt. Stephan Millgramm, Mannschaftsführer FSK II, lag keine Mannschaftsmeldung mit der Nachmeldung von Maik Madelmayer vor, so dass er nicht kontrollieren konnte.

Die Landesturnierordnung sagt dazu folgendes: § 7 f : „Die Brettfolge darf gegenüber der Rangfolge nicht geändert werden. Das gilt auch für die Ersatz–Spieler. Bei fehlerhafter Brettfolge haben alle zu tief eingesetzten Spieler ihre Partie verloren.“ Im Grunde wollen wir ja alle nur Schach spielen. Aber „ein Auge zudrücken“ wird man wohl nicht können, weil durch solche Entscheidungen immer andere Mannschaften betroffen sind.

 

Der RAMADA Cup in Hamburg

– Ein Bericht von Enrique Ruiz Hampel –

Wie jedes Jahr nahm meine Familie am Hamburger Ramada Cup teil. Leider konnten nur Kim und ich spielen, Lisa war noch in Dänemark. Ilka fungierte wieder als Betreuerin. Das Schöne am Ramada Cup in Hamburg-Bergedorf ist, dass neben dem Turnier und dem Ambiente des Hotels auch Bergedorf als Stadt(teil) eindrucksvoll ist.

Runde 1 – Das Turnier begann für Kim und mich wie erwartet, Losglück für die erste Runde: Da wir noch in der ersten Hälfte der Setzliste waren, wurden wir gegen vermeintlich schwächere Spieler gelost. Beide mit Schwarz, beide Französisch gespielt und beide gewonnen.

Runde 2 – Die anfängliche Nervosität war gerade bei Kim spürbar, da sie sechs Monate Turnierpause hatte. Dieses hielt sie allerdings nicht davon ab, auch die 2. Runde zu gewinnen. – Ich hatte einen Sizilianer auf dem Brett, den ich souverän mit besserem Endspiel abwickeln konnte. Da noch ein Schwimmbadbesuch anstand, wurde schnell in das Remis abgewickelt. Morgen ist ja auch noch ein Tag.

Runde 3 – Am Vormittag des zweiten Tages hatte Kim gegen einen der potentiellen Turniersieger in der Gruppe F zu spielen. Sie kam optimal aus der Französischen Eröffnung, behielt auch im späteren Mittelspiel die beiden Läufer und hatte mehrere Chancen, dass Spiel für sich zu entscheiden. Leider ist es beim Schach manchmal wie beim Fußball: die Kräfte ließen nach, eine falsche Abwicklung und – verloren. – Mein Ziel: Heute musste gepunktet werden, auch gegen d4, abwarten und reinstellen ging also nicht. Trotzdem bot ich nach 64 Zügen mit jeweils einem Bauern auf der h- und a-Linie und einem Turm gegen Turm und Springer remis an – in einer Stunde würde es ja weitergehen.

Runde 4 – Kim konnte nachmittags in der 4. Runde nicht an ihre anfänglichen Leistungen anknüpfen, stand im Endspiel trotzdem auf Gewinn, mit der falschen Figur abgewickelt und – verloren. – Ich wurde auf mein 1.e4 mit 1. … Sc6 überrascht. Danach war ich völlig von der Rolle und stand nach 2.d4 e5 3.d5 Se7 4. Lg5 h6 5.Lh4 g5 schnell auf Verlust. Die Partie machte wirklich keinen Spaß. Damit waren alle Chancen auf eine Qualifizierung weg. Da der Abend mit einem Treffen von alten Freunden lockte, waren wir schnell abgelenkt.

Runde 5 – Die 5. und letzte Runde wurde von uns beiden ohne Glanz gewonnen. Hin- und her gezogen, bis den Spielpartnern ein Fehler unterlaufen ist.

Was bleibt: Bei beiden ein schönes Wochenende in Hamburg, drei gute Partien und 3 Punkte – wir kommen nächstes Jahr wieder.

