In der Zeit vom 11. bis 19. Februar 2008 ist in Dresden zum 10. Mal die Europäische Mannschaftmeisterschaft der Senioren ausgetragen worden. Unser Verein beteiligte sich mit zwei Spielern an dieser Meisterschaft, wobei unser Vorsitzender Edmund Lomer am Spitzenbrett der Mannschaft aus Schleswig-Holstein spielte und unser Jugendtrainer Claus Langmann auf Grund seiner mehr als 60-jährigen Mitgliedschaft im Hamburger Schachklub für diesen Verein antrat. 

Die Mannschaft aus Schleswig-Holstein

Edmund Lomer

Franz Felser

Manfred Zimmermann

Rudolf-Rainer Gehrmann

Dorit Gehrmann

Edmund Lomer berichtet über die Ergebnisse seiner Mannschaft aus seiner Sicht als Mannschaftsführer:

„Erste Aufgabe des Berichterstatters war es, im Auftrag des Seniorenbeauftragten  von Schleswig-Holstein, Helmut Jensen, vier Mitstreiter für dieses attraktive Turnier zu gewinnen. Nach einiger Mühe wurden Franz Felser (Flintbek), Manfred Zimmermann (Kiel) – nur für die ersten vier Runden verfügbar – sowie Rainer-Rudolf  und Dorit Gehrmann (beide Eutin) für eine Teilnahme gewonnen. So trat ein gut harmonisierendes Team an, das sich angesichts der zumeist deutlich ELO-höherwertigen Gegnerschaft recht wacker schlug und auch bei Niederlagenserien eines Einzelnen mit Trostworten half.

Um den begehrten Titel spielten 68 zumeist hervorragend besetzte Mannschaften mit insgesamt 309 Teilnehmern aus 18 Nationen. Der Wettkampf ging an jeweils vier Brettern über neun Runden nach Schweizer System (pro Tag eine Runde mit praktisch unbegrenzter Spielzeit, da es für jeden Zug 30 Sekunden zusätzlich gab).

Als hohe Favoriten galten Stiller Don Rostov  (ELO-Schnitt 2468), Tschechien (2403), Deutschland (2395) mit GM Wolfgang Uhlmann, IM Anatoly Donchenko, GM Hans-Joachim Hecht, IM Klaus Klundt und GM Dr. Burkhardt Malich sowie das Team aus Moskau (2393).  Der zweifellos bekannteste Spieler des Turniers war Seniorenweltmeister GM Dr. Viktor Korchnoi (2605) am Spitzenbrett der Schweiz.

Turniersieger wurde nach spannenden neun Runden die Mannschaft „Tschechien“ mit 16:2 Mannschaftspunkten vor „Stiller Don Rostov“ und „Moskau“ (je 15:3) sowie „Deutschland“, „Catalonia“ und „WIS Odessa“ (je 13:5).

Mit der Brettfolge: Lomer (2119), Felser (2037), Zimmermann (1924), R. Gehrmann (1991) und D. Gehrmann (1945) waren wir nach der Setzliste auf Rang 50 eingeordnet. Es gelang uns, diese Plazierung bei der Endabrechnung geringfügig zu verbessern: Platz 47  für Schleswig-Holstein war durchaus achtbar und ein in der Schlussrunde am 1. Brett durchaus greifbarer halber Punkt mehr  hätte sogar  noch einen deutlichen Sprung nach oben ergeben.

