Alle Jahre wieder! – zum zehnten Mal stellte sich Edmund Lomer – Ratsherr, Spitzenspieler und Ehrenvorsitzender unseres Vereins – der Herausforderung zum Simultanspiel im Ratssaal des Rathauses. Auch in diesem Jahr fanden sich 17 Spieler ein, die unter den Bedingungen eines Simultanspiels gegen Lomer einen Sieg oder zumindest ein Unentschieden einfahren wollten. Die Voraussetzungen für eine derartige Überraschung sind nicht schlecht, muss sich doch der Simultanspieler – in der Runde von Gegner zu Gegner wandernd – im Durchschnitt alle 10 Sekunden für einen Zug entscheiden, um in angemessener Zeit das Programm zu absolvieren. Seine Gegner haben den Nachteil, dass sie ziehen müssen, wenn der Simultanspieler an ihr Brett tritt – da wundert sich mancher Spieler, wenn Lomer schon nach scheinbar kurzer Zeit wieder vor seinem Brett steht und den gegnerischen Zug anfordert.

Die Veranstaltung wurde eröffnet durch Stadtrat Rainer Bunte, der ein Grußwort des Bundesfinanzministers Dr. Schäuble verlas. Dr. Schäuble ist ein begeisterter Schachspieler, der seit Jahren – und wenn seine Pflichten es ihm gestatten – genau wie Edmund Lomer am alljährlichen Berliner Politikerschachturnier teilnimmt. Daher rührt auch die Bereitschaft, für das Eckernförder Simultanturnier ein Grußwort zu schreiben.

17 Gegner  traten gegen Lomer an, darunter viel Prominenz und insbesondere einer, der trotz fortgeschrittenen Alters das Schachspiel nicht lassen und die Simultanveranstaltung nicht missen kann: unser Altbürgermeister Kurt Schulz hat bisher keine der Veranstaltungen verpasst und Lomer im Laufe der bisherigen neun Spiele ein Unentschieden entrissen und eine Niederlage beigefügt. In diesem Jahr war ihm eine Wiederholung dieser Erfolge allerdings nicht vergönnt. Nach längerem Kampf musste er sich geschlagen geben. Ganz anders erging es dem ehemaligen Standortältesten Hans-Jürgen Schäfer: kombinationsmäßig gestärkt von der Teilnahme an der Senioreneinzelmeisterschaft im letzten Herbst in Eckernförde, setzte er Lomer – dem ein vermeintlicher Bauergewinn auf c7 wohl vorübergehend die Schärfe des Verstandes raubte – einzügig durch Dxf2 matt.

Ein weiterer Sieg gelang Enrique Ruiz Hampel. Dessen Sieg war allerdings nicht sehr überraschend, weil Lomer und Ruiz Hampel etwa die gleiche Spielstärke haben und der Simultanspieler durch die Aufteilung seiner Kräfte auf 17 Spieler einen erheblichen Nachteil hat, so dass er normalerweise gegen gleich starke Spieler nicht bestehen kann.

Ganz anders ist der Erfolg seiner knapp 11-jährigen Tochter Lisa Ruiz zu werten. Sie leistete erheblichen und gesunden Widerstand und als die Partie in fortgeschrittenem Zustand schon zum Unentschieden neigte, stellte Lomer einen seiner beiden Türme ein. Diesen Vorteil nutzte Lisa zielstrebig zum Sieg, wobei sie noch den Triumph auskostete, dass sie das abschließende dreizügige Matt einen Tick eher entdeckte als ihr Vater.

Es gab auch zwei Partien, die unentschieden endeten. In einer dieser Partien führte Hanfried Kiesbye, ehemaliger Direktor des Jungmanngymnasiums, die schwarzen Steine. Kiesbye spielt seit etwa einem Jahr wieder aktiv Schach und ist kürzlich bis in die Pokalendrunde unseres Vereins vorgedrungen. Durch einen Sieg gegen Lomer hätte er die Saison sehr erfolgreich beenden könne, aber weil er einer der letzten Spieler in der Runde war und der Simultanspieler dadurch immer schneller vor sein Brett trat, fehlte ihm die Zeit, um siegreiche Fortsetzungen seiner gut stehenden Partie zu finden. Deshalb einigten sich die Kontrahenten auf Unentschieden.

Der letzte noch spielende Gegner war Karl-Heinz Huber, lebende Verkörperung einer Eckernförder Schachdynastie. Sein Großvater war Mitbegründer des ESC, sein Vater zwischen 1938 und 1978 14-facher Klubmeister und er selbst hat anscheinend von beiden die Schachgene geerbt. Obwohl Schach nicht praktizierend, bereitete er Lomer erhebliche Schwierigkeiten und konnte in ein Endspiel mit Qualitätsvorteil abwickeln, das er sehr konsequent behandelte. Die Gewinnchancen waren absolut realistisch, zum Ende fehlten ihm aber einige technische Kenntnisse, so dass Lomer sich erleichtert in ein Remis retten konnte.

Alle anderen Partie konnte Lomer siegreich beenden, so dass nach zweieinhalb Stunden Spieldauer das Endergebnis mit mit 13:4 zu Lomers Gunsten feststand. Gefragt, wie oft er diese Veranstaltung noch ausrichten wolle, antwortete er: „Bis ich in einem dieser Wettkämpfe unterliege“.