Und noch ein Nachtrag vom Webmaster: Die jeweils drei Punkte reichten bei Enrique in der Gruppe B zu Platz 18 (von 81) und bei Kim in der Gruppe F zu Platz 35 (von 96).

XVII. Neujahrs-Open in Guben

– ein Bericht von Ralf-Johannes Koch –

Vom 02.01.2014 bis zum 06.01.2014 fand nur wenige Tage nach dem Hamburger Weihnachts-Open das traditionelle Neujahrs-Open in Guben statt. Dieses Open hatte mich schon im Vorjahr durch die ruhigen Spielbedingungen und die gemütliche und preislich sehr günstige Übernachtungsmöglichkeit überzeugt. So war es für mich auch keine Überraschung, dass sich auch dieses Jahr wieder mehr als 100 Schachspieler, darunter zahlreiche Titelträger, im Landgasthof Waldow einfanden, um Sieger und Ehrenplätze auszuspielen. Star und absoluter Favorit unter den GM war der Chinese Li, Chao B. , der mit einer aktuellen Elo-Zahl von 2680 einsam an der Spitze der Setzliste stand. Es schien allerdings auch, dass seine Teilnahme und die dadurch verringerten Aussichten auf ein hohes Preisgeld einige der vorher wesentlich zahlreicher gemeldeten Titelträger von der Teilnahme abhielt.

Trotz allem war das Turnier mit sechs GM, einigen IM und WIM recht gut besetzt. Ich selbst hatte mir vorgenommen, im Rahmen meiner Möglichkeiten gutes Schach zu spielen und um jeden Punkt ausgiebig zu kämpfen, auch wenn das bei neun Runden in nur fünf Tagen sicherlich nicht allzu einfach werden würde. So startete ich zuversichtlich ins Turnier, das mir in der ersten Runde mit den weißen Steinen Leane Odoy (Pneumant Fürstenwalde) als Gegnerin bescherte. Ich erhielt aus der Eröffnung heraus eine gute Angriffsstellung und konnte diese nach gut drei Stunden zum entscheidenden Materialgewinn nutzen. Dieser Sieg in der ersten Runde bescherte mir allerdings in der zweiten Runde mit dem Polen Winicjusz Fengier (Elo 2071) einen härteren Gegner. Trotz starker Gegenwehr gelang es meinem Gegner, einen kleinen Vorteil in der Bauernstruktur ins Endspiel zu retten und diesen schließlich zum vollen Punkt zu verwerten. Auch in der nächsten Runde wurde es nicht leichter: Mein Gegner Hans Möhn mit Elo/DWZ von 2217/2200 war eine ganz andere Gewichtsklasse. Fast vier Stunden dauerte der Kampf, bis ein taktischer Schlag meines Gegners meiner Stellung den Todesstoß versetzte. Obwohl ich bis dahin nur einen Punkt aus drei Partien geholt hatte, war ich mit der Art und Weise meines Spiels bis dahin noch recht zufrieden. Es ist halt nicht so einfach, Spielern jenseits der 2000 Elo Punkte abzunehmen.

In der nächsten Runde schien meine Aufgabe leichter zu werden. Als Gegner wurde mir Alexandra Klinge (Think Rochade SC-HRO) mit Elo 1574 zugelost. Meine Gegnerin bekam die weißen Klötzchen, was mir allerdings bei meinen zuletzt guten Ergebnissen mit Schwarz wenig Sorgen bereitete. Die Partie lief dann aber völlig anders als gedacht. Vier Stunden lang musste ich mich gegen einfallsreiche und gut vorgetragene Angriffe verteidigen und erst ein taktischer Trick in schon fast verlorener Stellung brachte mich in den sicheren Remishafen. Nützt ja nichts, – Schweiß abwischen -, nächste Runde. Mein Kontrahent am Brett war der Pole Grzegor Kolodziejski. Wieder einmal erreiche ich nach der Eröffnung eine vorteilhafte Stellung, aber diesmal schafft es mein Gegner, mit genauer Verteidigung das Remis zu halten. Zum ersten Mal kam mir allerdings der Verdacht, dass ich mir – mit den zwei Turnieren in unmittelbarer Folge und den vielen Doppelspieltagen – doch etwas viel zugemutet haben könnte, denn mein Spiel in guter Stellung erschien mir bei kritischer Betrachtung recht einfallslos.