Von Runde zu Runde:

Runde 1 begann aus unserer Sicht mit einem Paukenschlag! Gegen Norwegen 1 (Setzliste Nr. 16 mit einem ELO-Schnitt von 2244)  gelang uns ein 2½:1½-Sieg. Zunächst führte Dorit Gehrmann das Spiel durch alle Fallstricke zu einem sicheren Remis gegen Nordby (2186). Franz Felser lenkte ein schwieriges Doppelturmendspiel mit Minusbauern ins remisliche Fahrwasser. Als FM Kristiansen (2253) einen vergifteten Bauern schlug, gewann Felser mit dem vierten Bauerndoppelschritt Figur und Partie. Manfred Zimmermann spielte sicher remis in einem Springer/Läufer-Endspiel gegen Gundersen (2254). Edmund Lomer opferte gegen FM Hoen (2284) früh eine Figur und erreichte eine komplizierte Stellung, in der sein Gegner eine Qualität zurückgeben musste. In der Folge lenkte Lomer in eine Remisstellung ein. Damit war der Sieg perfekt – wir waren das einzige Team aus der unteren Hälfte der Setzliste, das gewonnen hatte. Und dennoch war es ein Sieg mit tragischen Folgen, denn in den folgenden Runden ging die Mannschaft und insbesondere Brett 1 durch ein Stahlbad übermächtiger Gegner.

Bereits in Runde 2 hatten wir gegen Salzburg (Setzliste 18, ELO-Schnitt 2219) keine Chance und verloren ½:3½. Nur Dorit Gehrmann trotzte allen gegnerischen Bemühungen Wöbers (2150) durch ihr Remis. Edmund Lomer,  Manfred Zimmermann sowie Rainer Gehrmann verloren ihre Spiele gegen FM Dr. Opl (2313), Weinwurm (2177) – den Sieger des Seniorenturniers in Eckernförde im vergangenen Herbst –  und Winiwarter (2187).

Die 3. Runde brachte uns mit Bahn-Sozialwerk 1 (Setzliste 35, ELO-Schnitt 2138) einen schlagbaren Gegner – und es gab in der Tat mit 2½:1½ den zweiten Sieg. Franz Felser gewann gegen Weiß (2227) mittels einer Springergabel und auch Rainer-R. Gehrmann gewann gegen Schäfer (1984) durch Eroberung einer Leichtfigur. Manfred Zimmermann nutzte nach guter Spielanlage gegen Kugelmann (2213) nicht alle Möglichkeiten zum Gewinn, da er aber durch sein Remis den Mannschaftssieg sicherte, tat der Verlust von Dorit Gehrmann  gegen Fleuch (2126) nicht mehr weh.

In der 4. Runde schaffte unser Team den dritten Mannschaftssieg mit 2½:1½ und das gegen die starken Schweden I (Setzliste 22, ELO-Schnitt 2206)! Zwar verlor Edmund Lomer im Endspiel gegen Malmdin (2268), aber Franz Felser hielt mit eisernem Willen eine schlechte Position gegen FM Nordstrom (2198) remis und Manfred Zimmermann kam nach schwierigem Mittelspiel wie Phönix aus der Asche und gewann zur großen Freude des Teams gegen Svensson (2179) ebenso wie  Rainer-R. Gehrmann  gegen Akvist (2178), weil dieser unbedingt gewinnen wollte und überzog.

In Runde 5 wurde der überraschende Höhenflug leider beendet, da wir gegen Wroclaw (Setzliste 12, ELO-Schnitt 2260) knapp mit 1½:2½ unterlagen. Edmund Lomer verlor gegen GM Schmidt (2404), während Franz Felser ebenso wie Rainer-R. Gehrmann sichere Remis gegen FM Kot (2293) bzw. Cylwik (2073) erreichten. Dorit Gehrmann schließlich erkämpfte durch Dauerschach ein Remis gegen Bakalarczyk (1996).

Auch in  Runde 6 gab es kein Erfolgserlebnis für uns: Gegen England A  (Setzliste 26, ELO-Schnitt 2191) zogen wir mit 1½:3½ den Kürzeren, wobei Edmund Lomer nach gutem Mittelspiel das Endspiel gegen James (2189) verdarb und auch Rainer-R. Gehrmann gegen Pelling (2170) sowie Dorit Gehrmann gegen Reuben (2150) verloren. Nur Franz Felser rettete in höchster Not gegen Scholes (2152) mit dem letzten Zug – ein Geistesblitz – das Remis.

In Runde 7 bekamen wir mit Wien (Setzliste 20, ELO-Schnitt 2209) erneut einen starken Gegner und unterlagen klar mit ½:3½. Edmund Lomer verlor gegen FM Roth (2209) und Franz Felser erlitt gegen FM Dr. Titz (2205) in einem Läufer-Springer-Endspiel bei Minusbauer seine erste Niederlage. Nur Rainer-R. Gehrmann erreichte ein stolzes Remis gegen IM Dr. Dückstein (2252). Wegen Krankheit konnte Dorit Gehrmann nicht an diesem Tag antreten.

Die 8. Runde brachte mit D. D. Oranjeteam (Setzliste 43, ELO-Schnitt 2055) einen Gegner, dem wir durchaus standhalten konnten – es gab ein verdientes 2:2. Franz Felser gewann gegen Oud (2023) und Rainer-R. sowie Dorit Gehrmann spielten gegen Vink (2058) bzw. van Bellen (1888) remis. Leider gelang es Edmund Lomer nicht, seine Partie gegen Ghijsen (2178) zu halten – nach den Niederlagen gegen starke Gegner mangelte es ihm an spielerischer Sicherheit, in der lange Zeit ausgeglichenen Partie zu punkten.

Der gute Wille war bei allen von uns da, in der  9. Runde mit einem Sieg gegen Luxemburg (Setzliste 34, ELO-Schnitt 2144) das Punktekonto auszugleichen und mit dann 9:9 Mannschaftspunkten eine ordentliche Plazierung zu erreichen. Zwar gewann Dorit Gehrmann durch eine gut durchgerechnete Opferwendung gegen Schammo (2103) und Rainer-R. Gehrmann sowie Franz Felser spielten gegen Rasmussen (2095) bzw. Stull (2184) remis, aber am Spitzenbrett spielte sich ein Drama ab. Edmund Lomer hatte gegen Feller (2195) eine erfolgverheißende Stellung auf dem Brett, die zwar durch ein Scheinopfer des Gegners in Remisbahnen geriet, aber dennoch haltbar schien. Leider entschied im Endspiel ein Randbauer nebst Springer (wenn es doch der falsche Läufer gewesen wäre!) gegen Lomer, wodurch das 2:2 feststand.

Dr. Gerhard Schmidt leitete gemeinsam mit zahlreichen Helfern das Mammutturnier gewohnt souverän, ihm gebührt ein herzliches Dankeschön! Das vielseitige, von Frau Dr. Schmidt organisierte  Rahmenprogramm  bot interessante Möglichkeiten für fast jeden Geschmack:

Besichtigungen (z.B. in das neue Grüne Gewölbe), Ausflüge in die nähere Umgebung oder ein Besuch der Semperoper sorgten für genügend Aktivitäten außerhalb der Schachbretter. Auch ihr danken wir herzlich für die gute Betreuung. Einige nutzten auch die gute Gelegenheit, die Schachvilla von Monika und Manfred Mädler im Villenvorort Blasewitz aufzusuchen – eine reichhaltige Bibliothek, Schachspiele und -utensilien aller Art laden zum Stöbern und Entdecken ein.

Fazit: Dresden ist eine Reise wert und auch der Chronist hat etwas gewonnen: Viel Erfahrung – Punkte wären mir allerdings lieber gewesen, aber vielleicht beim nächsten Mal.“

Die Mannschaft des Hamburger Schachklubs

von Karl-Heinz Nugel

liegt leider kein Foto vor.