Mein nächster Gegner Carsten Zubke kommt wieder aus Fürstenwalde. Von Beginn an entwickelt sich eine offene Feldschlacht mit beiderseitigen Möglichkeiten.Nach schönen strategischen Manövern scheint mein Gegner die Oberhand zu behalten, ich kontere seinen Angriff jedoch mit nur schwer zu parierenden taktischen Drohungen. (Später werden unsere Analysen – gestützt durch Fritz und Houdini – zeigen, dass sich die Stellung trotz ihrer Unübersichtlichkeit im Gleichgewicht befand). Leider bin ich es, der die entscheidende falsche Entscheidung trifft und einen Bauern gebe. Dieses Opfer führte mich direkt in ein verlorenes Endspiel. (Tragisch für mich: das an dieser Stelle richtige Springeropfer hatte ich gesehen und auch die richtige Zugfolge berechnet, jedoch die daraus entstehende Stellung falsch beurteilt.) Trotz der Niederlage meine vielleicht schönste Partie in Guben.

An der Spitze des Turnieres macht sich inzwischen gähnende Langeweile breit. Der chinesische Großmeister ist seinen Kontrahenten haushoch überlegen und zieht gnadenlos durch (bisher 6 aus 6).

In der siebenten Runde machen sich bei mir die konditionellen Probleme stark bemerkbar. Nach dem Einstellen eines Bauern hat mein Gegner Lukas Kitze (GW Granschütz) keinerlei Probleme, mich zu überspielen und den vollen Punkt für sich zu verbuchen. Mit diesen konditionellen Problemen lässt sich dann auch erklären, dass ich in den beiden letzen Runden gegen den Polen Dariusz Wilczynski und dem Ebersbacher Torsten Scharfe gute Stellungen nur zum Remis führen konnte und mit insgesamt 3 Punkten aus 9 Partien und dem 94. Platz (von 108 Teilnehmern) doch um einiges hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben war.

Trotz allem habe ich mir vorgenommen, auch im nächsten Jahr sowohl beim Hamburger Weihnachtsopen als auch beim Neujahrs-Open in Guben wieder am Start zu sein. – Ich muss allerdings vorher eine ganze Menge für mein Durchhaltevermögen tun.

An der Tabellenspitze tat sich nichts Entscheidendes mehr: Der chinesische Schachfreund Li Chao B. siegte mit 9 aus 9 vor FM Vladimir Zhakartsov mit 7 und GM Viacheslav Zhakartsov mit 6½ Punkten.

 

Das 10. Hamburger Weihnachts-Open (Ani-Cup)

– ein Bericht von Ralf-Johannes Koch –

Wie schon in den letzten Jahren fand in der Zeit vom 27.12. – 30.12.2013 das Hamburger Weihnachts-Open – auch Ani-Cup genannt – statt. Ausrichter Suren Petrosyan hatte, wie auch in den Vorjahren, die Hamburger Jugendausbildungsstätte in Rahlstedt als Austragungsort gewählt, wo sich dann pünktlich zu Turnierbeginn 79 Teilnehmer einfanden. Als Turnierteilnehmer hatte man die Wahl, in der A-Gruppe (48 Teilnehmer) oder – bei einer DWZ bis 1800 – in der B-Gruppe (31 Teilnehmer) zu starten. Ich selbst hatte mich für das B-Open gemeldet in der Hoffnung, Kräfte zu sparen für das nur drei Tage nach Ende dieses Turniers beginnende Neujahrs-Open in Guben (7 Runden in vier Tagen bedeuten natürlich auch drei Doppelrunden). Ich war in Hamburg auf Platz 3 der Setzliste einer der Turnierfavoriten.

Schon in der ersten Runde bekamen meine Preisgeldhoffnungen einen herben Dämpfer. Nach guter Eröffnung verlor ich gegen den beim SK Marmstorf gemeldeten und an Platz 18 gesetzten Rolf Klawitter. Ich hätte gewarnt sein müssen: Beim St. Pauli Open war mir das gleiche Missgeschick gegen seinen Bruder passiert.

So eine Startniederlage kann bei einem Turnier aber auch ein rechtzeitiger Warnschuss sein. So gelangen mir in den Runden 2 bis 5 gegen die Spieler Jeremy Hommer (SC Turm Lüneburg), Anton Engst (SK Weiße Dame Hamburg), Anton Schellin (SK Weiße Dame Hamburg) und Peter Raedisch (SF Hamburg) sichere Siege. Mit „4 aus 5“ hatte ich mich ans Spitzenbrett gespielt, wo in der 6. Runde mit Valentin Andris (Schachclub Barsbüttel) der – mit 5 Siegen – bisherige Dominator des Turniers auf mich wartete. Nach einer über vier Stunden währenden Kampfpartie mit wechselnden Chancen stand fest, dass es auch mir nicht gelang, ihn in diesem Turnier zu stoppen. Souverän verwertete mein Gegner einen Endspielvorteil, wodurch sich für mich die Gelegenheit ergab, ihm als erster zum Turniersieg zu gratulieren. In der letzten Runde hieß mein Gegner Friedrich Theodor König (SC Uetersen). Nachdem die meisten Partien an den Nebentischen schnell beendet wurden, war klar, dass ein Remis uns beide in die Preisränge bringen würde – ihn auf den Platz des besten Jugendlichen und mich auf den mit einem kleinen Geldpreis honorierten 5.Rang. So kam es – Caissa möge es uns verzeihen – auch an unserem Brett zu einem relativ schnellen Friedensschluss. Erster der B-Gruppe wurde wie schon erwähnt Valentin Andris (6 Pkt) vor Michael Gude (SF Fürth – 5½ Pkt) und Tassilo Tino Mauser (SV Gryps – 5 Pkt).

In der A-Gruppe wurden, wie es bei der Siegerehrung zur Sprache kam, die Partien meist bis zum Schluss ausgekämpft. Am Ende setzte sich jedoch GM Mikail Ivanov (SF Bad Mergentheim) verdient mit 6 Punkten durch. Zweiter wurde FM Dr. Markus Hochgräfe (SC Diogenes) 5½ Pkt. vor dem Lokalmatador IM Hannes Langrock (HSK) 5 Pkt.

Auch dieses Jahr war der Ani-Cup wieder ein Turnier, das weniger durch großen Komfort und Luxus am Austragungsort, als durch eine ruhige und sachliche Spielatmosphäre besticht und ist nach dem Ende des Travemünder Opens sicherlich auch für einige unserer Mitglieder eine denkbare Turnieralternative.

 
Und hier der vom Webmaster erbetene Nachtrag zum folgenden Bericht von R.J. Koch

Noch bevor ich Euch vom Ani-Cup in Hamburg und vom Neujahrs-Open in Guben berichte, möchte ich erst einmal auf die von unserem Webmaster gestellte Frage hinsichtlich meiner nächtlichen Rückkehr aus Hamburg antworten. Schon vor der Meldung zum Klubturnier des HSK – nämlich beim Studium der Fahrpläne im Internet – hatte ich bemerkt, dass sich bei längeren Partien durch den Fahrplan der DB meine sofortige Rückkehr nach Eckernförde doch stark verzögern würde: Die letze durchgängige Verbindung war ab Hamburg Hbf 23:21 Uhr, an Eckernförde 01:10 Uhr.