Karl-Heinz Nugel 3 ½ (9)

Theo Gollasch 3 ½ (9)

Werner Schirmer 5 (9)

Claus Langmann 3 (9)

Nachdem unser Jugendtrainer Claus Langmann im vergangenen Jahr bei der 9. Europäischen Mannschaftsmeisterschaft der Senioren für die Mannschaft von Schleswig-Holstein ans Brett getreten war, zog es ihn – auf Grund langjähriger Verbundenheit – nach 2001 in diesem Jahr zum zweiten Mal zur Mannschaft des Hamburger Schachklubs. Zusammen mit Karl-Heinz Nugel, Theo Gollasch und Werner Schirmer – alles Bekannte aus Jugendtagen – wurde diese Mannschaft an Platz 44 gesetzt. Auch diese Mannschaft erlebte ihre Höhenflüge und erlitt ihre Niederlagen und landete schließlich – das war ihr stiller Ehrgeiz – vor der Mannschaft von Schleswig-Holstein auf Platz 46, allerdings mit dem denkbar knappsten aller Vorsprünge, nämlich mit nur einem halben Brettpunkt.

Unsere Erste auf Aufstiegskurs, unsere Zweite erstmals auf einem Nichtabstiegsplatz!

Am 10.02.08 festigte unsere erste Mannschaft durch einen weiteren Kantersieg von 6½:1½ gegen die Schachvereinigung Friedrichsort die Führungsposition in der Tabelle der Verbandsliga Nord und steuert ungefährdet dem Wiederaufstieg in die Landesliga entgegen. Obwohl Spitzenspieler Manfred Homuth am ersten Brett dem Friedrichsorter Schalla unterlag, konnten unsere nominell besseren Spieler diesen Verlust an den anderen Brettern  wettmachen und den auch in der Höhe verdienten Sieg erzielen. 

Am selben Tag schaffte die zweite Mannschaft gegen den Schleswiger SV mit 4½:3½ ihren ersten Saisonsieg und konnte damit erstmals einen Nichtabstiegsplatz erreichen, obwohl wir denkbar schlecht in den Wettkampf starteten. Jens Salzmann und der U-16 Bezirksjugendmeister Alexander Koch stellten nämlich beide im Mittelspiel eine Figur ein und verloren dadurch sehr schnell. Auch Ulrich Bußmeier, der bis dahin beste unserer Spieler, verlor schon nach kurzer Zeit gegen den Schleswiger Drebes. Zu diesem Zeitpunkt stand am Spitzenbrett Enrique Ruiz Hampel auf Gewinn, während Rolf Möller an Brett 2 sehr gedrückt stand. Die restlichen Bretter waren ausgeglichen. Nach der vierten Spielstunde wendete sich das Blatt, Enrique Ruiz Hampel, Gerd Wiechmann, Matthias Braun und Ralf-Johannes Koch konnten ihre nunmehr besseren Stellungen gewinnen und Rolf Möller seine Stellung remis halten. Damit war der erste Saisonsieg perfekt. Nun gilt es, an diese Leistung anzuknüpfen und die Klasse zu halten.

 

Knappe Niederlage beim Mannschaftspokal

In der ersten Runde des Mannschaftspokals hatte unsere Mannschaft Lospech und wurde gegen den SV Lübeck, den ehemaligen Deutschen Meister und derzeitigen Spitzenreiter der 2. Bundesliga gelost. Doch der Mannschaftskampf entwickelte sich anders, als der drei Klassen höher spielende Bundesligist es wohl erwartet hatte. An Brett 2 konnte sich Thomas Böhm nur in ein Dauerschach retten, weil Gerd Wiechmann seine druckvolle Stellung leider nicht in einen Sieg verwandeln konnte. Auch Matthias Braun konnte seine Stellung gegen den Lübecker Knop remis halten. Nur Rolf Möller und Enrique Ruiz Hampel standen auf Verlust. Nach drei Stunden Spielzeit konnte Rolf Möller nach einem Figurenverlust seine Stellung nicht mehr halten und musste aufgeben. Am ersten Brett spielte der Lübecker Ehrke auf einmal leichtsinnig und Enrique Ruiz Hampel konnte sich in eine Remis-Stellung retten, womit die knappe Niederlage mit 1½:2½ feststand. Trotz der Niederlage hatte die Mannschaft Moral bewiesen und gezeigt, dass man auch gegen stärkste Mannschaften mithalten kann.

 

Das Grab von Robert J. Fischer