Die Frage, ob ich trotz dieses Umstands am Klubturnier teilnehmen sollte, stellte sich mir nur kurz. Ich nahm mir einfach vor, diese „zeitlichen Schwierigkeiten“ gar nicht weiter zu beachten und mich vor allen Dingen davon während der Partien nicht unter Zeitdruck setzen zu lassen. Um auch bei langen Partien (es kam drei Mal vor) während meiner Heimfahrt warm und trocken zu sitzen, fand ich folgende Lösung: Ich stieg um 00:28 Uhr in den Regionalexpress Hamburg – Kiel und fuhr mit diesem bis Neumünster. Dort stieg ich um 01:47 Uhr wieder in den Zug nach Hamburg. Erkundigungen beim Zugpersonal hatten ergeben, dass dieser Zug um 03:10 Uhr wieder von Hamburg nach Kiel fahren würde. Ausgerüstet mit einer Thermoskanne Kaffee und einem Notebook zur Partieanalyse mit Fritz und Houdini, verging die Zeit wie im Flug. Von Kiel aus hatte ich dann gleich Anschluss nach Eckernförde, wo ich dann am frühen Morgen um 05:50 Uhr eintraf. Ich musste zwar für meine Teilnahme eine ganze Menge Zeit investieren, aber auf Grund des Spaßes und der gemachten Erfahrung hat sich dieser Aufwand für mich mit Sicherheit gelohnt.

 

2013 – Als Gast beim Klubturnier des Hamburger Schachklubs

– ein Bericht von Ralf-Johannes Koch –

Die Vorgeschichte

Beim St.Pauli-Open 2013 unterhielt ich mich mit dem HSK-Schachspieler Stanislaw Frackowiak über unsere als nächste geplanten Turnierteilnahmen. Auf meine Bemerkung, dass es in Schleswig-Holstein leider nicht allzu viele Turniere gäbe, bekam ich von ihm folgenden Tipp: „Spiel doch einfach als Gast beim Klubturnier des HSK mit. Du kannst dich im Internet anmelden und hast mit diesem Turnier bis Weihnachten was zu tun.“

Wieder zu Hause angekommen, erinnerte ich mich an das Gespräch und machte mich auf der Webseite des HSK (ohnehin eine der interessantesten Webseiten eines Schachvereins) erst einmal schlauer über Art und Durchführung des Turniers. Dort erfuhr ich, dass sich dieses Turnier ähnlich wie unsere Vereinsmeisterschaft über mehrere Monate hinzieht und dass man für dieses Turnier in Leistungsgruppen eingeteilt wird und sich für eine Dienstags- oder Freitagsgruppe bewerben kann.

Kurz entschlossen meldete ich mich meiner DWZ entsprechend für eine Freitagsgruppe der C-Klasse (unter 1800 DWZ). Ein paar Tage später erhielt ich vom HSK meine kompletten Turnierunterlagen zugesandt: Spielplan, Namen der Gegner, E-Mail Adressen meiner Gegner für Absprachen bei nötigen Terminverlegungen usw.

Ich war mit acht anderen Spielern in Gruppe C-3 eingeteilt worden. Aufgrund meiner DWZ war ich zumindest einer der Favoriten auf den Gruppensieg, jedoch wusste ich aus meinen Erfahrungen in verschiedenen Turnieren, dass die DWZ bei jüngeren HSK-Spielern auf Grund der guten Jugendarbeit des Vereins oft mit der Spielstärkeentwicklung dieser Spieler nicht mithalten kann und sie oft schon wesentlich stärker spielen, als die Wertungszahl es aussagt. Und dass mit den reiferen HSK-Veteranen immer zur rechnen ist, zeigt uns ja unser Webmaster schon seit vielen Jahren. So freute ich mich schon im Voraus auf spannende Partien, wobei diese Spannung noch dadurch gesteigert wurde, dass ich in der 1.Runde am 20.09. auf Grund der ungeraden Teilnehmerzahl spielfrei war und erst einmal aus der Ferne auf die Ergebnisse meiner Konkurrenten warten musste.

2. Runde (27.09.13)

Gleich in meiner ersten Partie musste ich mit Pauls Plate gegen den nach meiner Meinung größten Mitstreiter um einen der vorderen Tabellenplätze antreten. Meine Datenbank verriet mir, dass mein Gegner ein jüngerer Spieler mit Stärken im positionellen Spiel sein würde, also nicht gerade das, was mir als Gegner liegen würde. Ich kam sehr gut aus der Eröffnung heraus, stand sehr gut – wenn nicht sogar besser – aber dann fand ich keinen sinnvollen Plan, machte einige ungenaue Züge und musste schließlich in schon schlechterer Stellung einen Bauern geben. Das entstandene Endspiel brachte mein Gegner sicher nach Hause und umschiffte auch eine von mir ausgelegte Pattfalle mit Bravour.

3. Runde (18.10.13)

Mit einer Null ins Turnier gestartet, erwartete mich in dieser Runde der nächste spielstarke junge Hamburger. Wollte ich im Turnier noch ein Wörtchen mitreden, musste ich mit Schwarz gewinnen. Keine leichte Aufgabe! Mein Gegner Lars Hammann kam sehr gut aus der Eröffnung heraus und machte fürchterlich Druck. Erst nach über drei Stunden Spielzeit konnte ich mich befreien und bekam Gegenspiel. Einige etwas ungenaue Verteidigungszüge meines Kontrahenten folgten und ich konnte meinen ersten Sieg einfahren.

4. Runde (25.10.13)

An diesem Spielabend wartete mit Ralph Bernhard der nächste Spieler mit jugendlichem Elan. Ich versuchte ihn in der Eröffnung mit der Nimzowitsch-Larsen Eröffnung zu überraschen. Denkste!! – Ohne viel Bedenkzeit zu verbrauchen, wählte er eine Variante, die ich erst vor zwei Monaten beim Kieler Open gegen den Briten Hugh Ditmas auf dem Brett hatte und die damals zu einem von mir verlorenem Endspiel geführt hatte. Sollte ich diesmal Opfer einer gegnerischen Vorbereitung geworden sein? Nein, zu meinem Glück hatte ich die Partie vom Kieler Open seinerzeit mit meinem Gegner ausführlich analysiert und wir hatten gemeinsam gefunden, wie Weiß das schlechte Endspiel vermeiden und eine Erfolg versprechende Stellung erreichen kann. Schnell erreichte ich ein für mich gewonnenes Endspiel, das ich sicher zum Sieg führte. Wieder einmal hatte sich gezeigt, dass eine nachträgliche Analyse mit dem Gegner keine verschenkte Zeit ist, sondern oft als Vorbereitung auf eine andere Partie dienen kann.

5. Runde (08.11.13)

Nach den beiden erfolgreichen Runden ging ich voll motiviert in die Vorbereitung auf die nächste Partie. Der Spielplan bescherte mir als Gegner einen Herrn Rahim Kazemi Sresht. Von seiner DWZ zwischen 1500 und 1600 eigentlich ein machbarer Gegner, aber schon beim Ansehen seiner Partien in meiner Datenbank stellte ich fest, dass diese Partie mit Sicherheit kein Selbstläufer werden würde. Ich stellte fest, dass mein kommender Gegner gelegentlich ohne weiteres gegen stärkere Spieler punktete, aber auch gegen nominell wesentlich schwächere Kontrahenten verlor. (Das kann man allerdings von mir selbst auch behaupten). Er spielt 1.e4 – ich „Pirc“ – klassische Aufstellung mit Weiß . Nach 10 oft gespielten Zügen geht die Partie richtig los! Wenige Züge später gewinne ich einen Springer gegen einen Bauern – und ich schalte geistig für die nächsten Züge ab. (Der Schachspieler, der behauptet, ihm sei das noch nie passiert, schwindelt). Als ich mich entschließe, dem Ziehen meiner Figuren wieder einen tieferen Sinn zu geben, habe ich zwar immer noch eine Mehrfigur, aber 3 Bauern weniger und eine verlorene Stellung. Fazit: Eine unnötige Niederlage!

6. Runde (15.11.13)

Auf diese Runde hatte ich mich schon im Vorfeld gefreut! Gegner heute: Der Auslöser der ganzen Ereigniskette: Stanislaw Frackowiak. Wir waren uns schon beim Haspa-Open Bargteheide und beim St.Pauli-Open als Spielpartner zugelost worden und die Bilanz der bisherigen, stets ausgekämpften Partien ist ausgeglichen. Ich eröffne Englisch und erhalte im Mittelspiel die Initiative. Mein Gegner verteidigt sich zäh und umsichtig. Es gelingt mir nur, in ein für mich leicht vorteilhaftes Endspiel abzuwickeln. Nach über vier Stunden Spielzeit mündet dieses Endspiel in eine lange Kombination, dessen Endstellung nach meiner Einschätzung für mich gewonnen ist. Ich habe recht! Aber mit meinem ersten Zug nach dieser Kombi mache ich einen Riesenfehler und gebe ihm die Möglichkeit, seinen Turm zu opfern und ins Remis zu entwischen. Banges Warten! Sieht er´s? Oder nicht? Eine Situation, die wohl unzählige Schachspieler schon am Brett hatten. Er zieht. Er hat´s nicht gesehen. Frohlocken, Hände reiben! Zwei Züge weiter gibt mein Gegner auf.

7. Runde: (22.11.13)

Mein Gegner in dieser Runde heißt Werner Krause und scheint nach seinen bisherigen Ergebnissen auch immer für eine Überraschung gut zu sein. Er scheint sich meine Partie aus der 5.Runde genau angesehen zu haben, denn es kommt wieder zur klassischen Pirc-Verteidigung. Von den schlimmen Erfahrungen aus dieser Runde geprägt, wähle ich eine ruhigere Fortsetzung mit der Folge, dass ich zwar eine recht sichere Stellung habe, aber meinem Gegner lange die Initiative überlasse. Als sich nach über drei Stunden die Stellung im Gleichgewicht befindet und Gewinnversuche auf beiden Seiten nur geringe Erfolgsaussichten haben, einigen wir uns auf Remis.

8. Runde: (06.12.13)

Dieser Spieltag wird mir lange in Erinnerung bleiben. Für mich hatte diese Partie fast den Charakter einer Simultanveranstaltung mit vielen Gegnern. Die Gegner heute: Ein Tiefdruckgebiet mit Sturmböen, die Deutsche Bundesbahn, eine Sturmflut in Hamburg und vom HSK ein Spieler mit Namen Björn Beilfuß. Durch diese ganzen Begleitumstände wurde es die anstrengendste Partie des ganzen Turniers. Aber lasst mich von Anfang an erzählen. Schon seit Tagen war in den Medien vor dem Sturmtief und Hamburger Hochwasser gewarnt worden. Die Bundesbahn hatte schon im Voraus bekanntgegeben, dass sie mit Verspätungen und Zugausfällen rechnete. Aber als Gast beim HSK mitspielen und dann eine Partie wegen eines „lauen Lüftchen“ verschieben oder ausfallen lassen? Niemals!! Um trotz der angekündigten Verspätungen rechtzeitig um 19:00 Uhr im Klubheim des HSK anzukommen, machte ich mich schon mittags auf den Weg. Erster Wegpunkt: Eckernförder Bahnhof. Zug nach Kiel leider Fehlanzeige, Zugverkehr eingestellt. Mit Schienenersatzverkehr (Bus) nach Kiel Hauptbahnhof. Zug nach Hamburg leider Fehlanzeige. Grund: Baum auf Schienen in der Nähe von Wrist. Vom Bahnpersonal in Kiel bekam man die Auskunft: „Fahren sie erst mal nach Lübeck und von da nach Hamburg. Das klappt noch!“ Okay, also rein in die Regio nach Lübeck und ab geht die Fahrt. In Preetz war Ende. Baum auf Schienen – Rückfahrt nach Kiel. Die meisten Menschen hätten jetzt wohl auf die Schachpartie verzichtet und versucht, diese über den Turnierleiter zu verschieben. Wie meine Frau mir allerdings öfter mal versichert, habe ich einen typischen Schleswig-Holsteiner Dickkopf! Neue Erkundigung beim Servicepersonal der DB in Kiel. Neue Auskunft: „Suchen sie sich drei weitere Hamburg-Willige, die Deutsche Bahn gibt ihnen dann einen Taxischein nach Lübeck, um von da weiter nach Hamburg zu fahren.“ Also ab nach Lübeck im Taxi! Von dort bekam ich dann endlich einen Zug nach Hamburg. Bemerkenswert: Der fuhr tatsächlich pünktlich. Vom Hauptbahnhof zur U-Bahn- Station Ritterstraße – endlich da – pünktlich 18:45 Uhr.

Zur Partie gab es dann eigentlich nicht viel zu sagen. Mein Gegner stand nach der Eröffnung etwas unglücklich und versuchte, sich dann mit Gewalt aus passiver Stellung zu befreien. Kombi mit Gewinn von zwei Bauern und herrlicher Angriffsstellung. Am Ende mattgesetzt. Aber durch das Drumherum ein sehr schwer erkämpfter Punkt. Ach ja, die Rückfahrt war ähnlich abenteuerlich wie die Hintour und hat mein Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Deutschen Bundesbahn doch stark erschüttert. Am nächsten Morgen um halb sieben war ich wieder zu Hause.

9. Runde

Mein letzter Gegner in diesem Turnier war ein Herr mit Namen Helmut Jürgens. In meiner Datenbank fand ich Partien von einem HSK-Spieler dieses Namens aus den 80er Jahren. Ich musste also mit einem sehr erfahrenen Kontrahenten rechnen. Den Partien nach scheint er auch noch taktisch sehr gefährlich zu sein. Außerdem drohte ihm der Abstieg in die D-Klasse. Kurz gesagt, ich war sicher, dass es zum Abschluss des Turniers noch einmal eine große Kampfpartie geben würde. Herr Jürgens legte los wie die Feuerwehr und setzte mich unter Druck. Um diesen zu mindern, gab ich den d-Bauern, aber mein Gegner setzte mir weiterhin schwer zu. Erst im Endspiel gelang es mir, eine vorteilhafte Stellung zu erreichen und trotz starker Gegenwehr meines Gegners den vollen Punkt einzufahren.

Mit 5½ Punkten belegte ich punktgleich mit dem Zweiten Ralph Bernhard den 3. Platz. Verdienter Sieger wurde Pauls Plate mit 6½ Punkten. Er war einfach der konstanteste Spieler. Trotz des langen Reiseweges hat die Teilnahme am HSK-Klubturnier großen Spaß gemacht. Das Turnier wurde von Andreas Schild wirklich hervorragend organisiert und geleitet und es macht auch von der Spielatmosphäre her einen Unterschied, ob an einem Vereinsturnier wie bei uns an 8-10 oder an 30 Brettern gespielt wird. Hervorheben möchte ich auch die Freundlichkeit, mit der man beim HSK als Gast empfangen wird, man merkt einfach, dass sich hier Leute treffen, die gern Schach spielen. Wer eine spannende Partie spielen möchte, ist beim HSK- Klubturnier immer richtig und wenn die Gesundheit mitspielt, habe ich mir vorgenommen, auch beim Klubturnier 2014 wieder mit dabei zu sein.

Anmerkung des Webmasters: Das Klubturnier des HSK beginnt abends um 19 Uhr und da der letzte Zug der DB mit Anschluss nach Eckernförde Hamburg etwa um 22:30 Uhr verlässt, habe ich Ralf Koch entgeistert gefragt, wie er die nächtliche Rückkehr bewältigt, denn mir ist bekannt, dass er kein Auto hat. Er hat es mir erzählt, aber ich hoffe noch auf einen Originalbericht aus seiner lebendigen Feder. Selbst wenn er sich dazu bereit erklärt, wird es allerdings einige Zeit dauern, denn er hat zwischen Weihnachten und Sylvester ein weiteres Turnier in Hamburg gespielt und spielt aktuell in Guben in einem Open – das ist Schachbegeisterung!